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Erschließung und Vermarktung des Wohngebiets "Am Schleifweg" nach fünf Jahren beendet Einstiges Gartenquartier ist Wohnadresse

Von Julia Bruns 26.11.2013, 02:13

38 Familien mit 31 Kindern leben heute im Wohngebiet "Am Schleifweg" in Wernigerode. Bis vor fünf Jahren war das Viertel noch eine Gartensiedlung - eine Verwandlung, die sich sehen lassen kann.

Wernigerode l Sie tragen so schmackhafte Namen wie Mirabellenwiese, Quittengrund, Kirschweg, Birnenstieg und Apfelweg - und sie sind zum Zuhause für 38Familien in Wernigerode geworden. Diese fruchtig-klingenden Straßen führen allesamt zum Schleifweg, der Burgbreite und Stadtfeld miteinander verbindet.

Noch bis vor Kurzem war das Viertel eine Kleingarten-Siedlung. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat die Wernigeröder Stadtverwaltung dort ein modernes Wohngebiet etabliert. "Wir haben keinen Investor gefunden, deshalb hat die Stadt die komplizierte Planung übernommen", sagt Bauamtsleiter Jörg Völkel. "Das Viertel war aufgrund der verschiedenen Eigentumsverhältnisse und der schmalen Straßen nicht lukrativ für einen Bauträger." Jede Menge Vorplanung sei notwendig gewesen, bis die Stadtverwaltung das Projekt 2007 starten konnte.

"Wir haben zunächst mehr als 50städtischen Kleingarten-Pächtern kündigen müssen", sagt Kerstin Trute vom Liegenschaftsamt. "Manche haben Ersatzgärten erhalten, manche Entschädigungen. Mit jedem einzelnen haben wir Gespräche geführt", sagt sie. Dann wurden Datschen abgerissen, einzelne Obstbäume gefällt, andere Gehölze bewusst stehen gelassen. Strom- und Wasserleitungen wurden zentral verlegt. "Wir hatten damals sehr stark mit Vandalismus zu kämpfen", erinnert sich Kerstin Trute. "Bäume wurden abgeholzt und wahrscheinlich zu Brennholz verarbeitet. In viele Bungalows wurde eingebrochen. Wir sind damals ständig mit der Polizei vor Ort gewesen."

1,2Millionen Euro sind insgesamt in das sechs Hektar große Areal investiert worden. 2009war die Erschließung beendet, der Verkauf konnte beginnen. "Wir haben in Wernigerode trotz des Bevölkerungsschwunds Probleme, ausreichend Grundstücke anzubieten", sagt Jörg Völkel. Die Nachfrage nach eigenem Grund und Boden sei nach wie vor größer als das Angebot.

85Euro kostete der Quadratmeter im Wohngebiet "Am Schleifweg". "Darin enthalten waren Straßenausbaubeiträge und der Preis für das Grundstück selbst", so Völkel. Heute ist nur ein einziges, relativ kleines Eckgrundstück (333Quadratmeter) noch nicht verkauft. Auf den 38anderen Parzellen leben insgesamt 31Kinder. Pro Kind konnten Eltern eine Bauförderung von 5000Euro in Anspruch nehmen. "Trotzdem ist es heute eine sehr gemischte Altersstruktur", weiß Kerstin Trute. Es habe 55- bis 60-jährige Bewerber gegeben, die dort bereits jahrelang als Kleingärtner tätig waren, aber auch junge Leute.

"Erst hatten wir damit gerechnet, dass sich vor allem Familien aus anderen Regionen ansiedeln werden", sagt Bauleitplanerin Ellen Großmann. Im Nachhinein seien es aber durchweg Wernigeröder gewesen, die sich am Schleifweg den Wunsch vom Eigenheim erfüllt haben.

"Es war nach der Charlottenlust das zweite Mal, dass die Stadt in die Bauträgerrolle geschlüpft ist", sagt Jörg Völkel. Und das recht erfolgreich, sind auch Kerstin Trute und Ellen Großmann überzeugt.

Zu ihren besonderen Namen kamen die Straßen übrigens aus Gründen der Gefahrenabwehr. "Wenn Rettungswagen oder Feuerwehrleute gerufen werden, brauchen sie eine konkrete Adresse", sagt Ellen Großmann. "Der Kulturausschuss hat sich deshalb aufgrund der Geschichte des Geländes für kleingärtnerisch anmutende Namen entschieden." Vor der Erschließung und Umbenennung hießen alle Stichstraßen im Quartier "Am Schleifweg".

Nur ein Detail fehlt noch. "Wir möchten einen Kreisverkehr bauen, den sogenannten Schleifweg-Kreisel", sagt Völkel. Der Knotenpunkt auf der Halberstädter Chaussee wird ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Land. Kosten soll er 450000Euro. Während die Finanzierung unklar ist, steht die Gestaltung bereits fest. "Eine HSB-Dampflok soll in der Mitte thronen", so Völkel.