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Ermittlungen Einbruchserie bei Wernigeröder Imbissen

Imbisswagen, Dönerläden und Lieferdienste sind Ziel einer Einbruchsserie, die Wernigerode in Atem hält. Die Polizei ermittelt in 25 Fällen.

Von Holger Manigk 15.05.2020, 01:01

Wernigerode l Das Entsetzen am Mittwochmorgen, 13. März, ist groß beim Team des Restaurants Mampfy: Sein Imbisswagen im Harzpark in Wernigerode ist aufgebrochen worden – der fünfte Einbruch dieser Art, den die Burgerbrater in ihren Food-Trailern binnen kurzer Zeit erleiden. Dabei ist diese Tat offenbar nur Teil einer größeren Einbruchsserie in der bunten Stadt am Harz, die verschiedenste Gastronomen – vom Pizza-Lieferdienst bis zum Dönerladen – betrifft.

„In zehn Wochen seit Anfang März haben wir 25 Einbrüche in Imbisswagen in Wernigerode registriert – verteilt über das gesamte Stadtgebiet“, erläutert Uwe Becker. Wie der Sprecher des Polizeireviers Harz berichtet, hätten es die Täter in allen Fällen auf Lebensmittel, Getränke und Bargeld – wenn in den mobilen Verkaufsständen vorhanden – abgesehen. „Der angerichtete Sachschaden ist viel höher als der Wert des Diebesgutes.“

Das bestätigt Jonas Dreher, Co-Geschäftsführer von Mampfy: „Insgesamt sind der Sachschaden an den Trailern und der Umsatzverlust größer – im fünfstelligen Bereich – als das eher belanglos erscheinende Diebesgut wie Wechselgeld und Münzrollen sowie Gas-tronomie-Equipment.“ Das Restaurant hat nach der coronabedingten Schließung im März parallel zu einem Lieferservice zwei Food-Trailer in der Stadt eingesetzt. „Um die Umsatzverluste abzufedern“, wie Dreher erläutert.

Einer der Wagen stand anfangs am Kaufland am Dornbergsweg, der zweite am E-Center an der Halberstädter Straße. „Zum Test hatten wir nach vermehrten Einbrüchen den Standort gewechselt“, erläutert der Gastronom. So postierte sein Team einen Imbiss kurzzeitig in der Burgbreite, „wo dann einer der rabiatesten Einbrüche stattfand“. Die gesamte Eingangstür sei gewaltsam aufgebogen worden. „Die Klärung und Reparatur zieht sich, was neben dem Schaden für erhebliche Umsatzeinbußen sorgt.“

Was Jonas Dreher zusätzlich verwundert: In zwei der fünf Fälle konnten die Einbrecher ihr Handwerk nicht vollenden oder wurden gestört. „Dabei wurde versucht, die Tür mit einer Metallstange oder Brecheisen aufzuhebeln – aber ohne Erfolg.“ Nur das Schloss und die Türmechanik waren entsprechend demoliert.

„Wir hatten nach den Einbrüchen zudem eine Wildkamera mit Nachtsichtfunktion und Bewegungsmelder im Trailer am E-Center versteckt aufgestellt. Ärgerlicherweise wurde diese beim letzten Einbruch auch entdeckt und mit entwendet“, so der Mampfy-Chef weiter.

Unterdessen ermittelt die Polizei weiter. Möglich sei, „dass wir es mit sogenannter Beschaffungskriminalität zu tun haben“, so Sprecher Uwe Becker. „Ich persönlich sehe die Einbruchsserie eher als Folge der aktuellen politischen Maßnahmen im Kampf gegen Covid-19. Diese machen die ärmeren Gesellschaftsschichten nicht unbedingt reicher und die Kombination mit einem beschränkten Alltag erweckt offenbar kriminelle Kreativität“, vermutet Jonas Dreher. Imbisswagen und Lieferdienste seien leicht angreifbare Ziele, da „sie primär nur leicht gesichert sind und sich meist in Gewerbegebieten befinden – wo selbst ein Eindringen in die Objekte mit roher Gewalt oder Krach nur wenige Menschen mitbekommen“.

Zum Schutz seien die Verkaufsklappen an den Mampfy-Wagen bereits doppelt gesichert. „Zudem war zusätzlich zum normalen Türschloss bei einem der zwei Trailer ein Riegel mit Vorhängeschloss installiert“, erläutert der Koch. Das Kernproblem mobiler Verkaufswagen liege in ihrer leichten Bauart aus Aluminium und Schaumstoffkombination. „Mit genügend Zeit und Werkzeug habe Diebe da leichtes Spiel.“ Deshalb hätten die Restaurant-betreiber nachgedacht, einen Sicherheitsdienst zu engagieren. „Wir wurden sogar direkt angeschrieben. Aber man muss bedenken, dass diese auch Minimum 25 Euro Stundenlohn verlangen“, so Dreher. Das sei angesichts der eher geringen Umsätze in der Corona-Krise „finanziell nicht rentabel“.

Deshalb hoffen er und seine Mitgeschäftsführer auf die Wiedereröffnung des Restaurants in der Burgstraße. Die formellen Auflagen für die Gastronomie sollen schnell überwunden werden, sodass der Betrieb am Dienstag, 19. Mai, wieder Gäste empfangen kann. „Wir haben dann bereits ab 12 Uhr geöffnet und bieten unseren Lieferservice sowie Speisen zum Abholen weiter an – insbesondere, weil wir nur 50 Prozent der Plätze nutzen dürfen“, sagt Dreher. Die Qualität solle darunter nicht leiden. „Deshalb haben wir beschlossen, dass wir ab 17 Uhr situativ entscheiden, ob wir eine Lieferbestellung annehmen oder nicht.“

Hinweise zu den Imbiss-Einbrüchen nimmt das Polizeirevier Harz unter Telefon (0 39 41) 67 42 93 entgegen