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Abschied Fast 30 Jahre Stadtentwicklung: Wernigerodes Baudezernent Burkhard Rudo hängt seinen Job an den Nagel

Von Ivonne Sielaff Aktualisiert: 29.4.2021, 12:49
Fast 30 Jahre lang hat Burkhard Rudo die Entwicklung Wernigerodes mit geprägt. Der Abschied vom Berufsleben fällt dem langährigen Baudezernenten nicht leicht. Seinem Nachfolger Immo Kramer wünscht er aber viel Erfolg.
Fast 30 Jahre lang hat Burkhard Rudo die Entwicklung Wernigerodes mit geprägt. Der Abschied vom Berufsleben fällt dem langährigen Baudezernenten nicht leicht. Seinem Nachfolger Immo Kramer wünscht er aber viel Erfolg. Ivonne Sielaff

Wernigerode

„Es war eine ganz tolle Zeit. Mir hat es außerordentlich Freude gemacht, für meine Heimatstadt zu arbeiten“, sagt Burkhard Rudo. Sein Name ist seit Jahren eng mit der Entwicklung Wernigerodes verbunden. In so gut wie jedes Bauprojekt war er involviert – mal mehr mal weniger. Damit ist nun Schluss. Wernigerodes Vize-OB und langjähriger Baudezernent verabschiedet sich aus dem Arbeitsleben.

Viel hat sich im Laufe der Jahre angesammelt im Büro von Burkhard Rudo. Unzählige Unterlagen, Fachbücher, ganze Aktenordner voll mit Volksstimme-Artikeln über Bauprojekte. „Es ist ja auch viel passiert in Wernigerode“, sagt der 61-Jährige. Seit 1992 hat er das Baugeschehen der Stadt begleitet. Dass es überhaupt dazu kam, hatte mit seiner Sehnsucht nach der Heimat zu tun.

„Meine Frau und ich haben nach der Wende ganz spontan entschlossen, in Wernigerode zu bauen“, blickt Rudo zurück. „Meine Frau stammt aus Thüringen und wir lebten und arbeiteten zu der Zeit in Weimar. Ich konnte sie vom Umzug überzeugen. Ich wollte so gern in den Harz zurück.“ Doch zuerst brauchte er eine Arbeit. So habe er sich 1991 eines Tages ins Auto gesetzt und sei nach Wernigerode gefahren. Auf gut Glück habe er sich bei der Stadtverwaltung vorgestellt. Und er hatte Glück, denn dort wurde gerade dringend Personal gesucht.

Prägende Wendezeit

In Wernigerode sollte damals eine eigene Bauaufsichtsbehörde aufgebaut werden. „Das war eine Zeit, in der es noch richtig zur Sache ging. Es hatte eine kolossale Entwicklung eingesetzt mit jeder Menge Investitionen. Deshalb erachtete man es für gut, eine eigene Behörde zu haben.“

Und das sollte die erste Aufgabe für den studierten Bauingenieur werden. Die Struktur der Behörde wurde aufgebaut, das Gebäude gefunden, die Stellenbesetzungen geplant. Dann aber kam das Veto von der Kreisverwaltung. Alles umsonst. „Das war mein Einstieg.“

Trotz des Rückschlags sollte es für Rudo bei der Stadtverwaltung weitergehen. Zuerst als Sachgebietsleiter für Bauordnung und Stadtbildpflege, ab 1999 als Dezernent. „Die Zeit nach der Wende war prägend. Ich habe sie ganz als ganz besonders empfunden. Das bisherige Leben ging nicht so weiter. Alles war neu. Wir mussten vieles neu lernen.“ Verwaltungsrecht, Baurecht – „Wir mussten uns schlau machen.“

Erhalt der Identität

Anfang der 1990er sei der Weg für Wernigerode in alle Richtungen offen gewesen. „Wir hätten alle Möglichkeiten gehabt, mussten entscheiden, wohin die Reise gehen soll.“ Wernigerode, das sei damals wichtig gewesen, sollte seine Identität nicht verlieren. „Eine kleine, feine Stadt mit gutem Ruf, Standort für Wirtschaft, Bildung und Forschung – das wollten wir erhalten.“ Die Politik sei dabei immer ein wichtiger und verlässlicher Partner gewesen. „Die Kommunalfinanzen haben natürlich nicht für alles gereicht.“ Vieles sei mit Fördermitteln finanziert worden. „Die Beschaffung war nicht immer einfach. Da haben wir versucht, alle Register zu ziehen.“

Besonders am Herzen lag Rudo dabei die Innenstadtsanierung. Nicolaiplatz, Teichdamm mit Blumenuhr und das Gelände am Forum „Bunte Stadt“ hatten ihr Aussehen in den vergangenen Jahren komplett verändert. Ambitioniert sei der Bau des Altstadtkreisels gewesen. „Von der Gesamtaufgabe und der Herausforderung her – etwas in der Größenordnung kommt nicht so schnell wieder.“ Viele hätten an dem Projekt gezweifelt, hätten es nicht für möglich gehalten, Bahn- und Autoverkehr, Radfahrer und Fußgänger unter einen Hut zu bringen. „Es war gut, dass wir das Projekt so beherzt in Angriff genommen haben.“ Der Altstadtkreisel habe sich inzwischen bezahlt gemacht.

Auch an die Landesgartenschau 2006 erinnert sich Rudo gern zurück. „Das war ja nicht einfach nur eine Blumenschau. Es war ein Stadtentwicklungsprojekt. Wir haben eine ungenutzte Brache beseitigt und etwas ganz Neues, Schönes – den heutigen Bürgerpark – geschaffen.“

Burkhard Rudo ist mit der Entwicklung, die Wernigerode in den letzten 30 Jahren genommen hat, sehr zufrieden. „Das ist eine Erfolgsstory – ein Erfolg vieler“, sagt er. „Die Strahlkraft von Wernigerode hat zugenommen. Wir sind zwar nur ein kleines Städtchen. Aber die Wirkung, die von uns ausgeht, ist schön.“ Dieses Niveau zu halten, sei Ansporn und Triebkraft für die Zukunft.

Dank an Weggefährten

Und da stehe einiges an – unter anderem ein neues Stadtentwicklungskonzept, ein neuer Flächennutzungsplan. Alles Projekte, mit denen sich Rudos Nachfolger Immo Kramer nun beweisen muss. „Ich wünsche ihm dafür viel Glück. Auch er ist Wernigeröder. Sein Herz schlägt für die Stadt.“

Für Burkhard Rudo selbst heißt es nun, Abschied nehmen. Und der fällt anders aus, als sich der 61-Jährige gewünscht hat. „Es wäre mir wirklich ein Anliegen gewesen, mich bei meinen Kollegen und Weggefährten zu verabschieden. Vor allem, um danke zu sagen.“ Leider mache ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. Deshalb wolle er Karten verschicken. Im Neuen Rathaus wird er persönlich tschüs sagen – selbstverständlich mit gebührendem Abstand. Sicherlich an seiner Seite ist dabei seine langjährige Assistentin Christa Bivour. „Sie geht auch in den Ruhestand. Wir verabschieden uns sozusagen im Doppelpack.“

Loszulassen, sei nicht einfach, sagt Rudo. „Je näher der Zeitpunkt gerückt ist, desto schwerer wurde es für mich.“ Er habe an seinem Job gehangen, sei viele Tage mit Freude zur Arbeit gegangen. „Ich war ja ein bisschen wie verheiratet mit dem Job. Und so eine Trennung nach 30 Jahren tut eben weh, wenn man sich noch liebt.“

Dennoch falle er nun nicht in ein Loch, versichert Burkhard Rudo. Die Familie stehe für ihn ganz oben. „Ich bin vielfältig interessiert – Kultur, Theater, Kino, Haus, Hof, da ist einiges liegen geblieben in der Vergangenheit. Nein, mir wird ganz sicher nicht langweilig.“