Norddeutscher möchte im Wernigeröder Ortsteil weiter investieren Ferienpark und eine Golf-Anlage, "weil ich in Schierke verliebt bin"
"Integriertes Ortsentwicklungskonzept Schierke", kurz IOS, heißt der Plan seit Herbst 2009. Die Bewohner warten seither darauf, dass ihre Zukunft beginnt. Matthias Braun, Feriengast und bereits Investor am Hermann-Löns-Weg, möchte zwei weitere Projekte umsetzen. Bis zu fünf Millionen Euro will der Norddeutsche für eine Golf-Anlage und ein Feriendorf ausgeben.
Schierke. "In Schierke soll endlich etwas passieren, und das ist gut so", sagt Matthias Braun. Der 45-Jährige lebt mit seiner Frau und zwei Kindern eigentlich in Meddewade. Das ist ein altes Bauerndorf mit 800 Einwohnern, fünf Kilometer südlich von Bad Oldesloe, an der A 1. Seit fast 20 Jahren arbeitet Braun im Filmgeschäft.
Der Produzent: "Wir haben Schierke vor gut drei Jahren kennen und lieben gelernt." So sehr, dass er selbst "ein kleiner Investor" für den Ort geworden ist und bis dato knapp eine Million Euro in die Hand genommen hat. Vier Blockhäuser mit insgesamt 30 Betten sind dafür bis jetzt am Hermann-Löns-Weg entstanden. Die Auslastung liegt nach eigenen Angaben bei über 60 Prozent. Für die Saison 2010/11 erwartet er um die 4 000 Übernachtungen.
Doch der Norddeutsche will mehr. Einen Ferienpark mit zwölf bis 15 Häusern und Adventure-Golf. Ein Trendsport aus den USA, der über Skandinavien nach Deutschland gelangt ist. So ein Mittelding zwischen der Mini-Variante und dem richtigen Rasenballspiel. Etwa drei bis fünf Millionen Euro würde Matthias Braun anlegen. Der Schleswig-Holsteiner: "Das ist rein privates Interesse, natürlich auch wirtschaftliches." Aber: "Finanziell brauche ich das nicht."
Zu Beginn dieses Jahres hat Braun seine Projekte bereits in der Wernigeröder Stadtverwaltung vorgestellt und positive Signale empfangen. Mehr allerdings noch nicht. Dabei hält er ständigen Kontakt. Besonders mit Planungsamtsleiter Hans-Dieter Nadler. "Ich habe ihn fachlich und menschlich gleichermaßen zu schätzen gelernt", lautet sein Urteil.
Die Angaben des potenziellen Investors werden im Rathaus von Andreas Meling bestätigt. Gleichzeitig bittet der Stadtsprecher um Verständnis. Der Investor wird behandelt wie alle anderen auch. Meling: "Das geht aber nicht so schnell, da mehrere Projekte vorliegen."
Matthias Braun hegt inzwischen erste Zweifel, ob man ihn überhaupt haben will. Zumal er das von Prof. Dr. Wolf R. Eisentraut entwickelte "Integrierte Ortsentwicklungskonzept Schierke" kritisch betrachtet. Das von sonst allen für gut befundene IOS des Berliner Architekten, "halte ich für den falschen Weg". Seine Sorge: "Ich habe die große Angst, dass man viel Geld anfasst, in den Ort hineinschmeißt und es dann versickert." Und dies nur, weil die Chance auf Förderung zeitlich begrenzt ist. Der Mittvierziger: "Es ist sinnvoller, weniger zu nehmen und auf kleinere Vorhaben zu setzen." Diese müssten sich von innen heraus entwickeln. Ein neues Hotel als "die große Lösung" bewertet der Geschäftsmann deshalb skeptisch. Zumal in Schierke trotz der abgerissenen Ruine des "Wurmbergblicks" noch immer drei seit langem leerstehende Häuser verfallen.
Ein weiterer wunder Punkt im Konzept ist für Matthias Braun die Konzentration auf ältere Gäste. "Man muss doch auch an die jungen zahlungskräftigen Familien denken", lautet sein Einwand.
Momentan hält der selbstständige Unternehmer noch an seinen Plänen fest, lässt aber gleichzeitig ein weiteres Adventure-Golf-Projekt verwirklichen. In Travemünde.