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Waldbrand im Nationalpark Harz / Straße und Bahnstrecke gesperrt Feuer am Brocken: Fahrgäste vier Stunden im Zug gefangen

Von Michael Pieper 22.07.2010, 04:21

Sirenengeheul am Dienstagnachmittag in Schierke, Elend und Wernigerode. Die Feuerwehrleute werden zum Löscheinsatz am Brocken gerufen. Wieder brennt eine Böschung entlang der Trasse der Harzer Schmalspurbahnen. Gestern Vormittag sind die alten Brandnester nochmals aufgeflammt.

Wernigerode. Mehr als vier Stunden mussten die Besucher am Dienstagnachmittag auf dem Brockenplateau unfreiwillig ausharren. Unter den Wartenden auch Carsten Grey aus Bayern. "Wir saßen stundenlang dort oben fest – und es war kein Entkommen möglich."

Der Grund: Etwa eineinhalb Kilometer unterhalb des Goe-thebahnhofs brannte im Bereich Königsberg unmittelbar an den Gleisen der Brockenbahn die Böschung. Aus Sicherheitsgründen stellte der Betreiber, die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB), den kompletten Zugverkehr auf der eingleisigen Verbindung zwischen Gipfel und Schierke ein.

Und auch die ansonsten befahrbare Brockenstraße war wegen der Bauarbeiten an der Trasse vollgesperrt. Für die Fahrgäste auf dem Brocken begann eine lange Zeit des Wartens. "Wir hatten bei der Gluthitze weder Getränke bekommen, noch durften wir gebührenfrei die Toiletten benutzen", beschwerte sich Grey gestern am Lesertelefon der Harzer Volksstimme.

Schienenersatzverkehr ist eine "utopische" Idee

Nachfrage gestern bei der HSB-Pressesprecherin Heide Baumgärtner: "Wir bedauern diesen Vorfall. Aber es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die Fahrgäste." Auch schätzte sie die Infrastruktur auf dem Plateau als ausreichend für einen längeren Aufenthalt ein. Heide Baumgärtner: "Es ist doch alles da. Sogar ein Hotel."

Als "utopisch" bezeichnete sie die Anregung eines Urlaubers, die wartenden Fahrgäste über Schienenersatzverkehr mit Bussen ins Tal zu bringen. Die HSB-Pressesprecherin schlug vor: "Alle sollten gemeinsam das Beste aus so einer Situation machen."

Dass ein Personentransport aber doch möglich war, bewiesen am Dienstag die Mitarbeiter des Brockenhotels. Hans Lüdecke: "Unsere Gäste haben wir aus den umliegenden Orten mit eigenen Fahrzeugen eingesammelt und auf den Gipfel gefahren." Schließlich, so der Hotel-Mitarbeiter, hätte man die Gäste ja nicht im Tal zurücklassen können.

Unterdessen warteten noch immer etwa 200 Fahrgäste auf die Weiterfahrt der Brockenbahn. Laut Volksstimme-Information waren unter ihnen auch Reisegruppen, Kinder und Behinderte. Alle halbe Stunde ertönte in den völlig überhitzten Waggons des abgestellten Brockenzuges eine Durchsage, dass die Strecke immer noch gesperrt sei.

Einige Fahrgäste wollten nicht länger auf die nächste Bahn warten, forderten am Ticketschalter der HSB den Fahrkartenpreis zurück. Dort war man auf einen Massenrückruf offenbar nicht eingestellt,es und konnte nicht so viel Geld herausgegeben werden.

Erst gegen 18.50 Uhr setzte sich dann der erste Zug wieder in Bewegung und brachte die Brocken-Besucher bis nach Wernigerode.

Einen Tag später brennt die Böschung wieder

Gestern erneut ein Brand an der Bahnstrecke. Schierkes Ortswehrleiter René Menzel: "Es hat wieder an derselben Stelle gebrannt. Die Kameraden aus Schierke, Elend und Wernigerode wurden alarmiert. Der starke Wind und die Dürre begünstigen solche Feuer." Etwa ein Hektar Wald im Nationalpark Harz sind vernichtet. Wer für den mittlerweile vierten Brockenbrand in den letzten zwei Wochen verantwortlich war, bleibt fraglich. HSB-Pressesprecherin Heide Baumgärtner: "Unsere Züge sind so ausgerüstet, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Wir haben Aschekästen und spezielle Funkenfilter."