Drehort Filmkulisse soll bleiben

Die Filmleute haben den Liebfrauenkirchhof in Wernigerode verlassen. Was wird nun aus dem leerstehenden Pfarrhaus, das als Kulisse diente?

Von Ivonne Sielaff 18.11.2015, 00:01

Wernigerode l Bis auf die frisch verputzte Fassade erinnert nichts mehr an das Filmteam um Regisseur Francois Ozon, das kürzlich im und um das Pfarrhaus am Wernigeröder Liebfrauenkirchhof gedreht hat. Im Inneren des Gebäudes hat sich jedoch einiges verändert - zum Positiven, wie Rathaussprecher Andreas Meling informiert.

In dem Haus wurden Schlüsselszenen der deutsch-französischen Kino-Produktion „Frantz“ gedreht. Der Film spielt in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. „Das Haus sollte den Wohnsitz einer wohlhabenden Arztfamilie in jener Zeit darstellen“, so Meling. Dafür hätten die Filmleute mehrere Räume herrichten lassen.

Das Gebäude am Liebfrauenkirchhof 3/4 ist städtisches Eigentum. Der Barockbau wurde 1777 gegenüber der Liebfrauenkirche errichtet und war damals funktional mit der Sakristei verbunden. Zuletzt wurde er von der Kirchgemeinde genutzt. Seit einigen Jahren steht das Haus leer. Der Zahn der Zeit hat an der historischen Bausubstanz genagt.

„Undichtes Dach, Feuchtigkeitsschäden, rissige Wände, keine Heizung, keine Elektrik. Hier ist desolat, was desolat sein kann“, sagt Meling. Dennoch sei das Baudenkmal prägend für das Stadtbild und erhaltenswert.

In einem sogenannten Motivnutzungsvertrag mit der Produktionsfirma und in Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde seien alle erforderlichen baulichen Veränderungen vereinbart worden. Unter anderem entstanden im Untergeschoss Wohnzimmer, Esszimmer und Küche, im Obergeschoss eine Arztpraxis. Die Wände wurden mit Holzeinbauten verkleidet. Fußböden wurden aufgearbeitet, Fenster- und Türrahmen repariert und gestrichen. Historisch anmutende Tapetenmuster und dezente Farben sollten das Flair der 1920er Jahre widerspiegeln. „Fast nicht zu glauben, dass das alles nur Kulissen sind. Es sieht so echt aus“, sagt Meling bei einem Rundgang durch das Haus.

Laut Vertrag sollen nun alle Kulissen zurück gebaut, das Gebäude in seinen Originalzustand versetzt werden. Dazu kommt es aber nicht. Nach Abschluss der Dreharbeiten habe man sich geeinigt, einen Teil des Kulissenbaus zu belassen. „Dieser zeigt beispielhaft, wie man sich die Ausstattung einer Wohnung in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg vorstellen könnte“, begründet Frank Mahnke von der unteren Denkmalschutzbehörde auf Volksstimme-Nachfrage.

Auch die Hausfassade sei nach einer restauratorischer Untersuchung wieder hergerichtet worden. Die baulichen Veränderungen könnten problemlos zurück gebaut werden, sprechen denkmalrechtlich aber nicht gegen eine weitere Erhaltung und Nutzung des Gebäudes, so Mahnke. „Dies gilt besonders für bestimmte Einbauten, Verkleidungen und Farbgebungen im Inneren.“

Und was wird nun aus dem alten Pfarrhaus? „Wir suchen nach einem Investor“, informiert Andreas Meling. Bereits vor drei Jahren sei das Gebäude zum Verkauf ausgeschrieben gewesen. Damals habe sich niemand gemeldet. Aktuell sei man mit mehreren Interessenten im Gespräch.

Übrigens: Wernigerode könnte bald erneut Drehort werden. „Uns liegt momentan eine Anfrage für eine deutsche Fernsehfilm-Produktion vor“, so Andreas Meling.