1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Ein Wohnzimmer im Blütenparadies

Garten-Schau Ein Wohnzimmer im Blütenparadies

Der Expertenblick in Gärten der Stadt Blankenburg führt diesmal in den Ortsteil Wienrode - in ein Blumenparadies, wo sich auch Urlauber wohlfühlen.

Von Regina Urbat 15.07.2018, 12:00

Wienrode l Ursula Korn-Winopal und ihr Ehemann Reiner empfangen die Jury an der Hinterpforte ihres Grundstücks am Ortsrand von Wienrode. „Von hier aus lässt sich am besten alles begutachten“, sagt die 74-jährige Hobbygärtnerin und soll damit goldrichtig liegen.
Der Rundgang beim Besuch des dritten Bewerbers der Gemeinschaftsaktion „Schau in den Garten“ beginnt dort, wo einst der Nutzgarten war. Angelegt worden ist dieser mit dem Bau des Einfamilienhauses am Ende des Forstweges vor 40 Jahren. Nur noch ein paar Rhabarberpflanzen erinnern daran. „Sie bleiben auch, zumal sie bei unseren Feriengästen aus Holland stets Neugier wecken“, sagt Ursula Korn-Winopal. Dann berichtet die ehemalige Grundschullehrerin von ihrem gärtnerischen Ehrgeiz, der mit der Wende begann.
Zig Kataloge und Zeitschriften habe sie gemeinsam mit ihren Ehemann gewälzt. „Vor allem haben wir zahlreiche exotische Pflanzen bestellt.“ Ebenso haben sich die Wienröder gern von Reisen nach Österreich Gehölze mitgebracht. „Wächst es an, ist es gut“, haben sie sich gedacht. Vieles scheint gelungen zu sein, denn die Pracht an verschiedenen Bäumen, Stauden und Blumen ist enorm. „Es wächst wie irre, manchmal kommen wir mit dem Schneider gar nicht hinterher“, sagt sie und fügt hinzu: „Aber besser so als anders herum.“
Sandra Thormeier, die Gartenbauexpertin in der Jury, erkennt auf Anhieb das Erfolgsrezept und sagt: „Sie düngen viel mit Pferdemist.“ Die Wienröderin bestätigt, während Reiner Winopal vertrocknete Blüten abzupft. Auf den fragenden Blick seiner Frau erklärt Sandra Thormeier, dass dies durchaus sinnvoll sei, alte Samenstände selbst bei den vielen großen Rhododendronbüschen auszuknipsen. „Die Pflanze steckt sonst alle ihre Energie in die Früchte und nicht in die Triebe.“ Darauf die Ehefrau zu ihrem Mann: „Reiner, du darfst weiter knipsen.“
Zu den Hinguckern im Vorgarten gehören ein liebevoll umpflanzter Miniteich, der Schmetterlinge, Hummeln und Bienen förmlich anzieht, und eine originell gestalteter Fläche, wo sich einst die Klärgrube befand. Dekoration und Blüher zu allen Jahreszeiten im Einklang befinden sich auch an beiden Giebelseiten des Hauses, wobei die eine ganz den Gästen der Ferienwohnung gehört.
„Ein schönes Plätzchen für den Urlaub“, stellt Carsten Jackner fest. Der Geschäftsführer des Gemeinnützigen Vereins für Sozialeinrichtungen, der den Förderverein „Blankenburg blüht auf“ diesmal in der Jury vertritt, genießt für einen Moment den Ausblick auf die benachbarte Pferdekoppel, den Duft der Blumen und den Gesang der vielen Vögel. „Einfach nur idyllisch“, stellt er fest.
Vorbei geht es dann an einem kleinen Naschgarten mit verschiedenen Beeren, mit Tomaten, Zwiebeln, Kräutern und Stangenbohnen. Einiges gedeiht in einem Gewächshaus, anderes auf Hochbeeten. Diese hat der ehemalige Monsator-Kundendienstler Winopal klug angelegt. „Nicht, weil wir uns nicht bücken wollen, sondern, um uns die Mühe zu ersparen, die Wurzeln der abgesägten Fichten auszubuddeln“, sagt der 75-Jährige. Vor den Beeten steht eine Bank, daneben trägt ein Zitronenbaum prächtige Früchte. Und noch andere Exoten lassen sich hinter dem Haus entdecken wie ein amerikanischer Tulpenbaum.
Am i-Tüpfelchen endet der Rundgang. Es ist ein Blumenmeer in vielen Farben, das eine überdachte Terrasse umringt. „Hier ist unser zweites Wohnzimmer“, sagt Ursula Korn-Winopal. Den ganzen Sommer würden sie sich dort aufhalten. „Wenn die Arbeit im Garten getan ist“, wirft Jury-Mitglied Hanns-Michael Noll ein. Er zolle dem Ehepaar Respekt, greift die Einschätzung der Expertin auf: „Es ist wirklich alles stimmig.“ Hier am Ortsrand von Wienrode würden sich nicht nur die Eigentümer, sondern auch Feriengäste sehr wohlfühlen. „Ebenso die vielen Tiere“, ergänzt Noll und zeigt auf eine Schleiereule. Diese ist zwar unecht wie andere Tierfiguren, „doch passend zu dieser Pflanzenvielfalt “, sagt Sandra Thormeier.