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  7. Ärzte in Sachsen-Anhalt: Mangel führt zu Bürger-Unzufriedenheit im Harz

Familienleben in Sachsen-Anhalt Ärztemangel im Fokus: Schlechte Noten für Gesundheitsversorgung im Harzkreis

Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung unter fast 12.000 Bürgern in Sachsen-Anhalt zeigen erhebliche Mängel in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens. Das Thema Gesundheit schneidet am schlechtesten ab.

Von Matthias Distler Aktualisiert: 06.10.2023, 09:42
Der Mangel an Fachärzten im Land ist groß. Das zeigt auch die Leserumfrage zum Familienleben der Volksstimme.
Der Mangel an Fachärzten im Land ist groß. Das zeigt auch die Leserumfrage zum Familienleben der Volksstimme. Symbolbild: dpa/Marijan Murat

Harzkreis - Wenn es um das Thema Gesundheit geht, vergeben die Harzer fast durchweg schlechte Zensuren. Grund dafür sind die aus ihrer Sicht nicht ausreichend vorhandenen Fachärzte, das lange Warten auf einen Arzttermin, aber auch die kaum vorhandenen jugendpsychiatrischen Angebote. Das geht aus der Umfrage der Volksstimme und der Mitteldeutschen Zeitung zum Familienleben in Sachsen-Anhalt hervor.

Mit einer Gesamtbewertung von 3,35 schneidet der Landkreis Harz in Sachen medizinischer Versorgung von allen abgefragten Bereichen am schlechtesten ab. Zensuren konnten von 1 (sehr gut) bis 5 (schlecht) vergeben werden.

Gesundheit im Harzkreis: Bewertung und Defizite

Werden jedoch alle 14 Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt betrachtet, sichert sich der Harzkreis Platz 2. Nur Halle kann sich vor dem Harz positionieren. Mit einem Wert von 3,12 ist der Abstand aber eher gering. Auf dem hintersten Platz landet der Altmarkkreis Salzwedel mit einem Wert von 3,85.

Große Probleme sehen die Harzer bei nicht ausreichend vorhandenen Fachärzten und langen Wartezeiten für Arzttermine. Die Versorgung mit Hausärzten wird hingegen von 41 Prozent als gut bewertet.

Ärztemangel: Fachärzte und Wartezeiten

Wie viele Ärzte für eine Region notwendig sind, wird anhand einer gesetzlichen Bedarfsplanung ermittelt.

Wie viele Ärzte im Verhältnis zur Einwohnerzahl benötigt werden, um eine angemessene Versorgung zu erreichen, erklärt Josefine Weyand, zuständig für Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA). Bei einem sogenannten Versorgungsgrad von mehr als 100 Prozent ist der Bedarf gedeckt.

Medizinische Versorgung: Bedarfsplanung und Versorgungsgrad

Bei Hausärzten im Harz ist das lediglich im Bereich Quedlinburg der Fall. Die Gebiete Wernigerode und Halberstadt und der umliegenden Gemeinden fallen unter 100 Prozent. Im fachärztlichen Bereich liegen laut der Tabelle lediglich die Augenärzte und die Kinder-und Jugendpsychiater unter der Prozentmarke.

Somit werde zwar mehrheitlich eine bedarfsgerechte Versorgung erreicht, dennoch sei die landesweite Nachbesetzung von Praxen, insbesondere in der hausärztlichen Versorgung, „aber auch zunehmend in einigen fachärztlichen Arztgruppen nicht immer erfolgreich“.

Herausforderungen: Nachbesetzung von Praxen und Ärztemangel

Der Hauptgrund dafür sei, dass viele Ärzte in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, während zu wenig Nachwuchs-Ärzte hinzukämen.

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Die KVSA weise bereits seit 2002 auf diesen Ärztemangel hin, erklärt Weyand weiter. Wegen der langjährigen Berufsausbildung „wären schon vor Jahren Reaktionen der Politik notwendig gewesen, um heute ausreichend Ärzte zur Verfügung zu haben“.

Jugendpsychiatrie: Mangelnde Angebote und Probleme

Das größte Problem besteht für die Leser jedoch im kaum vorhandenen jugendpsychiatrischen Angebot. 73 Prozent sehen dieses als schlecht an, insgesamt vergeben die Harzer dort lediglich die Note 4,09. Zwar gibt es auch in der Region Psychiatrien, wie zum Beispiel im Diakonie Krankenhaus Harz in Elbingerode.

Ein stationärer Aufenthalt ist dort jedoch erst ab 18 Jahren möglich, Angebote für Kinder und Jugendliche fehlen. Als Grund nennt die Pressestelle, dass es „vonseiten staatlicher Stellen weder vorgesehen noch zugelassen ist. Das richtet sich unter anderem nach dem Krankenhausplan des Landes Sachsen-Anhalt.“

Regionale Unterschiede: Hebammen und medizinische Versorgung

Bei Anfragen diesbezüglich, die es öfter gebe, werde an Kliniken verwiesen, die zwar in der Nähe seien, aber außerhalb Sachsen-Anhalts liegen. Laut KVSA gibt es landesweit lediglich 25 Fachärzte sowie drei kinder- und jugendpsychiatrische Zentren.

Dieser Text ist Teil der großen Serie: FamilienLeben in Sachsen-Anhalt.
Dieser Text ist Teil der großen Serie: FamilienLeben in Sachsen-Anhalt.
MZ/VS

Beim Blick in die einzelnen Gemeinden und Städte ergibt sich ein ähnliches Bild, das sich lediglich geringfügig in den Zahlen unterscheidet. Wernigerode schneidet mit dem Wert 3,15 von den noch größeren Städten am besten ab. Dort gibt es laut der Leser weniger Probleme mit der Zahl der Hebammen und Logopäden als im Durchschnitt.

Städtische Bewertungen: Medizinische Versorgung in Quedlinburg

Eine Problematik, die in Halberstadt etwas schärfer ist. Dort sind für knapp 50 Prozent nicht genug Hebammen vorhanden. Die Kreisstadt kann sich in der Frage nach der medizinischen Versorgung mit dem Wert 3,5 nur im hinteren Feld platzieren. Als besonders gravierend werden auch hier die jugendpsychiatrischen Angebote und das Warten auf Arzttermine angesehen.

Genau in der Mitte der 14 befragten Städte und Gemeinden im Harzkreis landet Quedlinburg mit dem Wert 3,42. Auch in dieser Stadt überwiegen bei jedem der abgefragten Punkte die schlechten Zensuren. Am besten schneidet noch die schnelle Erreichbarkeit der Kinderärzte ab, die von 44 Prozent als gut befunden wird.