Waldbrand Nummer fünf am Brocken / HSB-Fahrgast: Glühender Koks fliegt bis in die Waggons
Wieder brennt der Wald am Brocken. Und wieder müssen Mitglieder der Feuerwehren aus Schierke, Elend und Wernigerode am Mittwochabend in den Nationalpark Harz ausrücken. Zum bereits fünften Brand in zehn Tagen an den Gleisen der Harzer Schmalspurbahnen. Gestern hat die Parkverwaltung ihr Schweigen gebrochen: Sie fordert, die Zahl dieser Brände müsse "drastisch reduziert werden".
Schierke. "Von der Bahn geht keine Brandgefahr aus? Das weiß ich aber besser", empörte sich gestern Herbert Leimhuth am Lesertelefon der Harzer Volksstimme über die Aussage von Heide Baumgärtner. Die Pressesprecherin der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) hatte gegenüber der Volksstimme erklärt, dass die Dampfloks der Brockenbahn nicht für die Waldbrände entlang der Gleise Schierke-Brocken verantwortlich sein können (siehe Donnerstagausgabe).
Herbert Leimhuth, Rentner aus Wernigerode, reist fast alle 14 Tage mit der Schmalspurbahn bis nach Schierke und unternimmt von dort aus Radtouren. "Wenn die Lok ab Drei Annen so richtig unter Dampf ist, fliegen Glutstücke durch die Luft. Manche landen sogar in den Waggons, wenn die Türen offen stehen." Mehrfach habe der 78-Jährige glühende Koksstückchen auf dem Abteilboden ausgetreten. "Deshalb tut Frau Baumgärtner mit ihrer Äußerung der HSB keinen Gefallen." Wichtig war dem Volksstimme-Leser folgender Nachsatz: "Das Zugpersonal ist stets höflich und verdient aus meiner Sicht mal ein großes Lob."
"Wie lange will uns die HSB noch für dumm verkaufen?"
"Wie lange will uns die HSB noch für dumm verkaufen", empörte sich gestern ein der Volksstimme namentlich bekannter Nationalpark-Ranger. Zum einen ärgere er sich "über die sicheren Lokomotiven" und zum anderen über das Rätselraten zur Brandursache. Glutheiße Schlackestücke an den Gleisen gehörten im Nationalpark zur Tagesordnung. Deshalb sei es "unsinnig zu behaupten, die Brandursache kann nicht ermittelt werden." Für ihn sei es an der Zeit, Konsequenzen zu ziehen, "bevor das Ganze am Brocken mal außer Kontrolle gerät". Mit den jüngsten Ereignissen "stand man doch kurz davor." Es sollte endlich mal einer den Mut haben, die HSB wegen fahrlässiger und wiederholter Brandstiftung anzuzeigen, fordert der Ranger. Die Äußerung der HSB sowie die öffentliche Zurückhaltung von Nationalparkverwaltung und Polizei sei für ihn nicht nachvollziehbar "und für jeden, der sich für den Naturschutz engagiert, ein Schlag ins Gesicht." Sein Fazit: Die HSB sollte sich schämen und die Zugdurchsage – ‘Rauchen ist aus Brandschutzgründen auf der gesamten Bahnstrecke verboten‘ ergänzt werden: "Für Rauch und Brandstiftung sorgen unsere Dampflokomotiven."
Nachdem Feuerwehren am Dienstag und am Mittwochvormittag einen Waldbrand auf Höhe des Königsberges gelöscht hatten, wurden die Kameradennoch am selben Nachmittag erneut alarmiert. Diesmal brannte ein Waldstück an der Teufelskanzel – zwischen den Bahngleisen und Brocken-Rundwanderweg. Es haben sogar Teile des Geländers gebrannt. Schierkes Ortswehrleiter René Menzel zum Einsatz: "16.59 Uhr sind wir ausgerückt. Am Brockenplateau brannte eine Fläche von 200 Meter Breite und 50 Meter Länge. Es ist schwer einzuschätzen, wer diesen Brand zu verantworten hat."
Im Gegensatz zu den vorangegangen Bränden im Nationalpark eilten am Mittwochnachmittag auch Beamte des Harzer Polizeireviers zum Brandort. Pressesprecher Peter Pogunke: "Die Kollegen haben versucht, die Brandursache zu ermitteln." Da es keine Hinweise auf Brandstiftung gab, "gehen wir davon aus, dass Funkenflug von den Loks oder Ähnliches den Brand verursacht haben könnten", so der Polizei-Pressesprecher. Pogunke sehe die HSB nun in der Pflicht zu handeln, schließlich seien die Probleme hinlänglich bekannt. Seiner Meinung nach sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und über Lösungen nachdenken.
"Wir beobachten die häufigen Brände mit Sorge"
Nationalparksprecher Friedhart Knolle: "Wir müssen Mittel und Wege finden, gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Zahl der Brände am Brocken drastisch reduziert wird." Der Nationalpark beobachte "die häufigen Brände entlang der Brockenbahn mit Sorge". Gebenüber der Volksstimme verwies er auf die technische Vorsorge an den Lokomotiven, schätzte jedoch ein: "Keine Technik ist perfekt." Immerhin hätten Nationalparkmitarbeiter bereits "Funkenflug aus dem Schornstein gesehen und glühende Schlackebrocken an den Gleisen gefunden", auch selbst entstehende Brände gelöscht.
Bei einer Million Menschen auf dem Brocken und in Zeiten des Klimawandels könne – unabhängig vom ökologischen Schaden – schnell ein kleiner Brand zu einem großen Problem werden, warnte Knolle.
Sein Appell an die Chefetage der Harzer Schmalspurbahn: "Wir bitten unseren Partner HSB, verstärkte Vorsorge zu treffen." An besonders heißen Tagen könnten das Streckenkontrollen und technische Vorkehrungen sein. Übrigens