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Harzer Wandernadel Kein Stempel für die Brockenkuppel?

Das Technikmuseum Benneckenstein will einen Stempelkasten der Wandernadel. Die Verantwortlichen lehnen ab. Das stößt auf Unverständnis.

Von Karoline Klimek 04.10.2020, 01:01

Benneckenstein l Das Waldbad in Elend hat einen. Das Schausägewerk Ehrt in Elbingerode auch. Und die Westernstadt Pullmann City in Hasselfelde. Selbst auf der Hängebrücke von Harzdrenalin ist ein Sonderstempelkasten der Harzer Wandernadel aufgestellt. Warum also nicht im Benneckensteiner Technikmuseum, das die historisch wertvolle Brockenkuppel beherbergt? Das fragt sich Mitbetreiber Mario Tänzer. Doch bei dem zuständigen Verein „Gesund älter werden im Harz“ stößt er auf taube Ohren. Zwei Anträge wurden abgelehnt, die Begründungen lassen ihn stutzig werden.

„Die Brockenkuppel ist in meinen Augen etwas ganz besonderes. Sie gehört zum Harz einfach dazu. Sie ist definitiv eine Stempelstelle wert“, meint Mario Tänzer. Erst vor knapp einem Jahr ist der Radar-Dom, der bis Anfang der 1990er Jahre auf dem höchsten Harzgipfel stand, in die Region zurückgekehrt. Tänzer hatte sie auf einem niedersächsichen Schrottplatz entdeckt und vor der Vernichtung gerettet. Dieses Stück Heimatgeschichte will er mit einer reguläre Stempelstelle gewürdigt wissen.

Doch seine erste Anfrage wurde im Januar dieses Jahres abgelehnt. Damit ist die Geschichte aber noch längst nicht zu Ende. „Ich hatte mich damit abgefunden, bis ich durch Zufall einen Außendienstmitarbeiter getroffen und ihm davon erzählt habe. Er meinte, dass er gar nicht verstehen könnte, warum es eine Absage gab“, erinnert sich Tänzer. „Er hatte mir geraten, es noch einmal mit einem Antrag auf eine Sonderstempelstelle zu versuchen. So schnell wollte ich auch nicht aufgeben.“

Nach der Anfrage Ende Mai sei eine erneute Absage gekommen. „Und dann hat mir ein Mitarbeiter durch die Blume gesagt, dass sie das nicht wollen, weil auf dem Gelände Panzer fahren“, ärgert sich der 38-jährige Technikfan. „Ja, die Strecke und das Museum liegen nebeneinander. Aber das sind quasi Nachbarn, das kann man trennen.“

Dass jemand aus dem Team einen solchen Grund durchscheinen lässt, könne Tanja Fiedler, Service-Mitarbeiterin der Harzer Wandernadel, nicht ganz glauben. Denn als Kriterien gelte lediglich die Nähe zum Thema Wandern, erklärt sie auf Volksstimme-Nachfrage „Wir haben dort Stempelstellen eingerichtet, wo Wanderwege beginnen oder durchgehen.“

Doch auch mit dieser Begründung hat Mario Tänzer ein Problem. „Zunächst habe ich mich mit dieser Aussage abgefunden, aber dann habe ich die Stempelstelle 39 am Kalkwerk Rübeland entdeckt. Da schaut man in einen Steinbruch rein und es wird dort auch gesprengt“, merkt er an. Was das mit Wandern und Naturverbundenheit zu tun habe, erschließe sich ihm nicht.

Auf der Internetseite der Harzer Wandernadel wird jedoch darauf hingewiesen, dass die 222 Stempelstellen auch auf geologische Besonderheiten aufmerksam machen. Wie Tanja Fiedler erklärt, gehört die Nummer 39 zu den bergbaulichen Stempelstellen. „Diese Punkte sind thematisch zusammenhängende Stempelstellen, die man für das Abzeichen ‚Harzer Steiger‘ sammeln muss“, führt sie weiter aus.

Mario Tänzer will sich dennoch nicht abwimmeln lassen. Er verstehe, dass die auf die Zahl 222 festgesetzten Stempelstellen besetzt seien. Deshalb würde er auch eine Sonderstempelstelle begrüßen. Die Aussicht darauf ist laut Tanja Fiedler aber ebenso trüb. „Wir müssen schauen, dass das nicht überhandnimmt und inflationär wird“, begründet sie. „Derzeit haben wir so viele Sonderstempelstellen, dass selbst die Mitarbeiter den Überblick verlieren. Und auch von den Wanderern bekommen wir die Rückmeldung, dass es zu viel wird. Wir wollen nicht, dass der Fokus auf die richtigen Stempelstellen verloren geht.“

Verständnis hat Mario Tänzer dafür nicht. Denn erst vor Kurzem haben unter anderem die Kirche in Elend und das Rote Sofa in Benneckenstein eine solche Stempelstelle erhalten, lange nach seiner Anfrage. „Das freut mich für die anderen wirklich sehr. Mich ärgert nur, dass wir dagegen mit kompletter Ignoranz gestraft werden“, sagt er in Hinblick auf unbeantwortete E-Mails. Beispielsweise habe er Mitte Juli den Vereinsvorsitzenden um einen Vor-Ort-Termin gebeten, um ihm das Gelände samt Brockenkuppel zu zeigen, aber nach eigenen Angaben keine Antwort erhalten.

Zumindest was die jüngsten Sonderstempelstellen angeht, kann Tanja Fiedler die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. „Die Planungen dafür liegen schon sehr lange zurück. Sie reichen bis ins vergangene Jahr“, erklärt sie den Prozess.

Gleichzeitig zeigt sie einen alternativen Weg auf. „Die Option auf eine wandernde Stempelstelle geben wir immer“, betont sie. „Jedes Jahr suchen wir im gesamten Harz sechs Plätze raus. Die Stempelstelle wandert dann alle acht Wochen an einen neuen Ort.“ So hat der Kasten in dieser Saison, die traditionell von April bis April geht, mit dem Schäderpavillon Wolfshagen bereits seinen dritte Station erreicht.

Doch Mario Tänzer wünscht sich eine feste Stempelstelle und keine, die nach zwei Monaten wieder verschwindet. „Die Leute von der Wandernadel müssten doch daran inte­ressiert sein, dass die Besonderheiten der Orte hervorgehoben werden“, argumentiert er. „Ich will Touristen was bieten und den Tourismus fördern. Ich wünsche mir einfach, dass wir Hand in Hand arbeiten. Damit helfen wir uns allen für die Zukunft.“ Er wolle es daher weiter versuchen.