Zum 150. Geburtstag erinnern Gymnasiasten in einer Vollversammlung an ihren berühmten Namensgeber Hauptmann - in Wernigerode eine unbekannte Größe
Wernigerode l Was verbindet Gerhart Hauptmann mit Wernigerode? Welche Brücken gibt es zu dem bedeutenden Schriftsteller, der auf den Tag genau vor 150 Jahren geboren wurde. Wie unsere Spurensuche zeigt - keine einzige. Um so erstaunlicher ist es, dass ein Wernigeröder Gymnasium seinen Namen trägt.
Warum, das weiß heute keiner mehr zu sagen. Fakt ist, nach seinem Tod im Jahr 1946 lebte Hauptmanns literarisches Ansehen im Osten wie im Westen Deutschlands weiter. Viele Straßen und Schulen wurden zu der Zeit nach dem Literatur-Nobelpreisträger benannt.
Wahrscheinlich entschied man sich deshalb für Hauptmann, als 1947 in Wernigerode die Fürst-Otto-Oberschule und das Fürstin-Anna-Lyceum fusionierten.
Ein Gedenkstein auf dem Schulhof, Schautafeln in einem Fachraum, nicht mehr und nicht weniger erinnert heute an den berühmten Namensgeber. "Hauptmann ist bei uns eine unbekannte Größe", sagt Deutschlehrerin Andrea Lange. Zwar werde er als Vertreter des Naturalismus im Unterricht der elften und zwölften Klassen behandelt. Ansonsten spiele er in Deutsch und in der Schule kaum eine Rolle. Leider.
Aus diesem Grund haben Schüler wie Lehrer den 150. Geburtstag des Dramatikers zum Anlass genommen, um sich intensiv mit dessen Leben und Werk zu beschäftigen. Ein Plakatwettbewerb wurde ins Leben gerufen. Zudem organisierten die Lehrerinnen Bärbel Amsel, Esther Waldhausen und Barbara Ganske für den heutigen Donnerstag eine Vollversammlung auf dem Hof. Schüler werden kurze Texte von Hauptmann vortragen und ein fingiertes Interview mit ihm führen. Der Schulchor wird die Veranstaltung musikalisch umrahmen. Als Höhepunkt lassen die Mädchen und Jungen 150 mit Helium gefüllte Luftballons in den Himmel steigen - jeder einzelne Ballon mit einem Zitat oder einem biografischen Fakt des Autors versehen.
Vermutlich hat der Schriftsteller in seinem Leben nie einen Fuß in die bunte Stadt am Harz gesetzt. Dennoch: In den Köpfen der Gerhart-Hauptmann-Gymnasiasten ist der vor 66 Jahren verstorbene Dramatiker heute wieder lebendiger denn je.