Dobrinka Dieck erhält morgen die deutsche Staatsbürgerschaft - die gebürtige Bulgarin zog der Liebe wegen in den Harz "Ich denke und träume auf Deutsch - ich bin in Wasserleben angekommen"
Wasserleben l Wenn Dobrinka Dieck morgen früh im Landratsamt in Halberstadt ihre Einbürgerungsurkunde erhält, werden ihr Mann, ihre beiden Kinder und ihre Mutter sie begleiten. Die gebürtige Bulgarin lebt seit zwölf Jahren im Harz. Die Liebe zog sie nach Wasserleben. "Meine Mutter sagte damals zu mir, wenn du ihn liebst, kannst du gehen. Höre auf dein Herz. Das habe ich getan", sagt die 37-jährige Frau lachend.
Es ging alles ganz schnell: Für ein Praktikum kam die junge agrarwissenschaftliche Studentin Dobrinka Dimitrova im Frühjahr 1999 nach Deutschland. Bei einem Landwirt in Wasserleben hat sie die praktische Seite der Rinderzucht kennengelernt. Und in dem Dorf lief ihr auch ihr späterer Mann über den Weg.
Vielleicht wurden sie ein bisschen verkuppelt: "Meine Nachbarin sprach mich an, ob ich Dobrinka mal mit zur Disco nehme", erinnert sich Uwe Dieck. Es folgten gemeinsame Ausflüge und Discobesuche. Uwe und Dobrinka wurden ein Liebespaar. Im Herbst 1999 flog die junge Frau zurück nach Bulgarien. "Ich habe sie wegfahren sehen und wusste nicht, ob ich sie jemals wiedersehe", sagt der 45-jährige Familienvater. Täglich telefonierten die frisch Verliebten miteinander. Und dann fasste Uwe Dieck den wohl folgenreichsten Entschluss in seinem Leben: "Weihnachten 1999 flog ich nach Bulgarien und besuchte sie."
Der Vollwaise aus dem Harzvorland lernte die bulgarische Familie seiner zukünftigen Frau kennen. Drei Wochen blieb er dort. Schnörkellos machte Uwe Dieck seiner Dobrinka einen Heiratsantrag. "Jetzt machen wir das mit der Hochzeit und fertig." Es schloss sich ein Papierkrieg an. "Wir hatten zahlreiche Termine in der Deutschen Botschaft in Sofia und mussten viele Unterlagen und Nachweise vorlegen", erinnert sich Dobrinka Dieck.
Im März 2000 kam die erlösende Nachricht. Die Bulgarin durfte nach Deutschland fahren. Ihr Mann hatte für den 1. April 2000 ein Flugticket gekauft. Uwe Dieck: "Ich hatte die Befürchtung, dass alles vielleicht nur ein Aprilscherz war." Als sich die Türen des Terminals auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld öffneten, standen sie sich tatsächlich gegenüber.
Am 25. Mai 2000 heirateten Uwe und Dobrinka Dieck. Und noch im gleichen Jahr kam ihr heute elfjähriger Sohn Sebastian zur Welt. Rund zwei Jahre später wurde Tochter Deborah, inzwischen acht Jahre alt. Ihren Kindern zuliebe hängte Dobrinka Dieck ihren studierten Beruf an den Nagel. "Ich hatte ein tolles Stellenangebot in Braunschweig. Dann wäre jedoch keine Zeit für die Kinder geblieben." So hat sich die Frau mit den langen schwarzen Haaren Arbeitsstellen in der Nähe gesucht. "Ich habe in der Gastronomie gearbeitet und in Hotels oder Partyservices", erklärt Dobrinka Dieck. Und sie betont, dass sie nie von sozialer Unterstützung leben musste.
Zwei Pässe in der Tasche - "liebe beide Länder gleich viel"
Dobrinka Dieck wird ab morgen zwei Pässe in der Tasche haben. "Ich wollte immer die doppelte Staatsbürgerschaft. Ich liebe beide Länder gleich viel." Und sie ergänzt, dass in Bulgarien ihre Wurzeln liegen und sie in Deutschland ihre Familie habe. Beide Länder seien daher für sie zur Heimat geworden. "Ich denke und träume auf Deutsch." Bei Bulgarien-Urlauben merke sie, dass sie sogar manchmal einzelne Worte in ihrer Muttersprache vergesse. "Klar hatte ich anfangs auch Sprachschwierigkeiten und habe meine Entscheidung, nach Deutschland zu ziehen, kritisch hinterfragt. Inzwischen bin ich sehr froh, hier zu sein. Ich habe es geschafft und bin in Deutschland angekommen."
Ein ganz normaler Alltag ist eingekehrt. Und auch ihre beste Freundin kommt aus Wasserleben. Dass sie den Einbürgerungstest und den Sprachtest auf Anhieb mit Bravour bestanden hat, macht Dobrinka Dieck schon ein bisschen stolz. Uwe Dieck: "Ich hätte nicht sofort alle Fragen richtig beantworten können."