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Wernigerodes Oberbürgermeister greift in Streit ums " Schanzenhaus " ein / Gaffert : Jetzt die Chance, Ratskonzept von 2001 umzusetzten

Von Tom Koch und Ingmar Mehlhose 09.09.2009, 05:01

Wernigerode. Thomas Konietzko musste gestern leicht zurückrudern. Er sei nicht neuer Eigentümer, sondern habe lediglich vom Insolvenzverwalter den Hotelzuschlag erhalten, teilte der Geschäftsmann und langjährige Sportfunktionär der Volksstimme mit. Seine Erklärung, er wäre neuer Hausherr im " Aktivhotel Schanzenhaus " ( Samstagausgabe ) hatte bereits Uwe Klein als nicht korrekt bezeichnet. Der Geschäftsführer der Schierker Baude gehört bekanntlich ebenfalls zu den Bewerbern für das bankrotte Hotel im Zwölfmorgental ( Dienstagausgabe ).

Peter Gaffert informierte gestern im Volksstimme-Gespräch, dass er bereits im Juni und mit Wissen des Hauptausschusses eine Veräußerung an Konietzko versagt habe. Ein Grund dafür, so Wernigerodes Oberbürgermeister, seien dessen langjährigen Verbindungen zu Spitzenfunktionären des Pleite gegangenen Landessportbundes. Im Strudel dieses Finanzdesasters ist – wie man heute weiß – auch das " Schanzenhaus " in die Insolvenz geraten. Zweitens, so Gaffert, das Entwicklungskonzept des Wernigeröder Stadtrates fürs Zwölfmorgental sei deshalb ins Stocken geraten, weil ein privat geführtes Hotel dort andere Interessen haben müsse.

Gaffert musste Konietzko in einem weiteren Punkt berichtigen. Der Präsident des erneuerten Landessportbundes, Andreas Silbersack, habe ihm erst vor kurzem versichert, sein Verband unterstütze das Betreiberkonzept der Schierker Baude für das Wernigeröder Schanzenhaus. Absprachen des vermeintlichen Hotel-Eigentümers Konietzko mit dem Landessportbund habe Silbersack indes nicht bestätigen können. Dafür zeigte sich der Präsident erfreut darüber, dass Thomas Pfüller, der Generalsekretär des Deutschen Skiverbandes, betont habe, das Wernigeröder Skisportzentrum sei für seinen Verband von großer Bedeutung.

Auch Gaffert zeigte sich zufrieden über die Einschätzung Pfüllers, Wernigerode verfüge mit dem Komplex aus Sprungschanzen und Schanzenhaus " über herausragende Potenziale, die der Deutsche Skiverband grundsätzlich aber auch kurzfristig unterstützen " wolle. Gaffert : " Vor Jahren haben die Stadträte für ein Entwicklungskonzept gestimmt und große Summen für das Zwölfmorgental bewilligt. " Rund 1, 2 Millionen Euro wurden 2001 in die Rekonstruktion von Schanze und Außenanlage investiert.

Risiko der Stadt bei Null

Da die Stadt selbst nicht das Schanzenhaus rekonstruieren konnte, habe man das 10 000 Quadratmeter große Grundstück für lediglich 1 Mark ( heute wird dessen Wert auf mindestens 300 000 Euro geschätzt ) an den Landessportbund verkauft. Jetzt böte sich die große Chance, im Zwölfmorgental ein Leistungszentrum für den Skisport-Nachwuchs zu entwickeln. Er sei von diesem Konzept und den Vorteilen daraus für Wernigerode überzeugt. Dazu gehöre auch das Thema Stadtfinanzen : " Das Risiko für die Stadt ist gleich Null. In zehn Jahren hätte die Schierker Baude unseren Kaufpreis nahezu bezahlt. Auch müssen wir dann unser stark modernisierungsbedürftiges

Jugendgästehaus nicht wie zuletzt mit 140 000 Euro im Jahr bezuschussen. " Das von Uwe Klein vorgelegte Konzept bezeichnete der Rathauschef als gut, " der Betreiber möchte auch keinerlei Zuschüsse ". Mittelfristig, so Gaffert, biete dieses Modell sogar ein Einsparungspotenzial für Wernigerodes Stadtkasse. Mutmaßungen, mit dem 550 000-Euro-Kauf werde die Rücklage aufgebraucht, seien schlicht falsch. Nach Abzug der Eigenanteile für städtische Projekte aus dem Konjunkturpaket II verblieben zum Jahresende dennoch reichlich 1, 8 Millionen Euro als Reserve.

Um so verwunderlicher finde er, dass einige Stadträte trotz genauer Kenntnis der Kleinschen Vorstellungen, dessen Konzept ohne Diskussion und eigene Argumente grundweg ablehnten. Der im Stadtrat umstrittene Schanzenhaus-Kauf ist heute erneut intern ein Thema im Hauptausschuss.