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Klimawandel Dürre legt Harz-Bäche trocken

Wochenlang kein Regen, dazu Hitze - Bäche rund um Wernigerode drohen auszutrocknen. Ein Umweltexperte befürchtet ein Fischsterben.

Von Holger Manigk 11.07.2018, 01:01

Wernigerode l Mit jeder Wolke am Himmel wächst die Hoffnung auf Regen im Harz. Dann am Dienstag sogar ein paar kurze Schauer. „Das haben wir dringend nötig, die Dürre lässt ganze Bachläufe trocken fallen“, sagt Ulrich Eichler. Der Vorsteher des Unterhaltungsverbandes Ilse-Holtemme klagt, Wetterextreme „häufen sich in unserer Region seit rund zwei Jahren“. Solch einen rapiden Wechsel zwischen Hochwasser und anhaltenden Trockenphasen habe er zuvor in und um Wernigerode nicht erlebt.

Unter den rund 1230 Kilometern Gewässerlauf, die der Unterhaltungsverband betreut, sei die Lage vor allem an den kleineren Bächen „dramatisch“, so Eichler. So seien der Sturzbach in Wernigerode, der Sandtalbach bei Darlingerode und der Rammelsbach Richtung Veckenstedt komplett ausgetrocknet. „Damit droht immer auch ein Fischsterben“, warnt Eichler. „Erreichen die Gewässertemperaturen die Marke von 20 Grad Celsius, ist der Sauerstoffgehalt des Wassers so gering, dass Bachforellen ersticken“, erläutert der Umweltbeauftragte der Wernigeröder Stadtverwaltung.

Umso dankbarer sei er, dass sich einige Angler und Naturfreunde für die Rettung der verbliebenen Fische einsetzen – wie Gunnar Twellmann. Der Veckenstedter hatte beobachtet, wie der Rammelsbach nach und nach versiegte. „Also habe ich mit meinen Kindern und ein paar Freunden von ihnen Eimer mit Wasser gefüllt, die letzten Fische im Bach eingefangen und in der Ilse wieder ausgesetzt.“ 28 Bachforellen, etliche Stichlinge und einige Schlammpeitzger konnte Twellmann so vor dem Tod bewahren. Von ähnlichen Rettungsaktionen berichtet Ulrich Eichler aus Darlingerode.

Den Verbandsvorsteher ärgert dagegen: „Immer wieder wird uns gemeldet, dass Anlieger Wasser aus Bächen abpumpen, um damit in der Dürrezeit ihre Regentonne zu füllen oder den Rasen zu sprengen.“ Das sei strikt verboten. Erlaubt sei lediglich, das lebensspendende Nass in geringeren Mengen abzuschöpfen.

Entspannter sei die Situation an den etwas größeren Gewässern wie dem Zillierbach, sagt Eichler. Das sei auch der Talsperre am Oberlauf zu verdanken, aus der zehn Liter pro Sekunde in den Bach eingespeist werden.

„Normalerweise gibt die Zillierbachtalsperre kein Wasser ab, aber aufgrund der andauernden Trockenheit und Hitze haben wir uns mit der Stadtverwaltung auf diese Lösung geeinigt“, sagt Joachim Schimrosczyk. Wie der Vize-Chef des Talsperrenbetriebes Sachsen-Anhalt betont, können die Stauwerke die Auswirkungen von Dürrephasen abmildern.

Hilfe von oben ist für Fische und Salamander für die kommenden Tage zu erwarten: Laut Deutschem Wetterdienst zieht ein Tiefdruckgebiet mit kühler und feuchter Luft langsam Richtung Ostdeutschland. Am Mittwochnachmittag sollen von Nordwesten Gewitter aufziehen, die vereinzelt Schauer mit Starkregen bis zu 25 Liter pro Quadratmeter binnen kurzer Zeit mit sich bringen.