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Orgel Königin bittet um Audienz

Noch nie ist die Sauer-Orgel in der Wernigeröder Liebfrauenkirche gewartet worden.Die Designerin Dorit Goedecke sammelt Spenden.

Von Holger Hadinga 06.09.2016, 23:01

Wernigerode l Vor 15 Jahren hat die Grafikdesignerin Dorit Goedecke den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und hat damit Erfolg. Doch zu ihrem Firmenjubiläum wünscht sich die Wernigeröderin weder Geschenke noch Blumen, sondern Spenden für die Sauer-Orgel in der Liebfrauenkirche. „Mir liegt die Sanierung sehr am Herzen, weil Orgelmusik für mich wie ein Lob Gottes ist“, begründet Dorit Goedecke ihr Engagement. Das Instrument, das als Königin der Orgeln bezeichnet wird, wurde von einem der bedeutendsten Orgelbauer des 19. Jahrhunderts geschaffen: Wilhelm Sauer (1831 - 1916).

Sein Werk in Wernigerode ist das größte erhaltene Instrument in Sachsen-Anhalt. Doch leider hat der Zahn der Zeit daran genagt: Unter anderem sind durch abgenutzte sowie beschädigte mechanische Bauteile manche Töne nicht mehr spielbar oder erklingen falsch. Im Inneren haben sich Schimmel, Schmutz und giftige Rückstände von Holzschutzmitteln angesammelt. Auch das Pfeifenwerk ist verdreckt und verstimmt.

Da die Orgel bei einer aufwendigen Generalreinigung komplett auseinander genommen werden muss, sind die Kosten sehr hoch. „Das Sanierungsprojekt habe ich auch durch Werbung unterstützt“, sagt die Grafikdesignerin. So hat sie einen Flyer entworfen, der den Titel „Königin bittet um Audienz“ trägt und anschaulich sowie informativ über das Orgel-Projekt aufklärt.

Dorit Goedecke ist gelernte Schrift- und Grafikmalerin. „Das war für mich eine gute Grundlage. Ich habe zur damaligen Zeit in Berlin einen Ausbildungsplatz bekommen, obwohl in der DDR nur 50 Leute pro Jahr genommen wurden“, sagt sie stolz. Später wechselte die Wernigeröderin an die Fachschule für Werbung und Gestaltung, ebenfalls in Berlin. „Und nach der Wende war es wichtig, dass ich mich sofort mit Computergrafik beschäftigt habe.“ Die ersten fünf Jahre in der Selbstständigkeit arbeitete Dorit Goedecke in ihrer Wohnung in der Kanzleistraße.

Anschließend zog sie in die Innenstadt. „Die Wirtschaftskrise 2009/2010 brachte auch Einbrüche in der Werbebranche mit sich“, erinnert sie sich an diese Jahre zurück. „Deshalb musste ich umdenken und bin in die Friedrichstraße gezogen, also etwas ruhiger am Stadtrand gelegen.“ In dem Wohn- und Geschäftshaus findet die Fachfrau ihre „Ruhe zum Arbeiten“, wie sie sagt, und kann sich kreativ entfalten.

„Die Kunden schätzen meine tiefgründige, detaillierte Arbeit“, vermutet Dorit Goedecke. „Mit meiner Werbung bringe ich ihre Geschäftsidee auf den Punkt. Große und kleine Firmen haben gemerkt, dass ihnen meine Flyer und Logos Erfolg bringen.“ Zufriedene Kunden haben laut Dorit Goedecke weitere Kunden nach sich gezogen. Manche hat sie seit der ersten Stunde. „Es war wie ein Selbstläufer.“ Zu den Auftraggebern zählen medizinische Firmen, die Wasserwirtschaft, Handwerker sowie soziale und kirchliche Einrichtungen.

Für die Zukunft setzt Dorit Goedecke auf die Kooperation mit einer anderen Firma. „Im Projekt ‚Designwerk‘ trifft die Gestaltungsidee auf die Produktion“, verrät sie. „Es werden schöne Dinge aus hochwertigen Materialien für den Alltag, das Wohnzimmer und das Büro gefertigt.“ Gearbeitet wird mit klassischer Maschinen- und traditioneller Handgravur.

Sie ist übrigens alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Mittlerweile studiert die älteste Tochter Ulrike in Essen (Nordrhein-Westfalen) Kommunikationsdesign. Sohn Martin möchte Schmied werden. Bei ihr lebt noch die achtjährige Tochter Amelie. Sie scheint bereits jetzt, beruflich in die Fußstapfen der Mutter zu treten. „Amelie holt jeden Tag Stifte heraus und malt intensiv.“

Spendenkonto für die Königin: Ev. Kirchgemeinde St. Sylvestri und Liebfrauen, IBAN: DE 16 800 635 084 040 518 400, BIC: GENODEF1QLB, Harzer Volksbank, Verwendungszweck: Spende Sauer-Orgel