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Kulturerbe Harzer Grasedanz auf Unesco-Liste

Einzigartig ist das Frauenrecht in Hüttenrode und Neuwerk. Der Harzer Grasedanz ist nun als Immaterielles Kulturerbe der Unesco anerkannt.

Von Holger Manigk 17.03.2020, 00:01

Hüttenrode/Neuwerk l Was haben das Handwerk des Bierbrauens, die Brailleschrift sowie der Grasedanz in Hüttenrode und Neuwerk gemeinsam? Alle drei Traditionen stehen neu auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland. Das bestätigten die Kulturministerkonferenz und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Freitag, 13. März, auf Empfehlung des Unesco-Expertenkomitees. Der Brauch, der seit mehr als 100 Jahren von Generation zu Generation weitergegeben wird, existiert nur noch in den zwei Harz-Dörfern.

Umso größer sind nun Freude und Stolz in beiden Orten, es auf die exklusive Liste geschafft zu haben. „Wir sind einfach glücklich, das Ziel eines langen Weges erreicht zu haben“, reagiert Christine-Luise Pust von den Grasedanzfrauen in den Reihen des Harzklubs Neuwerk auf die Nachricht. Nachdem ein erster Versuch 2014 allein im Sande verlief, starteten die Oberharzer zwei Jahre später eine gemeinsame Initiative mit den Hüttenrödern.

„2018 erhielten wir die Anerkennung als Kulturerbe in Sachsen-Anhalt, das war ein wichtiger Schritt“, ergänzt Andreas Pawel vom Bergverein aus dem Blankenburger Ortsteil, der die Bewerbung mit angeschoben hatte. Wichtige Unterstützung lieferten dabei seine Tochter Claudia Schreiter, Kathrin Pöge-Alder vom Landesheimatbund und Brauchtumsforscher Lutz Wille.

Was die Exerten überzeugt hat? Der Fokus auf die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann, der Bekannteitsgrad und das Fehlen von starren Hierarchien antwortet Stephanie Laumen auf Volksstimme-Anfrage. Wie die Sprecherin der Deutschen Unesco-Kommission erläutert, zeigt sich das Fest, mit dem die harte Arbeit der Frauen bei der Heuernte gewürdigt wird, „als wandlungsfähig und wird generationenübergreifend getragen“.

So sei etwa 1995 in Hüttenrode die Kür der Heuprinzessin eingeführt worden, um Nachwuchs für die Tradition zu gewinnen, berichtet Pawel. „Dennoch dürfen und wollen wir den Charakter der Veranstaltung nun nicht verfälschen.“ Nur sei man – als zweiter Harzer Brauch nach den Finkenmanövern auf der Bundesliste des Immateriellen Kulturerbes – jetzt ein Aushängeschild für Sachsen-Anhalt. „Die Aufmerksamkeit kann dazu genutzt werden, die Lebendigkeit der Kulturform zu erhalten“, sagt Laumen von der Unesco. Finanzielle Unterstützung sei mit der Aufnahme nicht verbunden, aber die Nutzung des entsprechenden Logos und leichterer Zugang zu Förderprogrammen.

 „Wir sind begeistert über diese tolle Werbung für das Dorf und unser schönes Fest“, sagt Katrin Kunzelmann, die als „Frau Hauptmann“ beim Grasedanz in Hüttenrode das Zepter – beziehungsweise die Sichel – schwingt. Das dreitägige Brauchtumsfest wird im Blankenburger Ortsteil und Neuwerk seit den 1880-er Jahren zum Abschluss der Heuernte begangen. Im Mittelpunkt stehen die Wahl der Grasekönigin und der Heuprinzessin.