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LuftfahrtmuseumFlugzeugfans dürfen in Wernigerode rutschen

Einmal aus der Transall rutschen und auf der Terrasse des Luftfahrtmuseums landen: Das können sich Besucher bald in Wernigerode trauen.

Von Julia Bruns 22.02.2019, 00:01

Wernigerode l In sieben Teilen wurde sie geliefert; nun bauen zwei Männer einer Döbelner Firma die Rutsche an die silberne Transportmaschine an: Die Transall C-160 wird am Luftfahrtmuseum in Wernigerode derzeit um eine Funktion reicher. So sollen Besucher demnächst nicht nur einen Blick in Cockpit und Ladefläche des einstigen Bundeswehr-Fliegers werfen und sich über den Flugzeugtyp informieren können – Pressesprecher Mario Schmidt: „Wer es sich zutraut, kann demnächst anschließend aus der Transall herunterrutschen. Wer nicht, nimmt einfach die Treppe.“
Nicht nur Kinder sollen den Spaß erleben, auch Erwachsene dürfen sich auf Rutschpartie begeben. „Es war die Idee unseres Inhabers Clemens Aulich, die Rutsche an die Transall zu montieren. Der Plan stand schon bei der Konzeption des Neubaus“, berichtet Schmidt. Schließlich musste das Gebäude auch statisch für die 30 Tonnen schwere Maschine ausgelegt werden.
Beteiligt ist eine Spezialfirma aus dem sächsischen Döbeln. „Wir sind einer der Marktführer, wenn es um Rutschen geht“, sagt Mitarbeiter Chris Fiedler. Begonnen hatte das Unternehmen Atlantics mit der Lösung für zweite Fluchtwege in Form sogenannter Evakuierungsrutschen. „Mittlerweile bauen wir Rutschen für Vergnügungsparks, breite Wellenrutschen für Schwimmbäder, Spielrutschen“, zählt er auf. Einer der größten Kunden sei ein österreichischer Waldrutschenpark. „Neben Mountainbiking ist das der Trend in den Skigebieten für die Sommernutzung“, so Fiedler. Die „silberne Gams“, wie das Flugzeug auch genannt wird, ist nicht die erste Transall, die Fiedler und seine Kollegen mit solch einer Röhre ausstatten. „Wir haben einen Kunden in Kevelaer an der niederländischen Grenze, der neben seiner Transall auch eine Antonov mit einer Rutsche versehen hat.“
Das Spaßgerät wird von einer Metallsäule gestützt und mit dieser an einer Stelle verschweißt. Ansonsten halten eine Vielzahl an Schrauben mit 1,2 Zentimetern Durchmesser die Einzelteile fest zusammen, sodass die Rutsche sich stabilisiert. „Bis jetzt hat noch jede Rutsche gehalten“, sagt Chris Fiedler und lacht. Getestet werden muss die Röhre natürlich ausgiebig, verrät er.
Auch der TÜV wird den riesigen Silbervogel und die Rutsche noch genau unter die Lupe nehmen, ganz nach Vorschrift eben. „Deshalb bitten wir unsere Besucher noch um etwas Geduld. Wir wissen, dass es viele kaum erwarten können, die Transall zu besichtigen und werden rechtzeitig den Termin bekannt geben, wenn die Attraktion für die Gäste eröffnet wird“, kündigt Mario Schmidt an.
Im Oktober 2018 wurden der Rumpf und weitere Teile der Transall C-160 auf das Dach des Luftfahrtmuseums gehoben. Seitdem thront das imposante Flugzeug mit einer Länge von 32 Metern und einer Spannweite von 40 Metern weit sichtbar auf dem Dach des Hauses, das privat von Clemens Aulich betrieben wird. Mit dem Museum hatte er sich einen Kindheitstraum erfüllt.
„2018 hatten wir wieder einen Besucherrekord“, sagt Mario Schmidt. „Und das trotz der hohen Temperaturen im Sommer und der Tatsache, dass die Transall erst im Oktober zu uns transportiert wurde.“ Mehr als 65.000 Besucher fanden den Weg in den Gießerweg, um sich die 65 Sammlerstücke des Unternehmers anzusehen.
Das 1972 gebaute Flugzeug auf dem Dach verdankt seinen Spitznamen übrigens dem silbernen Anstrich und der Gemse, dem Wappentier und Maskottchen des Lufttransportgeschwaders?61 in Landsberg-Penzing, dem früheren Stationierungsstandort der Transall mit der Kennnummer 51-01. Der bayrische Standort Penzing wird im Zuge der Ausmusterung der Transall-Maschinen von der Bundeswehr geschlossen; voraussichtlich schließt der Fliegerhorst 2024.