Naturschutz Nationalpark Harz wirbt in Elbingerode um Verständnis für Waldwandel
Was die neue Außenstelle des Nationalparks Harz in Elbingerode den Besuchern bietet

Elbingerode
Der Ministerpräsident musste vergangene Woche absagen, die Umweltministerin hingegen hat es zum Besuch in die Oberharzstadt geschafft: Am Montagmorgen eröffnete sie die neue Außenstelle des Nationalparks Harz in Elbingerode gemeinsam mit Parkchef Andreas Pusch. Mithilfe der Ausstellung im und rund um das Rathaus können sich Besucher über das nahe gelegene Schutzgebiet und seine Besonderheiten informieren (die Volksstimme berichtete).
Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU) hofft, dass davon zahlreiche Gäste wie auch Einheimische Gebrauch machen. „Es ist an der Zeit, dass man die Leute aufklärt“, sagte er mit Blick auf das anhaltende Waldsterben im Harz. Wobei dies im Grunde die falsche Beschreibung für das sei, was sich im Nationalpark, Landesforst und Privatwald derzeit abspiele, betont Nationalparkchef Andreas Pusch. „Die Wälder sind nicht abgestorben. Sie regenerieren sich vielmehr aus ihrer eigenen natürlichen Kraft.“ Dies werde vor allem dort offensichtlich, wo sich auf Brachflächen bereits neues Leben rege. „Wenn sich Jungpflanzen entwickeln, sieht es gleich ganz anders aus.“
Trotzdem sei klar: „Es dauert zwei Generationen, bis wieder ein Wald da ist, wie wir ihn kennen“, so Pusch weiter. Es würde zu kurz greifen, den Borkenkäfer allein dafür verantwortlich zu machen, so Pusch. Zur Plage habe er erst werden können, nachdem Stürme und anhaltende Trockenheit die Bäume geschwächt hätten. „Der entscheidende Treiber ist der Wandel, der im Klima vor sich geht.“
Harz weiter für Touristen attraktiv
Das werde aber die Attraktivität der Region nicht schmälern, davon gab sich Pusch überzeugt. „Die Touristen werden den Harz weiter annehmen“, sagte er in Elbingerode. „Wandern im Nationalpark und im Harz generell ist eine wunderbare Sache“, sagte Umweltministerin Claudia Dalbert. Es sei eine der wenigen guten Seiten der Corona-Pandemie, dass sie vielen Menschen erneut bewusst gemacht habe, „in was für einer schönen Heimat wir leben“.
Darauf setzt auch Bürgermeister Fiebelkon. „Wir sind zu 90 Prozent touristisch geprägt und wollen es auch bleiben.“ Auch deshalb sei er Mitglied im Krisenstab Wald des Harzkreises geworden und arbeite in der Arbeitsgruppe zum Thema Tourismus mit. Dort spiele unter anderem die Wiederaufforstung eine große Rolle. Es sei gut, wenn diese nicht in „Hauruck-Aktionen“ vor sich gehe, sondern gelenkt und koordiniert werde, so Fiebelkorn weiter.
Dem stimmte Claudia Dalbert zu. Bei dem Thema gebe es viel Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. „Die Leute sind sehr engagementbereit.“ Zurückhaltend gab sich die Ministerin beim Thema Landeshilfen. Durch die andauernden Baumfällungen und Holztransporte seien die städtischen Straßen stark beansprucht, für die Instandsetzung brauche die finanzschwache Kommune Unterstützung, so Fiebelkorn. Das falle nicht in ihr Ressort, so Claudia Dalbert, die darauf verwies, dass das Land den Besitzern von Privatwäldern jährlich mit rund 20 Millionen Euro Fördergeld helfe, die nötigen Fällarbeiten vorzunehmen.
Nationalpark fällt noch dieses Jahr Bäume
Auch im Nationalpark würden in diesem Jahr noch Bäume in den Randbereichen gefällt, um zu verhindern, dass Borkenkäfer von dort in den Wirtschaftswald gelangen, sagte Andreas Pusch. Ab 2022 werde dies nur noch aus Gründen der Verkehrssicherung erfolgen. Zugleich sei aber geplant, in den Randbereichen aufzuforsten. Während in der Kernzone die Natur sich selbst überlassen bleibe, habe der Mensch dort so stark eingegriffen, dass Hilfe nötig sei. Gepflanzt würden vor allem einheimische Laubbäume wie Buchen.
Deutlich bescheidener ist der finanzielle Rahmen für die Ausstellung, die nun in Elbingerode zu sehen ist. Rund 21000 Euro habe die Einrichtung der neuen Außenstelle gekostet, hieß es bei der Eröffnung. Das Umweltministerium gab Geld aus einem Fördertopf dazu, der eigens dafür eingerichtet wurde, um die Verbindung von Nationalpark und Anrainergemeinden zu verbessern.
Dafür wurden im Außenbereich des Rathauses sechs Informationstafeln errichtet, auf denen unter dem Motto „Der Wildnis beim Wachsen zusehen“ grundlegende Fakten zum Nationalpark sowie im Besonderen Erklärungen zu den Veränderungen gegeben werden, die sich derzeit in den Harzer Wäldern abspielen. Mit vielen Bildern und interaktiven Elementen wie beweglichen Klappen, hinter denen sich Detailinformationen verbergen, wird zum Beispiel vermittelt, inwiefern totes Holz Lebensraum bietet und welchen Maßgaben der Nationalpark folge.
Zweisprachige Informationstafeln
Für die Inhalte hat die Parkverwaltung gesorgt, die Umsetzung und Montage übernahm die Kommunikationsagentur design office aus Bad Harzburg. Die Tafeln sind zweisprachig deutsch und englisch gestaltet. Vier weitere Tafeln wurden dem hölzernen Aufsteller mit dem Schriftzug „Nationalparkgemeinde“ im Eingangsbereich beigefügt, der bei dieser Gelegenheit erneuert wurde. Da die Stadt in Drei Annen Hohne an das Nationalparkgebiet angrenzt, trägt Elbingerode diesen Titel.
Ein vier Meter hoher Schilderbaum mit acht Richtungspfeilen verweist auf Ziele in der Region, die mit dem Nationalpark verbunden sind. Zwei Bänke bieten Platz für eine Verschnaufpause. Im Rathausfoyer liegt ebenfalls Informationsmaterial bereit.
Allerdings ist das Rathaus derzeit pandemiebedingt nicht zugänglich. Auch die Kinder der Elbingeröder Grundschule, die Bürgermeister Fiebelkorn bereits zur Besichtigung eingeladen hat, können wegen der aktuellen Corona-Lage vorerst nicht die Nationalpark-Ausstellung nutzen.