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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Ost und West? Für diesen Strategen nur Himmelsrichtungen

Carhans Uhle hatte schon viele Führungspositionen inne - im Westen und im Osten Deutschlands. Wie er über Magdeburg und die Zukunft des Landes denkt.

Von rs 08.07.2025, 19:00
Carlhans Uhle, Geschäftsführer des DRK.
Carlhans Uhle, Geschäftsführer des DRK. Foto: Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Carhans Uhle, Geschäftsführer des DRK.

Wenn Menschen nach Magdeburg kommen, denen die Stadt noch fremd ist, zeigt Dr. Carlhans Uhle ihnen am liebsten, was sich hier verändert hat. Die Transformation der Elbestadt, die längst zu seinem Zuhause geworden ist, erfüllt ihn mit Stolz und fasziniert ihn zugleich.

Geboren in Cochem an der Mosel, verbringt Uhle seine Kindheit in der malerischen Region. Später lebt er in München, Köln, Mainz und in Leipzig. Seine berufliche Laufbahn beginnt mit einer Banklehre, es folgt ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und eine Anstellung an der Kölner Universität.

Als die Mauer fällt, ist er in München verwurzelt

Als im November 1989 die Mauer fällt, ist Uhle tief in München verwurzelt – privat durch sein Umfeld. Und in der Landesbank durch Aufgaben in der Konzernentwicklung. Die Bilder im Fernsehen und die Berichte in den Zeitungen lassen ihn dennoch nicht los und bewegen ihn: „Das waren historische und emotionale Zeiten“, erinnert er sich. Die Aufbruchsstimmung der Wendezeit zieht ihn 1993 nach Leipzig. Der Stratege übernimmt bei der Landesbank Sachsen einen Teil des Kreditgeschäfts.

Wechsel in den Osten als Zäsur

Der Wechsel in den Osten Deutschlands wird für ihn zur Zäsur: Nach dem Leben in München taucht er in eine neue Kultur und eine Zeit des Wandels ein. In führenden Positionen wirkt er am Aufbau der Nachwendezeit mit. Sechs Jahre lang verantwortet er einen Bereich des Firmenkunden-Kreditgeschäfts, später wird er Geschäftsführer der Strombörse Leipzig. Seine Expertise bringt er anschließend auch als kaufmännischer Geschäftsführer in eine Unternehmensgruppe im sächsischen Freiberg ein.

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Positiv überrascht reagiert er auf die Frage des damaligen Wirtschaftsministers von Sachsen-Anhalt: „Wie wäre es mit Magdeburg?“ Obwohl er die Stadt bisher nur von der Autobahn kennt, zögert er nicht lange. 2007 übernimmt Dr. Carlhans Uhle die Geschäftsführung der neu aufgestellten Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt. Drei Bereiche werden darin vereint: Wirtschaftsförderung, Marketing und Tourismus.

Standort stärken, Tourismus voranbringen

Die Aufgabe: Investoren akquirieren, den Standort vermarkten, den Tourismus stärken. Uhle packt an – zehn Jahre lang. Noch heute lächelt er zufrieden, wenn er an Industriegebieten vorbeifährt, in denen Unternehmen florieren, die sich damals für Sachsen-Anhalt entschieden haben. Es waren, wie er sagt, „zehn intensive Jahre“.

Verband mit 7.500 Jobs

2017 folgt ein neuer beruflicher Schritt. Wieder in Magdeburg. Diesmal steht ein Wort im Zentrum seiner Motivation: Menschlichkeit. Einer der Grundwerte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dessen Landesgeschäftsführer er nun in Sachsen-Anhalt wird. Mit rund 7.500 hauptamtlich Beschäftigten gehört das DRK zu den größten Arbeitgebern des Landes.

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Dass Magdeburg damit weiter sein Lebensmittelpunkt bleibt, sieht er als besonderen Vorteil. Er schätzt „den kurzen Draht“ in der Zusammenarbeit und „die guten Netzwerke“ – beruflich wie privat. Die Stadt empfindet er als „liebens- und lebenswert“. Beides kommt zusammen, als das schreckliche Attentat auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember 2024 schnelle Hilfe fordert. Das DRK Sachsen-Anhalt organisiert eine große Spendenaktion: Rund 1.100 Anträge werden bearbeitet und ausgezahlt. Doch was bleibt, ist mehr als finanzielle Unterstützung – es ist der Zusammenhalt, der spürbar wurde. „Unbezahlbar und unvergessen“, nennt es Dr. Uhle.

Ost und West? Nur Himmelsrichtungen

Nächstenliebe, Gemeinsamkeit – das sind für ihn keine Floskeln, sondern gelebte Werte. Ost und West? Für ihn „nur Himmelsrichtungen“. Er selbst blickt in viele Richtungen. Auch deshalb setzt er sich dafür ein, das DRK strategisch für die Zukunft aufzustellen – mit dem Ziel, Menschlichkeit auch in einer sich wandelnden Welt nachhaltig wirksam zu verankern.

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Sein gesellschaftliches Engagement endet nicht an der Bürotür: Er bringt sich ehrenamtlich in Kirche und im Lions Club ein, wo er gemeinsam mit anderen Projekten auf den Weg bringt, die der Stadt und ihren Menschen zugutekommen. Und wenn er in die Zukunft schaut, wünscht er sich: „Dass Magdeburg den Schwung mitnimmt und ausbaut – um als herausragender Standort in vielen Facetten zu glänzen.“