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Tourismus Neuer Turm für Bürgerpark Wernigerode?

Der Aussichtsturm am Wernigeröder Bürgerpark muss abgebaut werden. Es gibt aber schon neue Pläne für die Touristenattraktion im Harz.

Von Ivonne Sielaff 07.11.2020, 00:01

Wernigerode l Eine Idee, die Wernigerodes Bürgerpark völlig neue Aussichten eröffnet: Ein Aussichtsturm mit Rutschen, Kletterwand und Hängebrücken. Keine Zukunftsmusik, sondern im Moment eine ganz konkrete Überlegung. Fakt ist: Die alte Besucherplattform an der Betonmischanlage muss dort weg. Die 22 Meter hohe Stahlkonstruktion steht außerhalb des Parks auf Firmengelände. Weil der Eigentümer verkaufen möchte, muss die Stadt den Turm zurückbauen.

Und das ist nicht ganz billig: Der Turm stammt noch aus Tagen der Landesgartenschau 2006, wurde einst mit Fördermitteln gebaut. Bei einem Abriss müsste die Stadt einen Teil der Fördersumme, nämlich 15.000 Euro, zurückzahlen, informiert Parkchef Andreas Meling im Volksstimme-Gespräch. Dazu kommen 72.000 Euro für den Rückbau und die Verschrottung des Turms. Und der Park würde einer seiner beliebtesten Attraktionen verlieren, so Meling. Werde er doch jährlich von Zehntausenden Besuchern erklommen.

Eine Versetzung des Turms um einige Meter in den Park käme die Stadt noch teurer. Nämlich 190.000 Euro plus weitere 35.000 Euro für den gärtnerischen Umbau.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: eine multifunktionale Freizeitanlage. „Wir haben überlegt, was uns weiterhelfen würde“, sagt Parkchef Meling. Hauptzielgruppe im Bürgerpark seien Familien. Die neue Attraktion soll also vor allem Familien mit Kindern ansprechen. Und das ist der Plan: Der Aussichtsturm soll um etwa 50 Meter hinein ins Parkgelände versetzt werden. An die Metallkonstruktion werden mehrere Röhrenrutschen und Kletterwände angebaut. Über eine 150 Meter lange Hängebrücke und mehrere Plattformen gelangen die Besucher nicht nur nach unten, sondern mitten auf den Lindenhellerteich. Dort können sie sich auf Flößen selbst über das Wasser ziehen und auf einem Balancierpfad ihre Geschicklichkeit testen.

Laut Meling wäre der Erlebnisturm nicht nur ein neuer touristischer Anreiz. Es gebe zwei weitere Vorteile. Zum einen könnte das überbleibende Brückenelement des Turms genutzt werden, um die Sackgasse an der Seepromenade am Schreiberteich wieder für Besucher zu öffnen.

Zum anderen sei der aufgepeppte Turm für die Stadt finanziell am günstigsten, so Meling. Zwar kostet der Bau der neuen Attraktion knapp eine Million Euro. Wie der Parkchef informiert, würde aber eine erhebliche Summe an Fördergeldern in Aussicht stehen. Bei einer Zusage müsste Wernigerode lediglich fünf Prozent der Gesamtsumme, also 50.000 Euro, tragen.

Ob die Idee umgesetzt werden kann, steht und fällt mit dem Stadtrat. Wernigerodes Lokalpolitiker werden sich in den kommenden Wochen mit dem Projekt befassen. Die Entscheidung könnte schon in der Sitzung am 10. Dezember fallen. „Dabei geht es vor allem um die Grundsatzfrage, ob in den Park investiert werden soll oder nicht“, sagt Andreas Meling.

Und diese Frage ist nicht unumstritten, wie sich schon am Donnerstag im Stadtrat gezeigt hat. Thomas Schatz (Die Linke) warnte mit Blick auf die angespannte Haushaltslage der Stadt vor möglicherweise ausufernden Unterhaltungskosten. Siegfried Siegel (SPD) dagegen sprach von einer „verlorenen Chance“, die Attraktivität des Parks zu erhöhen, sollte der Turm abgerissen werden. Außerdem sei die Stadt in „Handlungszwang“.

Für Andreas Meling als Parkchef steht fest: „Der Bürgerpark hat sich etabliert. Aber man muss den Menschen auch immer wieder mal etwas Neues bieten.“ Deshalb wünsche er sich „ganz doll“, dass der Stadtrat für den Erlebnisturm votiert.

Sollten die Lokalpolitiker grünes Licht für die Investition geben, könnten die Arbeiten im Herbst 2021, also nach Abschluss der nächsten Parksaison, beginnen, so Meling. „Wenn nichts dazwischen kommt, könnten wir den Turm zum Saisonstart 2022 eröffnen.“

Hintergrund: Für die Landesgartenschau 2006 wurde das brachliegende Gelände zwischen Zaunwiese und Dornbergsweg in eine Park- und Seenlandschaft umgestaltet. Nach Abschluss der Laga wurde das 17 Hektar große Areal als Bürgerpark wieder eröffnet und hat sich zu einem der beliebtesten Ausflugsziele in Wernigerode mit jährlich über 100.000 Besuchern entwickelt. Betrieben wird der Bürgerpark durch die Park und Garten GmbH - ein städtisches Tochterunternehmen. Alle Anlagen wie Gebäude, Wege, Beleuchtung und Aussichtsturm sind nach wie vor im Besitz der Stadt Wernigerode. Kommentar