Auch behinderte Besucher können das Schutzgebiet auf verschiedene Weise erkunden Per Bus, Bahn oder zu Fuß: (fast) ohne Hindernisse den Nationalpark erkunden
Wer den Nationalpark Harz erkunden möchte, der sollte bekanntlich gut zu Fuß sein. Doch auch für Menschen mit Behinderungen gibt es inzwischen etliche Möglichkeiten, die Natur in dem Schutzgebiet zu genießen.
Wernigerode l "In Naturlandschaften gibt es für Menschen mit Behinderungen viele natürliche Grenzen, die kaum überwindbar sind", sagt Friedhart Knolle. Der Pressesprecher der Nationalpark-Verwaltung Harz in Wernigerode verweist auf die zum Teil sehr langen Wege durch Feld und Flur, um auf einen Felsen zu kraxeln. Es wäre einfach nicht umsetzbar, alle diese Orte für Besucher mit einem Handicap zu öffnen.
Dennoch gibt es im Schutzgebiet verschiedene Möglichkeiten, die Natur (fast) ungehindert zu genießen. So zum Beispiel umweltfreundlich auf vier Rädern in einem erdgasbetriebenen Niederflurbus mit zusätzlicher Klapprampe.
Der sogenannte "Ilsetaler" der Harzer Verkehrsbetriebe (www.wvb-gmbh.de) rollt auf der Linie 288 von Mai bis Oktober dienstags, donnerstags und sonnabends von Wernigerode über Ilsenburg bis Drei Annen Hohne. Auf dem Weg dahin hält er an der Waldgaststätte Plessenburg, dem Hotel Steinerne Renne und dem Naturerlebniszentrum HohneHof.
Knolle: "In Niedersachsen fährt ein ähnlicher Bus über Molkenhaus und Rabenklippe durch den Park." Der Tourplan ist unter www.kvg-braunschweig.de abrufbar. Beide Busse sind absenkbar und bieten deshalb auch Rollstuhlfahrern einen problemlosen Einstieg. Allerdings ist dafür ein Begleiter als Helfer erforderlich.
"Behinderte Besucher zahlen im Brockenhaus nur einen ermäßigten Eintritt."
Zumindest barrierearm sind die Nationalpark-Einrichtungen ausgestattet. So ist das Brockenhaus rollstuhlgerecht gestaltet worden und verfügt auch über einen Fahrstuhl. Behinderte zahlen nur einen ermäßigten Eintritt. Aber, so der Sprecher: "Zwischen dem Brockenbahnhof und dem Brockenhaus ist eine kleine Steigung zu überwinden." Der Brockengarten kann teilweise mit dem Rollstuhl erkundet werden.
Das Nationalpark-Besucherzentrum Torfhaus ist ebenfalls mit einem Lift ausgestattet. Hier wie auch im 2011 eröffneten HohneHof, dem Nationalparkhaus Sankt Andreasberg und dem Haus der Natur gibt es für Gäste zwar einige wenige Hindernisse zu überwinden. Diese Einrichtungen verfügen allerdings über behindertengerechte Toiletten und Bushaltestellen direkt vor der Tür.
"Neben interessanten Ausstellungen gibt es für die Besucher Verkaufsräume, in denen sie Bücher, Wander- und Postkarten, Stofftiere sowie umweltfreundliche und fair gehandelte Produkte als kleine Andenken erstehen können", wirbt Friedhart Knolle.
Die Nationalpark-Waldgaststätte Rehberger Grabenhaus zwischen Sankt Andreasberg und Sonnenberg ist über einen rollstuhlgerechten Weg mit nur einer kurzen Steigung erreichbar. Der Sprecher: "Unweit vom Rehberger Grabenhaus besteht eine herrliche Aussicht auf das Okertal." Und: "In den Wintermonaten finden direkt an der Gaststätte Wildfütterungen statt." Die genauen Termine sind unter www.rehberger-grabenhaus.com aufgelistet.
Auch den Brocken können behinderte Besucher erkunden. Zwischen Mai und Oktober dampft die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) von Wernigerode und Drei Annen Hohne aus auf den höchsten Harzgipfel. Es geht vorbei am Goethemoor und durch den Brockenurwald. Dabei bieten sich eindrucksvolle Einblicke in den Nationalpark. Laut Knolle ist eine Anmeldung bei der HSB unter Telefon (0 39 43) 55 80 drei Tage vorher aus technischen Gründen notwendig. Weitere Informationen sind auch unter der Rufnummer (0 39 43) 55 02 29 möglich.
"Die Gestaltung der Einrichtungen und Angebote ist bei Weitem nicht ausgeschöpft."
"Derzeit gibt es im Nationalpark Harz nur einen speziell für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer ausgebauten, etwa 350 Meter langen Weg am Hedwigsblick und Clausthaler Flutgraben", erläutert der Sprecher weiter. An dessen Eingang an der Steile Wand-Straße westlich von Torfhaus sind spezielle Parkplätze angelegt worden.
Doch auch zahlreiche weitere Pfade im Schutzgebiet können bereits heute von Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung genutzt werden. So ist es zum Beispiel möglich, von Ilsenburg aus den Scharfenstein oder das Kruzifix zu erreichen.
Unter dem Strich, so schätzt Friedhart Knolle ein, sind die Möglichkeiten zur barrierearmen beziehungsweise -freien Gestaltung der Einrichtungen und Angebote des Nationalparks Harz "bei Weitem nicht ausgeschöpft". Er sagt deshalb: "Es ist noch viel zu tun."
Weitere Infos gibt es auch unter info@nationalpark-harz.de und www.nationalpark-harz.de.