Pharma Wernigerode Bekenntnis zum Standort

Pharma Wernigerode hat eine neue Betriebsstätte eröffnet. Noch 2017 sollen hier die ersten Arzneimittel hergestellt werden.

Von Julia Bruns 02.09.2017, 01:01

Wernigerode l Großer Bahnhof bei Pharma Wernigerode: Das Unternehmen im Wernigeröder Dornbergsweg hat am Freitag eine neue Betriebsstätte im Beisein zahlreicher Vertreter aus Politik und Wirtschaft eröffnet. Auf 1400 Quadratmetern und zwei Etagen werden wahrscheinlich bereits ab Herbst 2017 flüssige und halbfeste pharmazeutische Erzeugnisse wie beispielsweise Magentropfen, Hustensaft und Nasenspray hergestellt. In den nächsten Wochen soll die neue Betriebsstätte von den Behörden abgenommen und die Produktion aufgenommen werden, informierte die Geschäftsführerin Dr. Sabine Brand in einer Rede.

Ausgestattet ist das Gebäude mit modernster Pharma-, Klima- und Lüftungstechnik. Davon konnten sich die Gäste bei einem Rundgang überzeugen. Pharmaingenieurin Janine Schnübner präsentierte die neue vollautomatische Abfüllung. Flaschen in Größen zwischen 30 bis 300 Milliliter und 30 bis 40 verschiedene Präparate werden in Wernigerode abgefüllt, und das für so verschiedene Absatzmärkte wie beispielsweise Russland, Italien oder Australien. Automatisch erhalten die Packungen Beigaben wie Löffel, Spritze oder Beipackzettel und werden mit einem Code versehen. Damit rüstet sich das Unternehmen bereits für eine neue EU-Richtlinie, die ab 2019 in Kraft tritt.

Janine Schnübner erläuterte danach die Vorteile der neuen Räume, in denen nun vier Ansätze à 10.000 Liter gleichzeichtig hergestellt werden können. Zuvor konnte lediglich eine Charge à 4000 Liter angesetzt werden. In einem weiteren Raum stehen in drei großen 10.000-Liter-Tanks Hilfsmittel wie Zucker und Sorbitol-Lösung bereit, die je nach Bedarf in die Behälter zur Herstellung gepumpt werden können.

Die Investition der vergangenen zwei Jahre in den Wernigeröder Standort rundet ein neues Lager ab, das Platz für 3600 Paletten bietet. Um den hohen Anforderungen in der Pharmaindustrie gerecht zu werden, ist es klimatisiert und steht ständig unter Temperatur- und Feuchtigkeitsüberwachung. Ein Gefahrstoff- und ein Sperrlager sind ebenso eingerichtet.

Es war das letzte Mal, dass Besucher in Straßenkleidung durch die neuen Räume geführt werden konnten, kündigte Dr. Sabine Brand an. Über das Wochenende werde der neue Firmentrakt gereinigt und ab Montag auf die Abnahme vorbereitet. Dann ist der Zugang nur noch in sogenannter Reinraumkleidung gestattet. Mitarbeiter entkleiden sich in neuen Umkleidekabinen, wo sie ihre Kleidung in Spinten verstauen können.

Bund und Land haben den Neubau der Halle sowie den Erwerb von neuen Maschinen mit einer Million Euro aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) unterstützt. Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) betonte in seiner Ansprache, dass er „keinen einzigen Euro reue, der der Pharma Wernigerode zugekommen ist. „Herausgekommen sind Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe“, so Willingmann. Er verwies auf die 15 neuen Arbeitsplätze die das Unternehmen in Wernigerode schaffen werde.

Die Pharma Wernigerode produziert mit derzeit rund 170 Beschäftigten am 1903 gegründeten Standort vor allem Arzneimittel wie Kamillan und Imidin sowie Kosmetika, Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Wie Dr. Sabine Brand ausführte, hat die Aristo Pharma GmbH mit Hauptsitz in Berlin 2006 den Betrieb in Wernigerode übernommen, zur Gruppe gehören derzeit sechs Produktionsstätten – fünf in Deutschland und einer in Spanien. Insgesamt hat das Unternehmen 1300 Mitarbeiter. Aristo Pharma hat 2016 einen Bruttoumsatz von 280 Millionen Euro erwirtschaftet.

Von den sechs deutschen Standorten ist Pharma Wernigerode der einzige, der flüssige und halbfeste Arzneiformen herstellen kann. Deutschlandweit ist es zudem das einzige Unternehmen, das mit Erlaubnis der Bundesopiumstelle frischen Schlafmohn zu Morphiumpräparaten verarbeiten darf.