"125 Jahre Rübelandbahn": Wer vermarktet Dampflok-Einsatz? Premierenfahrt geglückt, doch eine Zukunft mit Fragezeichen
Die erste Etappe ist geschafft. Nach mehr als 40 Jahren fuhr am Wochenende erstmals wieder ein dampfbetriebener Personenzug auf der Steilstrecke der Rübelandbahn. Dies könnte ein echter Tourismusmagnet werden. Doch unklar ist, wer die so wichtige Vermarktung übernimmt.
Blankenburg/Rübeland. Die Premierenfahrt der Dampflok 95027 samt Personenwagen auf der Strecke der Rübelandbahn ist geglückt. Da waren sich nach dem Wochenende alle Beteiligten einig. Rolf Borchert, Vorsitzender des Fördervereins Rübelandbahn: "Es ist eine weitere Etappe für den Erhalt der Rübelandbahn geschafft. Das ist für die Region wichtig, um den Tourismus weiter anzukurbeln." Allerdings dürfe nun nicht Schluss sein. Für ihn sei vor allem eine Erweiterung der Strecke bis nach Drei Annen Hohne sinnvoll. Dort könnten Fahrgäste – wie bereits vor 100 Jahren – in die Brockenbahn umsteigen. "Aber alles peu à peu", so der ehemalige Fahrdienstleiter.
Denn bis es soweit ist, sind noch ganz profane Fragen zu klären: Wie kann überhaupt dauerhaft ein Personenverkehr auf der Rübelandbahn eingerichtet werden? Welche Attraktionen werden Fahrgästen bereits im Zug geboten? Wer versorgt sie und wie mit Infos zur Strecke oder gar mit Getränken? Wer bewirbt die Fahrten und wie?
"Es wird heute Gespräche geben, wie wir künftig den Personenverkehr auf der Strecke vermarkten könnten", kündigte Blankenburgs Bürgermeister Hanns-Michael Noll auf Volksstimme-Nachfrage an. Aus seiner Sicht müsse es einen "technischen Manager" geben, der als kompetente Schaltstelle zwischen den beteiligten Städten (Blankenburg, Oberharz am Brocken), den Fels-Werken, der Havelländischen Eisenbahn (HVLE), der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) und den beteiligten Eisenbahnvereinen fungiert. Ziel müsse sein, dass die aufwendig sanierte Dampflok 95027 (Baujahr 1923) nicht im Blankenburger Lokschuppen oder gar im thüringischen Arnstadt steht, sondern auch eingesetzt wird. Und zwar auf der geschichtsträchtigen Strecke der Rübelandbahn, wo sie auch früher schon jahrzehntelang ihren Dienst verrichtet hat.
Das ist nicht zuletzt auch deshalb nötig, um die Kosten zu rechtfertigen, die der Neuaufbau in Meiningen verschlungen hat. Das Land hatte 350000 Euro dafür zur Verfügung gestellt. Eisenbahnexperten bezweifeln allerdings, dass diese Summe ausgereicht hat und sprechen von mehr als einer Million Euro. Die HSB, die mit dem Eigentümer, dem DB Museum, einen Leihvertrag abgeschlossen hat, wollte nur "eine sechsstellige Summe" bestätigen.
Auch Landrat Michael Ermrich hatte am Sonnabend an alle Beteiligten appelliert, sich zusammenzusetzen, Programme zu erstellen, um die Bahn mit den touristischen Attraktionen der Region zu vermarkten. Dass, wie er sagte, "die kleine Spur die große Spur unterstützt", davon kann allerdings bislang nicht die Rede sein. Auf der sonst so informativen Internetplattform der HSB findet sich nicht ein einziger Hinweis auf die eigene Dampflok 95027 – geschweige denn auf die von hunderten Eisenbahnfans erwarteten Sonderfahrten. Übrigens