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Besucherrekord trotz einstündigen Dauerregens / 900 Gäste vom Stapelburger Wettbewerb begeistert Rasentraktor-Rennen: von tollkühnen Männer in ihren schlammigen "Kisten"

Von Rainer Marschel 23.05.2011, 04:46

Ausgezeichnetes Wetter am Anfang und am Ende. Dazwischen eine Stunde sintflutartiger Regen, der die Stapelburger Rennstrecke für die Rasentraktoren regelrecht in eine Schlammarena verwandelte. Statt der gewohnten Staubwolken gab es meterhoch fliegenden Schlamm. Auf der Strecke blieben die Sicht – und nur einige wenige Fahrer.

Stapelburg. Jahr für Jahr stellen die Stapelburger bei ihrem Rasentraktorrennen einen neuen Besucherrekord auf. An diesem Wochenende machten sich über 900 auf den Weg zu den rasanten Mähern ohne Mähwerk. Mit 56 angemeldeten Teams ist der Wettbewerb ohnehin längst an der Kapazitätsgrenze angelangt. Es sei denn, die Organisatoren würden die Strecke tatsächlich erweitern.

Verletzter meldet sich für 2012 wieder an

Ein Wermutstropfen in diesem Jahr: Im zweiten Rennen verletzte sich Christian Feld ("Team Sommeringen"/Offene Klasse) infolge eines technischen Defekts. Als dessen Gaspedal in einer der Kurven klemmte, sprang er bei voller Geschwindigkeit von seinem Rasentraktor und verletzte sich dabei Speiche und Elle. Er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Noch von seinem Krankenbett aus erreichte die Rennleitung seine Nachricht, dass er "selbstverständlich" 2012 wieder in Stapelburg starten wolle und sich hiermit schon mal pro forma anmelde. Das Rasentraktorrennen war noch nicht beendet, da konnte der Mann eingegipst das Harz-Klinikum wieder verlassen. Auch im Vorjahr hatte sich ein Fahrer überschlagen und dabei die Hüfte geprellt.

Nach seinem dritten Rennen meinte ein überglücklicher, aber vom Schlamm her kaum wiederzuerkennennder, Peter Röhling von den "Stapelracern": "Alles super! Ist doch gut gelaufen. Solche extremen Bedingungen hatten wir hier noch nie. Insofern wollte ich nur ankommen. Das habe ich geschafft." Am Ende landete Röhling auf Platz 8 beim Kampf um den "Schlechtwetterpokal". Teamkollege Buko Maume (44) mit nagelneuem 24 PS-Trekker knapp vor ihm auf Platz 7: "Starke Konkurrenz hier. Die schlafen alle nicht!", so Maume. Den zwei "neuen" Stapelburger Teams von den "Brocken Racern", die 2011 erst zum zweiten Mal dabei waren, bescheinigte er eine "beachtliche Leistung". Letztere wollen im nächsten Jahr sogar mit einer Frau auf einem dritten Rasentraktor antreten. Maume: "Man muss schon was dafür tun. Draufsteigen und losfahren - so einfach ist es ganz sicher nicht! "

In der Klasse "Seriennah" wurde Frank Beier (54 Punkte) neuer Harzmeister, der Timo Scheiwe (49/"Die Atzen Crew") und Enrico Thomas (45) auf die Plätze verwies. In der "Offenen Klasse" gewann wiederholt Sascha Schoder ("Fuhrmann KFZ Racing"), der den Harzmeistertitel bereits zum dritten Mal errang und seinen Vorjahreserfolg wiederholte. Zweiter wurde Eric Liedke ("Zero Looser") vor Christian Strey ("Samiez Racing Team").

"Nächstes Jahr scheint wieder die Sonne"

Spontan entschieden wurde, erstmals in Stapelburg den "Schlechtwetterpokal" auszutragen. Die Teilnahme daran hatten einige wegen des hohen Materialverschleißes sowie der großen Gefahr wegen der massiven Sichtbehinderung "dankend abgelehnt". So waren nur noch 13 Teams bereit, sich die abenteuerlich ausgefahrene Schlammstrecke nochmals zuzumuten. Einer der Fahrer hielt mangels Sicht an immer wieder derselben riesigen Pfütze an, putzte sich den Dreck von der Brille, um danach wenigstens für die nächsten fünf bis zehn Sekunden des Rennens wieder halbwegs den "Durchblick" zu haben.

Strahlender Sieger wurde Kai Pape mit seinem Rasentraktor Marke "Eigenbau" ("Cat Racing Team"). Undankbarer Zweiter: Daniel Pahlke vor Andreas Jäkel. Beachtlich der fünfte Platz für Neueinsteiger Silvio Mertins aus Stapelburg. Bei den Nachwuchs-Rasen-Traktoristen siegte im Bobby Car auch 2011 wieder sein Sohn Nils Mertins (6) von den "Brocken Racern" – offenbar schon jetzt mit Benzin im Blut und von der ganzen Familie "infiziert". Immerhin ist Nils bereits die dritte Generation, die von diesem skurrilen Rennen extrem fasziniert ist. Insofern kein Wunder, dass er es offenbar gar nicht abwarten kann, das Bobby Car gegen einen richtigen Rasentraktor einzutauschen.

Einzige weibliche "Schlamm-Starterin" war am Sonnabend Jessica Rauter vom "Team Sommeringen".

Wie hieß es in der Rennleitung inmitten des Wolkenbruchs beinahe beschwörend: "Der Schlechtwetter- ist kein Wanderpokal. Nächstes Jahr scheint die Sonne".