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Rettungsgasse Feuerwehr prangert Verweigerer an

Feuerwehr und Rettungsdienst in Wernigerode klagen über Egoismus. Bei jedem Einsatz blockieren Autofahrer die Durchfahrt.

Von Julia Bruns 23.07.2016, 01:01

Wernigerode l Ein Facebook-Clip sorgt derzeit für Kopfschütteln bei den Wernigerödern: In dem knapp vierminütigen Film ist zu sehen, wie Autofahrer Rettungsfahrzeuge im Einsatz blockieren: Da parkt ein Taxifahrer noch in aller Seelenruhe am Nico ein, obwohl ein Feuerwehrfahrzeug mit Blaulicht und Martinshorn passieren muss. Da will eine Frau noch schnell vor dem Löschfahrzeug links von der Bahnhofstraße in die Petri-Straße abbiegen – und sorgt für eine Beinahe-Kollision. In einer Szene fährt ein Lkw in der Benzingeröder Chaussee gefühlt minutenlang vor dem Einsatzfahrzeug her. Der Fahrer war unterwegs zu einem Unfall zwischen Wernigerode und Benzingerode mit eingeklemmten Personen.

Dabei müssten sie alle wissen: Jede Sekunde zählt. Es geht um Menschenleben. Aber ist es wirklich so dramatisch, wie in dem Clip gezeigt wird? „Bei jedem Einsatz blockieren 20  Verkehrsteilnehmer die Durchfahrt“, bestätigt der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes und Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse. „Die Leute sind egoistisch, denken nicht an andere und können sich nicht in die Situation der Opfer hineinversetzen.“

Dabei gelte heute nicht einmal mehr die Regel, dass Autofahrer rechts heranfahren müssen. „Das war zu DDR-Zeiten wesentlich strenger geregelt. Heute reicht es, Platz zu machen und freie Fahrt zu gewähren“, sagt Lohse. Der Rettungsdienst im Harzkreis wird ihm zufolge jährlich zu 50.000 Einsätzen gerufen. 5000 Mal im Jahr rückt die freiwillige Feuerwehr aus. Kai-Uwe Lohse ist jede Woche im sogenannten Kommandofahrzeug unterwegs. Immer wieder erlebt er, wie Menschen die Durchfahrt blockieren und versuchen, sich vorzudrängeln. „Dabei dürfen wir in den Einsatzfahrzeugen nur akustische und optische Signale absetzen, wenn Leben Gefahr sind oder wenn es brennt“, sagt er. „Viele gehen davon aus, dass es nicht wichtig ist, wann wir ankommen. Dabei zählt jede Sekunde.“

Das kann Stadtwehrleiter Matthias Treuthardt bestätigen. „Es ist ohnehin eine Kunst, die Maschinen und Fahrzeuge im Brandfall durch die engen Gassen zu manövrieren“, sagt er. Laut Brandschutzgesetz muss die Wehr binnen zwölf Minuten am Einsatzort sein. Blockieren andere Verkehrsteilnehmer die Straße, ist es schwierig, diese Zeit einzuhalten. Bisher wurde die Wernigeröder Wehr im Jahr 2016 zu 250 Einsätzen gerufen.

8555 Menschen haben den Clip bisher auf Facebook angesehen.

 

www.facebook.com/Feuerwehr.Wernigerode