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Ökologie Schafe vernichten Obstbäume im Harz

Unglücklich aufgestellte Weidezäune nahe des Harz-Örtchens Darlingerode haben dramatische Folgen für die Flora.

Von Jörg Niemann 11.12.2018, 00:01

Darlingerode l Schafe als Umweltregulatoren sind wichtig. Darüber sollte weitgehend Einigkeit herrschen. Sie halten das Gras kurz und ihre Hinterlassenschaften bilden guten Dung für spätere Kulturen. Dumm nur, wenn die Schafe auch in die Gegenrichtung regulieren. Nicht weil sie Schafe sind, sondern weil der Schäfer sie offensichtlich lässt. So wie wahrscheinlich vor wenigen Tagen nahe Darlingerode.

Aber der Reihe nach. Die Aktivitäten der Darlingeröder Jagdgenossenschaft für die Natur sind hinlänglich bekannt. Seit Jahren schon pflanzen sie – vielfach finanziell unterstützt von der Optikerkette Fielmann – in der Darlingeröder Feldflur Bäume. Das sieht nicht nur schön aus, das bringt auch wieder ökologische Vielfalt in die oft von Monokultur geprägten vegetationsarmen Fluren.

Doch Anfang Dezember wurde offenbar ein Teil ihrer Arbeit mit einem Mal zunichte gemacht. Ein Schäfer ließ den Jagdgenossen zufolge etwa 1000 Schafe auf einer Brachfläche im Bereich des Darlingeröder Köhlerparkes weiden. Das ist im Hinblick auf den Weideuntergrund durchaus zu befürworten.

Aber: „Unglücklich nur, dass in dem für die Herde mit Elektrozaun umfriedeten Weidegebiet junge Obstbäumchen standen, die von unserer Genossenschaft dort gepflanzt worden waren“, sagt Stephan Schädel von der Jagdgenossenschaft.

Da hatte der Schäfer wohl nicht aufgepasst, denn den Schafen selbst machen die Landeigentümer keinen Vorwurf. „Nach dem kargen Sommer, in dem praktisch nur Heu auf den Wiesen stand, kommt den Tieren jedes frische Grün gerade recht“, vermutet Schädel. Und wenn sie schon durch die künstliche Weideraum-Begrenzung eingeladen werden, dann verputzten die Schafe, was ihnen an Grün so vor die Mäuler kam. Leider blieben davon auch die Obstbäumchen nicht verschont, deren Rinde ganz besonders lecker zu sein schien. Sie wurde nämlich rund um das Stammgehölz abgenagt und die Bäume damit zum Sterben verurteilt. Wegen fehlender Rinde, in der der Baum seine Nahrung transportiert , gelangen Wasser und Nahrungsstoffe nicht mehr bis in die Baumkrone.

„Im Frühjahr erfreuen sich Wanderer und Radfahrer an der schönen Apfelblüte und im Herbst über einen wohlschmeckenden Apfel. Im Winter soll dann das Fallobst den Tieren Nahrung bieten“, sagt Stephan Schädel. Doch damit ist nun Schluss. Auf etwa 100 Metern Distanz sind etwa 15 junge Bäumchen in „Schafhöhe“ rundherum rindenlos.

Nun hofft die Darlingeröder Jagdgenossenschaft vom verursachenden Schäfer auf eine finanzielle Regulierung des Schadens. Wilhelm Abel, der Vorsitzende der Genossenschaft, will nämlich so schnell wie möglich den Schaden beheben und neue Bäume als Ersatz pflanzen.