1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Schöne Dresdnerin schlüpft in Hosenrolle

Schlossfestspiele Schöne Dresdnerin schlüpft in Hosenrolle

Die Harzer Volksstimme stellt die Solisten der Wernigeröder Festspieloper "Faust" vor - heute Pauline Weiche.

Von Uta Müller 25.08.2017, 11:34

Wernigerode l Es ist nicht das erste Mal, dass Pauline Weiche in eine Männerrolle schlüpft. Die 25-Jährige singt in der Oper „Faust“ von Charles Gounod bei den 22. Wernigeröder Schlossfestspielen die Rolle des Siébel. „In einer Hosenrolle kann man eine große emotionale Bandbreite zeigen“, sagt Pauline Weiche.

Als Hosenrolle bezeichnet man in der Theatersprache eine Partie, deren Figur männlich ist, jedoch von einer Frau dargestellt wird. In Opern übernehmen oft Mezzosoprane diese Partien aufgrund der dunkleren Klangfarbe ihrer Stimme. Pauline Weiche könnte man auf diesem Gebiet schon fast als Expertin bezeichnen: Der Cherubino aus Mozarts „Le Nozze de Figaro“ und auch Hänsel aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“ gehören zum Repertoire der hübschen Blonden. Auch die Figur des Siébel ist üblicherweise und im Original eine Hosenrollenbesetzung. „Traditionell ist tatsächlich die Frauenstimme“, sagt Pauline Weiche, „doch schon Gounod hat beides zugelassen, je nachdem, wo das Werk aufgeführt wurde.“

Der junge Siébel in Gounods Oper liebt Margarete aufrichtig, pflückt Blumen für sie und schleicht um ihr Haus – doch gegen Fausts Weltläufigkeit und die diabolische Macht Mephistos hat er keine Chance. Siébel ist zu unerfahren, um eine Frau von sich zu überzeugen, wirkt dabei jedoch liebenswert. „Musikalisch hat Gounod diese Hosenrolle mit einer sehr schönen Arie ausgestattet“, sagt die Mezzosopranistin.

Die gebürtige Dresdnerin studiert an der Musikhochschule Dresden. In der sächsischen Landeshauptstadt ist sie auch aufgewachsen, und zwar in einer richtigen Musikerfamilie – die Mutter ist Geigerin, der Vater spielt Kontrabass. Bereits mit sechs Jahren begann sie, Klavier zu spielen. Im Kinderchor verbrachte sie den Großteil ihrer Kindheit im Theater. Ihre Entscheidung, Gesang zu studieren, fiel dennoch recht spät. Erst mit 17 Jahren nahm sie Gesangsunterricht. Ausgerechnet ihre Eltern wollten, dass sie „erstmal etwas Sicheres lernt“.

Für die Zukunft wünscht sie sich, dass sie beruflich Menschen mit ihrem Gesang glücklich machen kann. Ihr großes Vorbild ist ihre Oma. „Sie war Chorsolistin an der Komischen Oper Berlin und eine richtige Diva“, sagt Pauline Weiche.

Die letzten beiden Vorstellungen von „Faust“ am 25. und 26. August, jeweils um 19.30 Uhr (Einlass 18.45 Uhr), auf Schloss Wernigerode. Bei schlechtem Wetter steht der Fürstliche Marstall als Ausweichspielstätte bereit.