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Schulen im Harz Blankenburger Eltern gegen Sparkurs

Bei Blankenburgs Elternvertretern regt sich Widerstand gegen geplante Einsprungen an Harzer Schulen. Sie fordern mehr Investitionen.

Von Jens Müller 18.11.2020, 00:01

Blankenburg l Als ob die Situation für die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie nicht schon kritisch genug ist, hat die Ankündigung eines rigorosen Sparkurses von Landrat Thomas Balcerowski (CDU) und der jüngste Kreistagsbeschluss zum Kreishaushalt für heftige Kritik bei den Elternvertretern gesorgt. Andreas Grabe, der Vorsitzende des Blankenburger Stadtelternrates, zeigt sich tief enttäuscht, dass die Kreistagsabgeordneten – nicht zuletzt auch aus Blankenburg – kein Zeichen gegen diese Politik gesetzt haben.

„Wir haben in allen Schulen einen Sanierungsstau. Die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt kostet extrem viel Geld, aber ein Finanzausgleich zwischen Bund, Land sowie den Städten und Gemeinden findet hier nicht statt“, sagt Grabe, der es als Nötigung ansieht, dass das Land dringend nötige Kreditaufnahmen des Kreises von einem solch rigiden Sparkus abhängig mache – und das sogar auf Kosten von Kindern: „Als Elternvertreter protestieren wir dagegen!“

Zudem kritisiert er in diesem Zusammenhang die Mehrheit der Kreistagsmitglieder, die diesen Beschluss gefasst haben: „Aus meiner Sicht haben sie hier ihren Job nicht gemacht: Sie hätten geschlossen sagen müssen: ,Das machen wir nicht mit!‘‘‘, so der Unternehmer. Selbst wenn die Haushaltslage so prekär sei wie zuvor in einem Volksstimme-Beitrag beschrieben, sollten nicht ausgerechnet die Schüler „die Suppe auslöffeln“.

Rückendeckung bekommt der Blankenburger von Kreis-Elternratsmitglied Grit Dinsel: „Gerade in dieser Zeit, in der es die Kinder durch Corona ohnehin schon schwer haben, einen solchen Sparkurs auf dem Rücken der Kinder auszutragen, ist nicht hinnehmbar“, sagt die Blankenburger Rechtsanwältin. Zudem vermisse sie auch bei diesem Thema einmal mehr die Transparenz und kritisiert die mangelnde Kommunikation mit den Elterngremien. Beispielsweise habe sie von diesen Sparplänen, die direkt auch das Blankenburger Gymnasium „Am Thie“ (GAT) betreffen, erst aus der Volksstimme erfahren.

Gerade dieser Punkt habe auch für Andreas Grabe ein besonderes „Geschmäckle“: Denn damit treffen die Sparpläne nicht nur die Blankenburger Schule, sondern gleichzeitig auch deren Außenstelle in Thale. „Als es im Sommer darum ging, das Gymnasium in Thale dem Blankenburger Gymnasium anzugliedern, waren alle dafür. Nun ist das Thema abgehakt und plötzlich ist niemand mehr für uns da“, so der Eindruck der Elternvertreter. „Dabei ist es wirklich bemerkenswert, wie die Schulleitung das täglich meistert“, ergänzt Grit Dinsel. „Doch nun hat man sie im Regen stehen lassen. Das ist sehr enttäuschend.“

Denn mit der Fusion war auch die Hoffnung verbunden worden, dass das marode Haus II des Gymnasiums „Am Thie“ eventuell saniert werden könnte, um weitere moderne Unterrichtsräume zu schaffen. Das beschlossene Sparprogramm des Kreises hat diesen lang gehegten Wunsch nun wohl endgültig begraben. Ganz zu schweigen vom weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur. Am GAT, so die Elternvertreter, sei auch vom viel gepriesenen Digitalpakt bisher nicht viel angekommen: „Wir haben jetzt zwar ein WLan-Netz, aber keinen leistungsfähigen Server. Die Schüler können sich nur zeitweise einloggen, sollen aber mit dem Internet arbeiten ...“