Lisa Hesse hat für Donnerstag, 14.30 Uhr, eine Versammlung in der Müntzer-Schule organisiert Schulsprecherin fordert: Turnhalle "Unter den Zindeln" soll sofort abgerissen werden
Schulsprecherin Lisa Hesse fordert, dass die Zindel-Turnhalle abgerissen wird. Die gesundheitlichen Risiken seien zu groß, um dort weiter Sport zu treiben. Im Alleingang hat die Schülerin eine Versammlung organisiert.
Wernigerode l Lisa Hesse kämpft gegen Windmühlen. In Eigeninitiative hat sich die Schulsprecherin der Sekundarschule "Thomas Müntzer" der desolaten Zindel-Turnhalle angenommen. Neben Schimmel wurden hier vom Gesundheitsamt Ende Februar Legionellen, gefährliche Bakterien im Warmwassersystem, nachgewiesen. Die Duschen und Waschräume dürfen derzeit nicht genutzt werden. Im maroden Parkettboden der Turnhalle klaffen außerdem große Löcher. Die Sportstätte wird trotzdem von der Müntzer-Schule, vom Landesgymnasium für Musik und vom Gerhart-Hauptmann-Gymnasium sowie mehreren Vereinen die ganze Woche über genutzt.
Lisa Hesse kämpft seit Anfang des Jahres für bessere Bedingungen im Sportunterricht. Ihr nächstes Ziel: eine Versammlung in der Aula der Müntzer-Schule, zu der alle Betroffenen erscheinen und sich austauschen. Am Donnerstag, 3. Mai, lädt sie Lehrer, Eltern, Schüler und Vereinsmitglieder sowie Stadträte ab 14.30 Uhr ein, für die Sanierung der baufälligen Halle zu kämpfen. "Ich wünsche mir, dass viele Mitglieder aus den Vereinen zusagen", erklärt sie. Freuen würde sie sich auch über die Anwesenheit von Landrat Michael Ermrich (CDU). Die Schülerin: "Ich fände es gut, wenn er sich persönlich ein Bild von der Turnhalle macht. Bisher hat er sich noch nicht angeschaut, wie es hier aussieht."
Nicht nur Schimmel und Bakterien seien besorgniserregend. "Im Boden klaffen große Löcher, die mit Paketband abgeklebt wurden. Normaler Sportunterricht ist nicht möglich", erklärt sie. Eine Sportlehrerin bestätigte Volksstimme gegenüber, dass Ballsportarten wegen der Verletzungsgefahr nicht mehr Teil des Unterrichts sein dürfen. "Wir müssen improvisieren", so die Pädagogin, die anonym bleiben möchte.
Am Donnerstagvormittag trifft Lisa Hesse gemeinsam mit Müntzer-Schulleiter Helfried Hauk den Kreis-Bildungsdezernenten Ulrich Senge und Schulamtsleiter Detlef Brozio, um über die Zukunft der Sportstätte zu diskutieren und alle Möglichkeiten durchzuspielen. Das Ergebnis der Runde möchte sie in der Versammlung bekanntgeben.
Die Harzer Kreisverwaltung hatte sich nach mehreren Gutachten zunächst für Übergangslösungen ausgesprochen. Die Umkleidekabinen, der Sportlehrer-Raum sowie die Toiletten sollen mit Kippfenstern ausgestattet und der Schimmel in den Dusch- und Waschräumen an Wänden und Decken beseitigt werden. "Ich bin weiter für einen sofortigen Abriss. Die Ausbesserungen reichen nicht aus", so die 17-Jährige.
Im Kreistag war außerdem vor Kurzem beschlossen worden, die Turnhalle in der Prioritätenliste für das EU Förderprogramm (STARK III) auf Platz 1 zu setzen, da sie "aus medizinischer Sicht nicht mehr betrieben werden kann", wie Hauptdezernentin Heike Schäffer sagte. Lisa Hesse befürchtet, dass die Zindel-Turnhalle nach den notdürftigen Arbeiten auf der Prioritätenliste für Fördergeld weiter nach unten rutscht. "Ich habe außerdem gehört, dass die Turnhalle frühestens 2014 umfassend saniert werden könnte", sagt sie. "Es muss aber schneller etwas passieren."
Weil das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung bisher von einem Abriss absah, hat sich Lisa Hesse an die Unfallkasse gewandt. "Sie ist dem Gesundheitsamt übergeordnet", weiß die Schülerin. "Und wenn deren Mitarbeiter sich die Halle anschauen, wird sie ganz sicher sofort geschlossen."
Zum Termin am Donnerstag werde auch ein Mitarbeiter der Unfallkasse aus Zerbst erscheinen, teilt Lisa Hesse mit. Kreis-Bildungsdezernent Ulrich Senge wollte auf Volksstimme-Nachfrage keine Aussage dazu treffen, wo die Schüler Sport treiben können, sollte die Zindelhalle kurzerhand geschlossen werden.
Seit August 2011 ist Lisa Hesse Schulsprecherin der Sekundarschule "Thomas Müntzer" in Wernigerode. Sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. "Ich bin mittlerweile auch im Landesschülerrat", sagt sie. "In so einer Position ist es meine Pflicht, mich für die Schule einzusetzen und etwas zu bewegen." Neben der Turnhalle kritisiert sie auch, dass es keinen Raum für Schulverpflegung gebe. "Wir müssen zum Mittagessen in die Diesterweg-Grundschule gehen. Außerdem ist die Sanierung der Flure und der meisten Klassenräume lange überfällig."