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Sekundarschule Schimmel sorgt für Frust in Wernigerode

Der Kreativraum der Müntzer-Schule Wernigerode bleibt wegen Schimmelbefalls 2019 gesperrt. Der Harzkreis legt den Fokus auf Brandschutz.

Von Susann Gebbert 05.12.2018, 00:01

Wernigerode l Für das Schimmel-Problem im Keller der Wernigeröder Thomas-Müntzer-Schule ist weiter keine Lösung in Sicht. Schulleiter und Eltern sind frustriert. Die Harzer Kreisverwaltung wendet sich ihrer Einschätzung nach drängenderen Bauprojekten zu.

Rico Wiecker, der Chef des Stadtelternrats, hat sich über den Besuch des für Schulen zuständigen Amtsleiters der Kreisverwaltung in der jüngsten Zusammenkunft des Gremiums gefreut. Für Enttäuschung sorgten allerdings die Antworten von Immo Kramer.

So kam bei der Sitzung auch das seit Jahren bestehende Schimmel-Problem der Thomas-Müntzer-Schule zur Sprache. Statt das Problem zu beheben, sperrte der Landkreis, Träger der Schule, vor zwei Jahren den befallenen Kunst- und Handwerksraum im Keller des Gebäudes und untersagte Lehrern und Schülern den Zutritt. Das frustriert die Eltern der Schüler, allen voran Rico Wiecker, der in Personalunion auch Chef des Schulelternrats ist.

Dass der Landkreis auch im kommenden Jahr nichts gegen den Schimmelbefall unternehmen werde, stellte Immo Kramer in der Runde klar. „Laut Arbeitsschutz besteht keine Gefahr für Leib und Leben, deshalb ist es ausreichend, die Räume zu sperren“, so Kramer gegenüber der Elternschaft. Außerdem sei der Raum nicht notwendig, um den Unterricht aufrechtzuerhalten.

Grund dafür, dass die Kreisverwaltung trotz der Forderungen nicht aktiv wird, sind die Kosten, die bei einer Sanierung anstünden. „Der Haushalt für 2018/2019 gibt diese Mittel nicht her“, so Kramer. Diese flössen im kommenden Jahr vor allem in den Brandschutz.

Bei der Müntzer-Schule seien grundsätzliche Arbeiten nötig. Man müsse das Gebäude erst von außen freilegen, bevor es innen instand gesetzt werden könne. Das koste mehrere hunderttausend Euro. Ein Konzept dafür hat der Landkreis bereits erarbeitet. „Wir haben die Sanierung des Raums aber nie zugesagt“, so Kramer.

Rico Wiecker hatte sich vom Besuch des Amtsleiters mehr erhofft: „Die Aussagen sind nicht zufriedenstellend.“ Er hatte im Oktober gemeinsam mit anderen Eltern einen Brief an Landrat Martin Skiebe (CDU) verfasst und ihn darin aufgefordert, „diese gesundheitsgefährdende Situation unverzüglich zu beseitigen“. Wenn nicht, würden die Eltern die Presse über den Zustand in dem Kellerraum informieren, hieß es darin. Der Brief blieb unbeantwortet.

„Wir haben bewusst nicht geantwortet“, erklärte Kramer gegenüber den Eltern. Er und der Landrat hätten sich gewünscht, dass die Eltern das persönliche Gespräch suchen. Er sagte weiter: „Wir lassen uns nicht drohen.“ Und nahm damit Bezug auf die Ankündigung der Eltern, das Problem öffentlich zu machen.

Immo Kramer war in der Runde mit den Eltern nicht bereit, hinsichtlich der Schimmelfrage ins Detail zu gehen. Bot Rico Wiecker aber ein persönliches Gespräch im kleineren Kreis, mit dem Schul-elternrat und der Leitung der Thomas-Müntzer-Schule, an.

Weil er einen Vorab-Bericht über das Schimmel-Problem in der Zeitung gelesen hatte und darüber schockiert war, kam Jürgen Jörn als Gast zur Versammlung des Stadtelternrats. Jörn sitzt für die SPD im Stadtrat. Er sagte: „Die Wernigeröder erwarten vom Landkreis, dass er die Schulen in Ordnung hält.“ Außerdem breite sich der Schimmel immer mehr aus, je länger man mit der Sanierung warte, und die Kosten würden immer weiter steigen.

Doch wie groß ist der Nutzungsbedarf für den Raum tatsächlich? Unterricht findet, so wie von Immo Kramer erklärt, nicht statt. Gebraucht wird der Raum aus Sicht von Schulleiter Helfred Hauck aber dennoch.

Mehrmals in der Woche seien Lehrer und Schüler im Kellerraum der Thomas-Müntzer-Schule aktiv gewesen, bevor er gesperrt wurde, sagt der Schulleiter auf Anfrage der Volksstimme. Projekte der Kunstlehrer, wie beispielsweise das Arbeiten mit Gips, Töpfer-AG oder das Löt-Praktikum der achten Klassen hätten hier stattgefunden. Letzteres könne er Schülern seit der Sperrung nicht mehr anbieten.

Sauer ist Hauck vor allem darüber, dass der Landkreis seine Sanierungsankündigungen nicht eingehalten hat. Ursprünglich sollte das Schimmel-Problem in den Oktober-Ferien 2017 beseitigt werden. „Aufgrund eines Verzugs hat der Landkreis dann eine Sanierung im Sommer dieses Jahres zugesagt“, sagt Hauck. Das wiederum dementiert Immo Kramer. Der Schule sei nie ein konkreter Termin genannt worden. Hauck hat angesichts des Hickhacks resigniert: „Ich bin meinem Latein am Ende.“ Er fühle sich von Immo Kramer ignoriert.

Die knappen Mittel, die verteilt werden müssen, flössen 2019 vor allem in den Ausbau des Brandschutzes, so Kramer. „Die Brandschutzauflagen wurden deutlich verschärft, sodass wir die vorhandenen finanziellen Mittel in die Beseitigung von Brandmängeln stecken werden.“ So sollen in Wernigerodes Schulen vor allem Brandmeldeanlagen und Flucht- und Rettungswege ergänzt werden.

Der Landkreis Harz ist Träger von 36 Schulen und einem Wohnheim. Sieben der Schulen stehen in Wernigerode.