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Gesundheit So krank ist Wernigerodes Rathaus

Die Mitarbeiter im Wernigeröder Rathaus sind überdurchschnittlich oft krank. Grund ist das hohe Alter der Belegschaft.

Von Ivonne Sielaff 06.11.2018, 00:01

Wernigerode l Wernigerodes Stadtverwaltung ist krank. Durchschnittlich 29 Tage im Jahr lassen sich die Mitarbeiter krank schreiben. Das heißt, ein Angestellter fehlt im Schnitt etwa einen Monat im Jahr. Diese alarmierenden Zahlen hat Hauptamtsleiter und Personalchef Rüdiger Dorff in der Sitzung des Finanzausschusses präsentiert.

Wernigerodes Rathaus liegt damit über dem Landes- und über dem Bundesdurchschnitt. Wie aus dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse hervorgeht, fällt der Bundesbürger etwa 14,6 Tage im Jahr aus. In Sachsen-Anhalt sind es 19,2 Tage im Jahr.

Macht die Arbeit im öffentlichen Dienst also besonders krank? Die Fehlzeiten durch Erkrankungen seien in der Vergangenheit „tendenziell angestiegen“, sagt Rüdiger Dorff im Volksstimme-Gespräch. In den vergangenen Jahren seien die Fehltage zwar wieder leicht gesunken. „Dennoch ist der Krankenstand bei uns bei uns immer noch zu hoch.“

Den Hauptgrund dafür sieht der Personalchef der Stadtverwaltung im „relativ hohen Alter“ der 600-köpfigen Belegschaft. Der Altersdurchschnitt liege laut Dorff bei knapp 50 Jahren. „262 Mitarbeiter sind über 50 Jahre alt, 103 sind über 60. Das ist mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiter.“ Mit jedem Lebensjahrzehnt würden einige Krankentage dazukommen, so Dorff. „Wenn man als Erzieherin beispielsweise noch mit 60 Jahren Kinder auf den Wickeltisch hebt, geht das irgendwann auf den Rücken.“ So sei der Erzieherbereich mit statistisch rund 35 Krankentagen auch Spitzenreiter in der Wernigeröder Stadtverwaltung. „Im Verwaltungsbereich schwanken die Zahlen dezernatsweise zwischen 15 und 34 Tagen“, so Dorff weiter. Bei den angestellten Arbeitern liegen die Fehltage etwa im Durchschnitt.

Eine gesonderte Statistik zur Art der Erkrankung werde im Rathaus nicht geführt, so Rüdiger Dorff. Die drei Hauptfaktoren seien nach seinem Eindruck Muskel-Skelett-, Atemwegs- und psychische Erkrankungen. Wobei psychische Erkrankungen insgesamt zunehmen.

Langzeiterkrankte würden die Fehltage statistisch nach oben treiben. Die 20 kranksten Verwaltungsmitarbeiter würden für gut ein Drittel der insgesamt 17.000 Fehltage im Jahr sorgen. „Für diese wird aber regelmäßig eine Ersatzkraft eingestellt.“ Auf den hohen Krankenstand bei den Erziehern werde ebenfalls mit Neueinstellungen reagiert. Für 2019 wird mit acht neuen Erziehern geplant, die die Kindereinrichtungen bei Krankheitsausfällen verstärken sollen.

Um dem negativen Trend entgegenzuwirken, wird im Rathaus seit einigen Jahren verstärkt auf Gesundheitsmanagement gesetzt. In Kooperation mit der IKK gesund plus beispielsweise seien die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Bereichen durch Befragungen analysiert worden.

Daraus resultierten unter anderem Führungskräfteseminare, Blutzuckermessungen bei der Belegschaft, Wirbelsäulenchecks, Ernährungstipps oder ein Yogakurs außerhalb der Arbeitszeit. Für spezielle Symptome wie Stress sei mit Schulungen zur Stressebewältigung und Arbeitsorganisation reagiert worden, so Dorff weiter. „Wir sehen dies vor allem auch als Initialzündung für unsere Mitarbeiter, sich selbst stärker mit dem Thema Gesundheit auseinander zu setzen.“

Darüber hinaus könne das Rathaus inzwischen mit einer Gesundheitsmanagerin aufwarten. „Eine Mitarbeiterin des Hauptamtes hat sich durch eine umfangreiche berufsbegleitende Weiterbildung in diese Richtung spezialisiert“, sagt Dorff. Sie sei unter anderem Ansprechpartner, Berater und Betreuer für Rückkehrer und akquiriere Förderprogramme, um einen gesunden Arbeitsplatz zu garantieren.

Wernigerodes Verwaltung ist mit 29 Krankentagen im Jahr übrigens noch lange nicht an der Spitze dieser Entwicklung. Die Blankenburger Rathausangestellten bringen es auf knapp 35 Tage im Jahr, wie Stadtsprecher Bennet Dörge auf Anfrage informiert.