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Sommerabenteuer Zum Finale geht‘s hoch hinaus

Das finale „Sommerabenteuer“ 2017 gewährt Volksstimme-Lesern Ausblicke der besonderen Art. Sie wagen Höhenflüge über Ballenstedt.

Von Sandra Reulecke 03.08.2017, 01:01

Ballenstedt l Ein kurzes Ruckeln auf der Startbahn, schon geht es beinahe senkrecht in die Luft. Ein Gefühl wie in der Achterbahn. Aber nur für einen Augenblick. Dann befindet sich der Segelflieger in der Wagerechten und der Blick aus den Fenstern ist atemberaubend. Aus der Vogelperspektive bietet sich eine völlig neue Sicht auf Quedlinburg, Badeborn, den Brocken und nicht zuletzt den Flugplatz in Ballenstedt.

Er ist der Schauplatz des finalen Sommerabenteuers der Volksstimme in diesem Jahr. Genauer gesagt gehört das Gelände zu Asmusstedt, einem Ortsteil von Ballenstedt. In Fliegerkreisen ist der Ort schon lange kein Geheimtipp mehr. „Bereits in den 1930er Jahren wurde hier ein Flugplatz eingerichtet“, berichtet Benjamin Geller, als er die Sommerabenteurer begrüßt. Der Mann, der alle Teilnehmer mit seiner Körpergröße überragt, ist für viele kein Unbekannter. „Sie sind doch der Chef von Befer“, schallt es ihm mehrfach entgegen. Und richtig: Der Geschäftsführer des Halberstädter Betonfertigteilherstellers ist bereits im Vorjahr Gastgeber des Sommerabenteuers gewesen.

Statt des Betriebsgeländes steht dieses Mal die Besichtigung des Flugplatzes auf dem Plan. Der 52-jährige Hobby-Flieger zeigt den Besuchern den Hangar, führt sie in die Werkstatt, erläutert ihnen, was im Tower – der Schaltzentrale des Flughafens – vor sich geht und bringt sie schließlich zur Startbahn. Dort ist bereits sein Sohn, ebenfalls Benjamin Geller, in Aktion – als Pilot. Der 16-Jährige geht seit zwei Jahren selbst in die Luft. „Man fühlt sich frei“, schwärmt der Schüler. „Als er das erste Mal allein geflogen ist, bin ich fast gestorben vor Angst“, gesteht der Senior, der es gar nicht mag, so genannt zu werden. Noch heute habe er ein mulmiges Gefühl, wenn sein Sohn fliegt. Das rührt nicht zuletzt daher, dass der erfahrene Pilot, der auch Kunstflüge absolviert, schon einmal abgestürzt ist.

Dennoch kann er die Volksstimme-Leser beruhigen. „Die Unfallquote ist verschwindend gering“, betont er. Nur deshalb sei es schon für 14-Jährige möglich, das Segelfliegen zu lernen.

Doch nur, weil man das richtige Alter hat, ist Fliegen noch lange nicht für jeden das richtige Hobby. Das hat auch Leon Sabe aus Halberstadt gespürt. Der 14-Jährige nutzte das Sommerabenteuer für den ersten Flug seines Lebens. So schnell wird es keinen zweiten geben, gesteht er, als er mit wackligen Beinen aus dem Zweisitzer steigt.

Sollte er es sich doch noch anders überlegen, kann er beim Verein Ballenstedter Aeroclub fliegen lernen. Dort werden unter anderem Jugendcamps veranstaltet, aber auch Senioren bekommen die Möglichkeit, im Verein ausgebildet zu werden. „Wir haben zurzeit 59 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt unter 40 Jahren“, informiert Vereinschef Siegmar Schink.

Die Mitglieder kommen aus dem Harzkreis, Braunschweig und Magdeburg. Und sie sind keineswegs alle betucht. „Fliegen hat ein elitäres Image, aber das trifft auf Segelfliegen nicht zu“, betont Benjamin Geller. So hat nicht jedes Mitglied einen eigenen Flieger – sie gehören dem Verein.

Teamarbeit sei ohnehin ein großes Thema: Damit ein Segelflieger in die Luft gehen kann, sind mindestens fünf Personen am Boden notwendig, erläutert Geller, bevor er selbst ins Cockpit steigt und mit einem Sommerabenteurer den Luftraum erkundet.