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Soziales Engagement Ein magischer Ort für Scheune 86

Schauspieler Heinz Hoenig hat ein neues Projekt für benachteiligte Jugendliche geplant. In Blankenburg soll "Scheune 86" entstehen.

Von Jens Müller 08.05.2018, 01:01

Blankenburg l Unter dem Motto „Kinder schmieden Zukunft“ sollen Kinder und Jugendliche in Blankenburg künftig Theaterspielen, Musizieren und althergebrachtes Handwerk kennenlernen. Nach fast einem Jahr intensiver Suche in ganz Deutschland hat der bekannte Schauspieler Heinz Hoenig ein passendes Grundstück für seinen Traum gefunden: die Mönchemühle - ein für ihn „magischer und inspirierender Ort“ direkt am Goldbach gelegen.

Bereits im 12. Jahrhundert lebten dort Zisterzienser-Mönche und betrieben ihre Wassermühlen. „Hier gibt es ein Stück Natur, das sich nicht besser eignen könnte, um meine Vision der ,Scheune 86‘ umzusetzen“, sagt der Schauspieler, der aus der deutschen Fernseh- und Theaterlandschaft nicht wegzudenken ist. Bekannt wurde Hoenig, der in Harlingerode aufgewachsen ist, durch seine Rollen als Funker in „Das Boot“ sowie die Dieter-Wedel-Produktionen „Der Schattenmann“, „Der Große Bellheim“ und „Der König von St. Pauli“. Zuletzt war er häufig auf dem „Traumschiff“ zu sehen.

Hoenig, Jahrgang 1951, engagiert sich seit langem mit einer eigenen Stiftung für Kinder. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, die Kinder weg von der reinen Freizeibeschäftigung mit Computern und Handy zu holen, sie mit Theaterspielen und Musizieren vertraut zu machen, ihnen die Arbeit mit ihren Händen, also echtes Handwerk näherzubringen“, sagt er. „Kleine Menschen werden sich durch das Theaterspielen kennenlernen und sich in Selbsterfahrung üben. Das einfache Handwerk wird ganz groß geschrieben“, so Hoenig, der bereits mehrere solcher Projekte auf den Weg gebracht hat. So auf Mallorca, im Westharz und zuletzt an der schleswigschen Ostsee.

In Blankenburg möchte er seine „Scheune 86“ aufbauen. Der Name steht für ein Kinder-Amphiteater mit einer wandelbaren Bühne für Außen- und Innenaufführungen, kindgerechte Handwerkshäuser und Kleinwerkstätten für Holz-, Stein-, Eisen-, Leder-, Ton- und Stoffarbeiten. „Kindern wird damit das Erlebnis vermittelt, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Sie lernen wieder im klassischen Sinne begreifen, also mit ihren Händen etwas zu greifen und dadurch zu verstehen“ , ist Heinz Hoenig überzeugt.

Auf dem Mönchemühlen-Gelände mit den mehr als 20.000 Quadratmetern Fläche sollen die jungen Gäste „sehr naturnah leben und komplett abschalten können von der hektischen und betriebsamen Medienwelt“. Handy und Tablets sind in der „Scheune 86“ tabu.

Die Handwerkskünste selbst sollen den Kindern von erfahrenen Meistern beigebracht werden. Gestandene und pensionierte Handwerker, Omas und Opas, sind dazu aufgerufen, als Partner ihr Wissen weiterzugeben. „Sie können den jungen Menschen zeigen, was Sache ist“, sagt Heinz Hoenig. In der eigenen kindergerechten Schmiede sollen übrigens auch die legendären „Friedensnägel“ geschmiedet und Aktionen für den Frieden veranstaltet werden, wie sie Hoenig bereits bei seinen anderen Projekten umgesetzt hat.

Doch wofür steht „Scheune 86“?: „Es ist eine gesunde Zusammenarbeit von jung und alt, voneinander lernen, beim Theaterspielen und Musizieren Selbstvertrauen gewinnen, Natur erleben, Freundschaften schließen, mit den eigenen Händen etwas Sinnvolles schaffen, gemeinsam gesund kochen und gegen die Vereinsamung unserer digitalen Welt vorgehen.“

Die Projekt-Scheune soll sowohl traumatisierten Kindern eine Auszeit und unvergessene Moment schenken, wie auch allen Kindern in der Region. Sie sei für alle offen: ob für Ausflüge und Erlebnistage, ob für Kindergarten- oder Schulkinder. Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) begrüße das Vorhaben ausdrücklich und habe seine Unterstützung zugesagt. Hoenig, der in Blankenburg außerdem eine Werkhalle und eine Wohnung angemietet hat, erfuhr bereits von den Einwohnern und heimischen Firmen großen Zuspruch, wie er sagt. „Sie freuen sich auf die Wiederbelebung des alten Mönchemühlen-Grundstücks durch Kinder und die prominente Unterstützung“.

Finanziert werde das Projekt durch die gemeinnützige Unternehmergesellschaft Heinz Hoenig Schmiede gUG, die sich unter anderem aus Spenden und den Verkauf des Friedensnagels finanziert, aus der extra dafür eingerichteten Hoenigschmiede. Die gemeinnützige Gesellschaft wurde 2016 von dem Schauspieler und seiner Lebensgefährtin, der Münchner Filmproduzentin Gabriele Lechner, gegründet und ist auch weiterhin auf Spenden und Sponsoren angewiesen. So schätzt Hoenig die Investitionen an der Mönchemühle auf rund 2,4 Millionen Euro.

In einem ersten Schritt sollen die auf dem Gelände stehenden und asbestbelasteten Ferienbungalows aus DDR-Zeiten abgerissen werden. Auf bereits vorhandenen Betonfundamenten soll dann unter anderem eine Schmiede entstehen, bei der der gelernte Betriebsschlosser, Tischler und Schmied Hoenig selbst am Feuer stehen wird.