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Soziales Spannender Start unter Beobachtung

Seit einem halben Jahr ist Christian Fischer als Dezernent für Gemeinwesen in Wernigerode der Mann für alle Fälle.

Von Julia Bruns 02.11.2017, 00:01

Wernigerode l „Spannend“, so beschreibt Christian Fischer seine ersten sechs Monate als Dezernent für Gemeinwesen. Der 42-Jährige sei Mitte Mai freundlich und offen von den Mitarbeitern der Wernigeröder Stadtverwaltung empfangen worden. „Ich war der Neue, wurde intern und extern natürlich besonders beobachtet“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme.

Der Jurist, der zuvor als Pressesprecher im Innenministerium Sachsen-Anhalt tätig war, habe einen Perspektivwechsel in mehrfacher Hinsicht erlebt. „Ich war viele Jahre sachkundiger Einwohner und bin auch Bürger dieser Stadt“, sagt er. Mit dem Wechsel ins Rathaus „war es interessant, zu erleben, wie die Stadt hinter den Kulissen funktioniert“.

So konnte er Einblicke in die Technik der Schwimmhalle gewinnen, lernte Mitarbeiter in den Wernigeröder Grundschulen und Kindertagesstätten kennen. In seine Anfangszeit fielen ebenso das Hochwasser vom Juli und Ausschusssitzungen, unter anderem zur Ortsentwicklung in Schierke, die er wegen des Urlaubs von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) und seines Stellvertreters, Volker Friedrich, wahrnahm. „Es macht mir Freude, die Stadt Wernigerode zu vertreten, Positionen und Pflöcke einzurammen“, sagt der Christdemokrat.

In den ersten sechs Monaten besuchte er auch Einrichtungen wie die Frauenschutzwohnung und das Obdachlosenheim. „Dabei habe ich erfahren müssen, dass Wernigerode nicht nur die Postkartenperspektive hat, sondern auch mit sozialen Problemen kämpft.“ Sowohl die Frauenschutzwohnung als auch das Übergangswohnheim seien gut belegt. „Leider“, so Fischer, „wächst der Bedarf in diesem Bereich.“

Zentrale Herausforderung sei die Modernisierung der Grundschulen der Stadt. Dabei nennt der Jurist allen voran die Francke-Grundschule. 2,8 Millionen Euro für die Sanierung der Bildungsstätte in Hasserode waren veranschlagt worden. Die Kosten würden derzeit verwaltungsintern geprüft.

„Auch die Harzblick-Grundschule hat ein Sanierungsdefizit. Bei der Grundschule in Silstedt müssen wir uns positionieren, ob wir anbauen oder die Schuleinzugsgebiete anpassen, sodass Kinder aus Reddeber in Wernigerode zur Schule gehen“, zählt er einige der bevorstehenden Aufgaben seines Dezernats auf. Die Grundschule in Silstedt platzt aus allen Nähten. „Die Eltern erwarten von der Verwaltung Verlässlichkeit, Planbarkeit und bestmögliche Bedingungen für ihre Kinder“, sagt er.

„Bei den Haushalten der nächsten Jahre wird die große Kunst sein, Prioritäten zu setzen und auf dieser Basis die Zukunft der Stadt zu gestalten.“

Diesen Zielen ordnet der Vater dreier Kinder auch die Planung für die Kindertagesstätten unter. Wernigerode sei eine kinderreiche und lebenswerte Stadt, die wächst. Umso wichtiger sei es, die Qualität der städtischen Einrichtungen zu verbessern. Dringend muss ihm zufolge in die Kindertagesstätte in Reddeber investiert werden. „Und auch in Wernigerode werden 65 zusätzliche Plätze für die Kinderbetreuung geschaffen – ob ein freier Träger oder die Stadtverwaltung diese Plätze bereitstellt, ist eine Frage, die es noch zu klären gilt“, gibt der Dezernent einen konkreten Ausblick auf kommende Debatten.

Stadtrat und Verwaltung müssten all diese Entwicklungen im Konsens miteinander berücksichtigen. „Bei den Haushalten der nächsten Jahre wird die große Kunst sein, Prioritäten zu setzen und auf dieser Basis die Zukunft der Stadt zu gestalten“, so Fischer.

Ihm sei wichtig, über alle aktuellen Vorgänge im Dezernat auf dem Laufenden zu bleiben. „Jeden Mittwoch treffe ich mich mit den Führungskräften – Amtsleitern und Sachgebietsleitern – zur großen Lage.“ Dabei werden Manöverkritik geübt, Projekte vorbereitet und aktuelle Vorhaben diskutiert. Mit den beiden Amtsleiterinnen, Petra Fietz und Silvia Lisowski, setzt er sich jeden Freitag zu einer internen Beratung zusammen, der sogenannten kleinen Lage.

Was er besonders an seinem Beruf schätzt? „Man hat ein hohes Maß an Freiheiten im eigenen Dezernat, kann viel eigenverantwortlich arbeiten“, sagt Christian Fischer und fügt hinzu: „Bisher habe ich noch keine Sekunde die Entscheidung, in der Wernigeröder Stadtverwaltung anzufangen, bereut.“