Denkmalschutz Stabkirche Stiege nach Umzug eröffnet
Die Umsetzung der Stabkirche Stiege ist abgeschlossen. Mit einem Festakt ist das Denkmal, das künftig Kulturzentrum sein soll, eingeweiht worden.

Stiege - Es war fast wie 1905. „Auf den Tag genau vor 117 Jahren hat schon einmal eine Festgesellschaft in dieser Kirche gesessen, auf denselben Bänken“, sagte Cosima Pilz, Sprecherin des Vereins Stabkirche Stiege. Doch heute fällt der Blick aus dem Fenster nicht mehr auf den Buchenwald am Albrechtshaus, sondern auf die Lange Straße in Stiege. Die Stabkirche hat ihren Standortwechsel vollzogen – nun auch ganz offiziell.
Mit einem Festakt und rund 70 Ehrengästen ist am Freitag die Eröffnung der Stabkirche Stiege gefeiert worden. Den größten Applaus ernteten die Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte Stiege mit ihrer Version des Liedes „Wer will fleißige Handwerker sehen.“ „Die Kinder waren von Anfang an dabei“, sagte Kita-Leiterin Carmen Makkus. Während des Umzugs besuchten sie immer wieder die Kirchenbaustelle, beobachteten die Fortschritte. Als Geschenk überreichten sie ein selbst gebasteltes Kirchenfenster.
Vielleicht werde mancher von ihnen als Erwachsener echte Fenster bauen, so Helmut Hoppe. „Wir wollen hoffen, dass sie gute Handwerker werden.“ Der Vorsitzende erinnerte an die Vorgeschichte und die Anfänge des Stabkirchen-Vereins. „Wir sahen, dass die Kirche immer wieder Opfer von Vandalismus wurde.“ Eingeschlagene Scheiben, angesägte Wandbohlen und zertrümmerte Kirchenbänke – den Mitgliedern war klar: „Man muss diese Kirche in Sicherheit bringen.“
Fleiß, Tüchtigkeit und Freude
Damit das möglich wurde, mussten viele Räder ineinandergreifen, so Hoppe – von den Vereinsmitgliedern, die sich „fleißig, tüchtig und freudestrahlend“ ihrer Aufgabe verschrieben, über die Geldgeber, dank deren Hilfe die insgesamt benötigten rund 1,2 Millionen Euro aufgebracht wurden, bis hin zu den Handwerkern, die Abbau und Wiederaufbau der Kirche binnen eines Jahres bewältigt haben. Ihnen allen dankte Hoppe für ihr Engagement. „Wir können stolz sein, dass wir dieses einmalige Denkmal für alle erhalten haben.“
Man sehe, dass sich der Einsatz „in jeder Hinsicht gelohnt“ habe, betonte seine Stellvertreterin Monika Uecker. „Einige Aufgaben seien aber noch zu bewältigen – von der Beleuchtung und Beschallung bis hin zur Sitzbankheizung und der Restaurierung der inneren Fassade. Dazu sei Hilfe nötig. „Wir sind dabei, weiteres Fördergeld zu akquirieren“, so Monika Uecker.
Der Wink mit dem Zaunpfahl kam bei den Gästen in der ersten Bankreihe an. „Der Förderwunsch ist nicht ungehört verhallt“, sagte Rainer Robra (CDU), Chef der Staatskanzlei und Kulturminister. Ihn habe die Begeisterung der Vereinsmitglieder ebenso beeindruckt wie das Bauwerk selbst. „Wir freuen uns, dass in Rekordzeit eine Attraktion für Stiege, den Harz und Sachsen-Anhalt geschaffen wurde. “
Gratulation zum Kraftakt
Ebenso sicherte der Harzer Landrat Thomas Balcerowski (CDU) weitere Unterstützung zu: „Sie finden in der Kreisverwaltung immer ein offenes Ohr.“ Das Umzugsprojekt sei ein „Kraftakt“ gewesen, zu dessen Bewältigung man dem Verein nur gratulieren könne.
Eine „Investition von unschätzbarem Wert“ sei das Projekt, sagte Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU). Die neu aufgebaute Kirche werde hoffentlich nicht nur ihn, sondern viele künftige Besucher beeindrucken. Damit sie hinfinden und weitere Ziele in Ort und Umgebung entdecken, plane der städtische Tourismusbetrieb, an der Kirche eine Informationstafel aufzustellen, kündigte Marketingchef Markus Mende an.
Für Schirmherr Andreas Dieckmann, Vizepräsident der Handwerkskammer Magdeburg, ist „Hoffnung“ der rote Faden in der Geschichte der Stabkirche. Sie sei ein „Zeugnis der industriellen Revolution und einer genialen Nachhaltigkeit durch den Baustoff Holz“, dennoch sei nach der Wende die Hoffnung geschwunden, das einzigartige Bauwerk zu retten – bis der Stabkirchen-Verein auf den Plan trat. „Sie haben Verantwortung für die Zukunft übernommen“, so Dieckmann.
Erinnerung an Kurlandschaft
Entscheidend sei ebenso die Unterstützung von Förderern wie Michael Ermrich, Präsident der Ostdeutschen Sparkassen-Stiftung, gewesen. Der frühere Wernigeröder Landrat erinnerte an den Kontext, in dem die Pläne, Auseinandersetzungen und oftmals zerschlagenen Hoffnungen rund um die frühere Lungenheilanstalt Albrechtshaus und die Holzkirche, die zu ihr gehörte, gestanden haben. „Was damals passierte, war eine Zerstörung der Harzer Kurlandschaft“, so Ermrich.
s sei ein großer Erfolg für den Verein, dass sie die Kirche aus dem Ensemble herauslösen konnten. Gratuliert haben ebenso Wilfried Schlüter, Vorstandsvorsitzender der Harzsparkasse, sowie Vertreter der Reemtsma-Stiftung und Lotto Toto GmbH.
Ein besonderes Geschenk hatte Pfarrer Karsten Höpting mitgebracht – einen Abendmahlskelch, der im Albrechtshaus benutzt wurde. Mehrere Mundstücke und ein Rückflussbecken sollten eine Ansteckung bei Gottesdiensten mit Patienten verhindern. Der Kelch soll als Dauerleihgabe in der Kirche bleiben.



