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Starkregen Land unter in Wernigerode

Schwimmende Autos, vollgelaufene Keller und hochgedrückte Gullideckel: Starkregen hat in Wernigerode für Chaos gesorgt.

Von Julia Bruns 02.06.2016, 22:15

Wernigerode l Starkregen hat in Wernigerode für vollgelaufene Keller und überflutete Straßen gesorgt. 40 Einsätze hat die Leitstelle Harz allein zwischen 9.30 und 11 Uhr in Wernigerode verzeichnet. 60,9 Liter pro Quadratmeter kamen am Vormittag vom Himmel. Zum Vergleich: Im sehr trockenen Juni 2015 fielen im gesamten Monat 28 Liter Regen pro Quadratmeter. Normal sind für den gesamten Juni laut Deutschem Wetterdienst 71 Liter pro Quadratmeter.

Nach Information der Leitstelle gab es keine Schwerpunkte, betroffen war das gesamte Stadtgebiet. So musste der Altstadtkreisel für den Verkehr voll gesperrt werden. Wie er war auch die Unterführung am Bahnhof von den Regenmassen geflutet worden. Im Veckenstedter Weg bot sich Autofahrern und Passanten ein erschreckendes Bild, das zigfach auf Facebook geteilt wurde: Hier war ein BMW zu weit in die Wassermassen manövriert worden und schwamm in der vollgelaufenen Unterführung.

Auch auf dem Marktplatz staute sich das Wasser. Café-Betreiber Michael Wiecker schickte der Volksstimme ein Foto von seinen überschwemmten Außenplätzen. Unweit von ihm erwischte es das Hotel „Weißer Hirsch“. „Wir sind seit 38 Jahren am Markt und kennen das Szenario“, sagte Jörg Wieland auf Volksstimme-Nachfrage. „Wenn es in dieser Intensität regnet, hat man keine Chance. Aber wir haben eine Pumpe, der Keller war bis mittags trockengelegt.“

Bis kurz vor dem Überlauf gefüllt sind die Bach- und Flussläufe. An der Schönen Ecke ist der Pegel des Zillierbachs stark angestiegen. Zahlreiche Schaulustige bestaunten an der Papierfabrik der Hochschule Harz die reißenden Fluten der Holtemme.

Am Trift in Oberhasserode wird der sogenannte Sturzbach unterirdisch. Er machte seinem Namen am Donnerstag alle Ehre – der Bach war über die Ufer getreten, nachdem der Zulauf zu dem unterirdischen Kanal mit Ästen und Geröll verstopft war. Das Wasser strömte in voller Breite den Trift entlang, bis hinunter zur Friedrichstraße. Ein Gitter musste schließlich mit Hilfe eines Baggers vom Unterhaltungsverband Ilse-Holtemme rausgerissen werden, damit das Wasser wieder ungehindert in den Kanal fließen konnte.

Neben dem Supermarkt an der Amtsfeldstraße hatte sich das Wasser aus dem Sturzbach zu einem regelrechten Teich angestaut. Zahlreiche Keller wurden in der gesamten Stadt geflutet. 45 Kameraden der Feuerwehren Wernigerode, Silstedt und Minsleben rückten bei über 50 Einsätzen mit Pumpen an, halfen den Menschen, wo sie konnten. Vielerorts solidarisierten sich die Nachbarn, teilten Pumpen miteinander.

Volksstimme-Leserin Karla Lüddecke wandte sich an die Redaktion. Besorgniserregend sei der Zillierbach, der bis auf einen schmalen Streifen zugewachsene sei. „Das satte Grün ist zwar hübsch anzusehen. Aber sieht so Hochwasserschutz aus?“, fragt sie.

Wie Bauamtschef Torsten Friedrich auf Volksstimme-Nachfrage sagte, können in der Tat von den Fluten abgerissene Gräser und Hölzer enge Stellen verstopfen und so bei Starkregen für Überschwemmungen sorgen. Der Beschnitt sei Sache des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Halberstadt. Er schätzt die Lage als dramatisch ein. „Das ist ein Ereignis, wie wir es nicht oft erleben“, so Friedrich. „Wir hoffen, dass es am Freitag nicht erneut so stark regnet, da die Flüsse stark angeschwollen sind.“

Gullideckel wurden in der Salzbergstraße, im Veckenstedter Weg und in der Schmatzfelder Straße hochgedrückt. Gegen 12 Uhr war der Spuk vorbei und die Sonne zeigte sich. Die Einsatzkräfte gaben die gesperrten Verkehrsknotenpunkte für den Verkehr wieder frei und die Aufräumarbeiten konnten beginnen.