Denkmalschutz Stieges Stabkirche im Harz-Wald komplett abgebaut
Im Wald bei Stiege im Oberharz ist nach 116 Jahren eine Ära geendet. Das letzte Teil der Stabkirche ist am alten Standort am Albrechtshaus demontiert worden.

Stiege - Langsam schwebt die Kanzel empor. Ein Kran setzt sie sacht auf dem bereitstehenden Lkw ab, der sie abtransportiert. Damit ist am Donnerstagvormittag gegen 10 Uhr der Abbau von Stieges Stabkirche an ihrem alten Standort im Wald am Albrechtshaus geschafft.
„Es ist kein Balken mehr übrig, alles ist weg – ein großes Kompliment an die Werkstätten für Denkmalpflege aus Quedlinburg “, berichtet Regina Bierwisch von den Rettern des hölzernen Kleinods. Das Gros der rund 600 Einzelteile des Riesenpuzzles werde am neuen Standort im Ortskern gelagert, andere im Stieger Bauhof sowie in der Scheune eines Mitglieds des Stabkirchenvereins. „Wir liegen damit gut im Zeitplan“, erläutert Bierwisch. Ziel bleibe weiter die Eröffnung für Besucher am Tag des offenen Denkmals am 12. September.
In der Woche nach Pfingsten konzentrieren sich die Arbeiten auf die Werkstatt in der Welterbestadt: „Ein Fenster, das stark von Ameisenfraß befallen ist, muss aufgearbeitet werden, dazu sollen Fensterfächer restauriert werden“, erläutert Bierwisch. Auch die Eichenschwelle - ein großer Balken, der über dem Fundament die Holzkonstruktion trägt – sei leider stark beschädigt. „Vor seinem Wiedereinbau kann dieses Teil nur in der Werkstatt aufgearbeitet und vorbereitet werden“, ergänzt Bierwisch. Glücklicherweise könnten einige Elemente der alten Schwelle wiederverwendet werden.
Anfang Juni geht es am neuen Standort weiter
Anfang Juni sollen die Einzelteile dann nahe des oberen Teichs zusammengesetzt werden. „Wie unser Statiker festgestellt hat, brauchen wir am neuen Standort mehr Metallstützen als am alten“, so die Stiegerin. Das Holz für Ersatzbohlen sei inzwischen angeliefert worden, sodass es ohne Verzögerungen weitergehe.
Dennoch zeichneten sich Mehrkosten ab. „Wir wollen aber im Rahmen von 1,1 Millionen Euro bleiben.“ Notfalls müssten einige Posten des umfangreichen Projekts getauscht werden. „Wahrscheinlich werden wir die Arbeiten am Außengelände auf das nächste Jahr verschieben müssen“, sagt Bierwisch.
Bereits 68 von 100 Sitzpatenschaften vergeben
Positiv überrascht seien sie und die anderen Mitglieder des Vereins zur Rettung und Umsetzung der Kapelle aber vom Echo der Sitzpatenschaft-Aktion für die Holzkirche: Stand Donnerstag sind bereits 68 der 100 Plätze vergeben, nur 32 noch verfügbar. „Es melden sich fast täglich Interessenten“, so Regina Bierwisch weiter. Für die Summe von 300 bis 500 Euro können sich Spender die Patenschaft für einen Sitzplatz in der Kirche sichern – auf Wunsch mit personalisiertem Messingschild.
Hintergrund: Die Mitglieder des 2014 gegründeten Vereins arbeiten seit Jahren an ihrem Projekt: Das 1905 eingeweihte Gebäude mit den markanten Drachenköpfen vor weiteren Vandalismusschäden bewahren und dafür aus dem Wald am Albrechtshaus in den Ort bringen. Der Abbau begann Mitte März.