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Straße gesperrt Obstbauer bangt um Existenz

Ein Obstbauer in Wernigerode bekommt seine Erdbeeren nicht an den Mann. Bei einer Straßensperrung ist er vergessen worden.

Von Regina Urbat 18.06.2018, 11:37

Wernigerode l Der letzte produzierende Obstbauer in Wernigerode, Ernst Kortegaß, ist erbost. Auf seiner Plantage baut er Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und Äpfel an. Seine Kirschbäume hängen voller Früchte, die Erdbeeren sprießen auf seinen Feldern. Aber er kann sie nicht verkaufen. Seine Plantage, die hinter seinem Verkaufsstand liegt, ist im Moment schwer erreichbar. Hintergrund ist die Sperrung der Halberstädter Straße. Nun kommt man nur über einen für Fußgänger und Fahrradfahrer ausgelegten Weg zu ihm.

Seine Früchte werden schlecht, wenn er sie nicht gleich verkauft. Deshalb können seine Saisonarbeiter im Moment nicht pflücken. Sie jäten stattdessen Unkraut. „Ich werde sie wohl nach Hause schicken müssen“, sagt Kortegaß resigniert. Er ärgert sich besonders darüber, dass er von der Sperrung erst aus der Zeitung erfuhr. Als er sich bei der Stadt beschwerte, sei ihm gesagt worden, dass man die Bordsteine erneuere. „Wegen einer Schönheitsreparatur so eine Sperrung!“, regt der 65-Jährige sich auf. Auf die Frage, warum er nicht vorab informiert wurde, sagte ihm das zuständige Planungsbüro: Die Firma wurde bei der Suchmaschine Google nicht gefunden. „Man hat mich einfach vergessen. Meine Existenz ist bedroht, und dann kriege ich solche Antworten“, sagt Ernst Kortegaß.

Auf Volksstimme-Nachfrage im Rathaus kam Bewegung in die Sache, das Ordnungsamt wies dem Obstbauern einen Verkaufsplatz mit Ausnahmegenehmigung vor dem Skatepark im Stadtfeld hinter dem Edeka-Center zu. Damit sei er jedoch nicht zufrieden: Am ersten Tag habe seine Mitarbeiterin 17 Erdbeerschalen verkauft. „Normalerweise sind es mehr als 80 um diese Zeit.“

Zum Hintergrund: An der Halberstädter Straße wird zwischen Otto-von-Guericke-Straße und Brücke Kiliankreisel gebaut. Asphaltdeck- und –binderschicht, Verkehrsinseln und die Ampel am Harzpark werden erneuert, teilt Ralf Hartmann von der Landesstraßenbaubehörde in Halberstadt auf Nachfrage mit.

Der Obstbauer hätte sich gewünscht, dass die Sperrung nur halbseitig verläuft und das Rathaus eine Vollsperrung abgelehnt. „Aus Gründen des Arbeitsschutzes ist das aber nicht möglich“, entgegnet Ralf Hartmann. „Es mag im Moment so aussehen, als seien es nur Schönheitsreparaturen, doch die Erneuerung des Gehwegs auf der Höhe des Schleifwegs ist nur eine Vorbereitung auf die umfangreiche Straßensanierung.“

So wird die Vollsperrung der Hauptverkehrsader - Halberstädter Straße - weiter bestehen, laut Landesbaubehörde bis zum 4. August. Die Stadtverwaltung Wernigerode hat keine Einflussnahme. Kascha.