1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Wernigerodes Insel-Bewohner auf der Palme

Straßenausbau Wernigerodes Insel-Bewohner auf der Palme

Im März sollen die Bagger in der Insel in Wernigerode anrollen. Anwohner machen ihrem Ärger auf einer Versammlung der Stadtverwaltung Luft.

Von Holger Manigk 07.03.2018, 00:01

Wernigerode l Bis zu 8000 Euro müssen die Insel-Anrainer in Wernigerode für den Ausbau ihrer Straße bezahlen. Das schätzte Thomas Mendritzki auf der Einwohnerversammlung zum umstrittenen Bauprojekt. Die Kosten für die Anwohner richten sich nach der Größe und Nutzung ihrer Grundstücke sowie der Geschosszahl ihrer Häuser, erläuterte der Chef des Bauverwaltungsamtes. Er rechne mit 4500 bis 6000 Euro für die meisten Anrainer.

Die müssen 40 Prozent der Kosten für die neue Fahrbahn und 60 Prozent des Geldes für Straßenlampen aufbringen. „Die gute Nachricht: Die anfangs geschätzte Summe von 150.000 Euro Baukosten für den ersten Abschnitt werden wir bei weitem nicht erreichen“, versuchte Wernigerodes Bauamtsleiter Jörg Völkel die 50 aufgebrachten Insulaner zu beschwichtigen. Das sächsische Ingenieurbüro BKS hat in seiner Planung einen Betrag von maximal 75.000 Euro dafür errechnet.

Der Plan des Teams um Geschäftsführer Frank Nobis: Stück für Stück zum Ziel auf dem 230 Meter langen Straßenabschnitt, der erneuert werden soll. Zunächst sollen die alte Ufermauer ab- und der Straßenbelag aufgerissen werden. An ihrer Stelle sollen schrittweise 7,50 Meter breite Betonsegmente eingesetzt werden.

Ein sogenannter Verbau soll die Anwohner während der Bauarbeiten vor einer neuerlichen Flut schützen. Dazu werden Stahlrohre in den Boden gebohrt, die mit Bohlen verbunden werden. „Dabei werden wir unweigerlich den alten Abwasserkanal zerstören“, sagte der BKS-Chef. Deshalb sei es unabdingbar, neue Wasser-, Abwasser- und Gasleitungen zu verlegen.

Die größten Sorgen bereiten den Anwohnern aber die Regenwasserleitungen. Statt wie bisher für jedes Grundstück einzeln sollen die Anschlüsse mehrerer Häuser nun gebündelt und über wenige große Kanäle in den Fluss geleitet werden.

Dazu müssen sich nun alle Anwohner vom Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode (WAHB) erfassen lassen, erläuterte Annette Kimmerle. „Den beim Hochwasser zerstörten Schmutzwasserkanal bezahlen wir. Sie zahlen für ihren Anschluss“, sagte die Fachbereichsleiterin Technische Konzeption vom WAHB.

Das brachte einige Betroffene auf die Palme: „Die Anwohner auf der anderen Holtemme-Seite behalten alle ihre separate Regenwasser-Einleitung, wir lassen uns nicht auseinander dividieren“, wetterte ein Insel-Bewohner. „Alle oder keiner“, lautete seine Forderung.

Die Insel sei kein Einzelfall, hielt Jörg Völkel vom Bauamt dagegen. „Der Frankenfeldstraße blüht mit der Erneuerung des Sturzbaches das Gleiche.“ Ebenso sei am Eisenberg die Straße bei Kanalarbeiten grundhaft erneuert worden.

Die Ufermauer der Holtemme an der Insel war während des Juli-Hochwassers abgesackt. In der Straße klaffte ein Loch, ein Schmutzwasserkanal war gebrochen. Anschließend war die Fahrbahn repariert worden, am 12. März sollen die ersten Baufahrzeuge anrücken, informierte Johannes Frankenfeld von der ausführenden Firma Umwelttechnik und Wasserbau.

Ab der Hausnummer 8 sollen bis zum Ende Oktober die ersten 50 Meter erneuert werden, in zwei weiteren Etappen die restlichen 180 Meter bis zum Wehr an der Hochschule Harz. Für die drei Bauabschnitte flattern den Anwohnern drei Beitragsbescheide ins Haus, sagte Bauamtschef Völkel.