1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Hasseröder Insel-Volk in Aufruhr

Straßensanierung Hasseröder Insel-Volk in Aufruhr

Sturm der Entrüstung in der Hasseröder Insel: Gegen den Willen der Anwohner will Wernigerode die Straße ausbauen.

Von Ivonne Sielaff 01.03.2018, 00:01

Wernigerode l Nicht mit uns. Die Bewohner der Insel in Hasserode wehren sich gegen den geplanten Ausbau ihrer Straße. Per Brief sind sie von der Stadtverwaltung über die anstehenden Arbeiten informiert worden. Straßenentwässerung, Beleuchtung und Fahrbahn sollen erneuert werden.

Nach Meinung der Anwohner ist das nicht notwendig. Deshalb haben sie Einspruch eingelegt. Die Entwässerung und die Beleuchtung der Straße sind voll funktionsfähig, schreibt Manuela Harbordt im Namen ihrer Nachbarn an die Stadtverwaltung. Auch die Fahrbahnoberfläche sei intakt, sie sei in den letzten zwei Jahren „umfangreich“ saniert worden, so Harbordt weiter. „Es gibt seitens der Bewohner keinen Bedarf an einer derartigen Erneuerung.“

Zur Vorgeschichte: Die Straße entlang der Holtemme wurde beim Juli-Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Wassermassen hatten die Ufermauern derart unterspült, dass die Straße teilweise abgesackt war. Das Wehr an der Hochschule Harz fiel der Flut ebenfalls zum Opfer.

Die Schäden sind in den letzten Monaten provisorisch behoben worden. Die große Instandsetzung der Ufermauern durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) steht ab 2018 an.

Um die Mauer verankern zu können und ein dauerhaft belastbares Bauwerk zu erhalten, müssten Ver- und Entsorgungsleitungen in der Straße Insel verlegt werden, informiert LHW-Flussbereichsleiter Christoph Ertl gegenüber der Volksstimme. „Damit verbunden ist der Aufbruch und die Wiederherstellung der Straße.“ Mit im Boot seien laut Ertl die Stadtwerke, der Wasser- und Abwasserzweckverband – und natürlich die Stadt Wernigerode. Insgesamt 770.000 Euro sind für die Arbeiten am ersten Bauabschnitt eingeplant. Die Kosten werden durch den LHW und die Projektpartner getragen. „Eine Umverlegung der Kosten durch den LHW auf die Anwohner kann und wird nicht erfolgen“, versichert Ertl. Auch für die Erneuerung des Schmutzwasserkanals und der Trinkwasserleitung werden keine besonderen und zusätzlichen Beiträge von den Anwohnern erhoben, heißt es auf Volksstimme-Nachfrage von Vertretern der Stadtwerke und des Abwasserverbandes.

Wohl aber von Seiten der Stadt. Mit der Sanierung werden Straßenausbaubeiträge fällig. Das heißt, für die Insel-Bewohner könnte es teuer kommen. Und das ist ihnen ein Dorn im Auge, werden sie doch das Gefühl nicht los, dass letztlich sie für die Beseitigung der Flutschäden bluten sollen.

Inzwischen hat die Stadtverwaltung auf den Einspruch reagiert. Der Brief, unterzeichnet von Stadtchef Peter Gaffert (parteilos), liegt auch der Volksstimme vor. Die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, Straßenausbaubeiträge zu erheben, heißt es darin. „Nur den einstürzenden Abschnitt zu reparieren, ist wirtschaftlich und technisch nicht zu vertreten. Die normale Lebensdauer der Insel ist abgelaufen.“ Die Straße sei abgenutzt und verschlissen. Ob eine Straße erneuert oder nur ausgebessert werde, liege im Ermessen der Stadt – „und zwar ohne Rücksicht auf die Beurteilung der Erneuerungsbedürftigkeit der Anwohner.“

In 2018 sei der Ausbau des unmittelbar vom Hochwasser betroffenen Bereichs geplant, heißt es in dem Schreiben weiter. Ab 2019 soll die Sanierung der Insel in mehreren Bauabschnitten fortgesetzt werden. Gafferts Brief ist für die Insel-Bewohner ein weiterer Affront. Heute sind sie um 17 Uhr zu einer Versammlung ins Neue Rathaus eingeladen. Ob sich die Wogen glätten, ist fraglich.