Psychologin Birgit Schoppe wird bei der Beratung von Kindern von ihrem Hund unterstützt Therapeutin "Nele" begrüßt mit einem "Wuff"
Tiere üben eine positive Wirkung auf Menschen aus. Das macht sich Psychologin Birgit Schoppe zu Nutzen. Therapiehund "Nele" assistiert ihr bei der Beratung von Kindern und Jugendlichen mit Problemen.
Wernigerode l Einmal pro Woche sitzt Nele Schoppe in ihrem Büro im Beratungszentrum des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in der Forckestraße. Nach spätestens 30 Minuten heißt es für sie schon wieder Feierabend. Nele Schoppe ist keine gewöhnliche Therapeutin. Sie hat kurzes braunes Haar, sanfte hellbraune Augen und vier Pfoten. Und statt "Guten Tag" sagt sie zur Begrüßung "Wuff".
Seit zwei Jahren assistiert Therapiehund "Nele" ihrem Frauchen Birgit Schoppe - vor allem bei der Beratung von Kindern und Jugendlichen. "Ich habe schon lange daran gedacht, mit einem Hund zu arbeiten", sagt die Diplom-Psychologin. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass Tiere eine positive Wirkung auf den Menschen haben. Jedoch sei nicht jeder Hund und nicht jede Rasse dafür geeignet. In einem Magyar-Vizsla-Welpen fand sie schließlich vor viereinhalb Jahren die passende "Kollegin". "Hunde dieser ungarischen Rasse gelten als besonders aggressionsarm und sind leicht zu führen."
Nach Welpen- und Junghundschule startete "Nele" mit einem Jahr ihre Ausbildung. "Über acht Monate sind wir alle vier Wochen für ein Wochenende ins Therapie- und Ausbildungszentrum nach Magdeburg gefahren", erinnert sich Birgit Schoppe. Nicht nur die Tiere, auch ihre jeweiligen Herrchen und Frauchen wurden intensiv geschult. "Schwerpunkte waren Tricks und Kommandos, aber auch die Beziehung zwischen Hund und Mensch." Gleichzeitig habe sie gelernt, ihren Hund zu "lesen". "¿Nele\' hat zwar wahnsinnig Pfeffer, aber sie ist auch eine ängstliche Hündin. Darauf achte ich bei der Arbeit mit ihr."
Und wie genau arbeitet "Nele"? "Ich setze sie meist bei der Therapie von hyperaktiven Kindern oder kleinen Patienten mit geringem Selbstwertgefühl ein." Der Hund wirke oft wie ein "Eisbrecher".
Kommen Kinder zur ersten Therapiesitzung, herrsche erstmal eine angespannte Stimmung. "Nele" lockere diese Spannung auf. "Kinder, die von Erwachsenen enttäuscht wurden, ziehen sich zurück", weiß die Therapeutin. "Über den Hund gelingt es mir, nach und nach ein Vertrauensverhältnis aufzubauen."
Auch "Neles" kleine Kunststücke helfen. "Viele Mädchen und Jungen können nicht deutlich äußern, was sie wollen, reden um den heißen Brei herum." Durch "Nele" würden sie lernen: Ich kann etwas, der Hund tut, was ich will. Das steigere das Selbstbewusstsein. "Und für viele ist es einfach ein großer Spaß, den Hund bellen zu lassen."
Wie auch für "Nele" selbst. Die Kommandos und Tricks sind für sie Spiel und Abenteuer zugleich. "Man kann ihr nichts Besseres tun, als sich Zeit für sie zu nehmen - das ist zuhause genauso", sagt ihr Frauchen. Und wie ist "Nele" privat? "Sehr verschmust, sehr klug, sie braucht viel Auslauf, und sie gehört für mich und meinen Mann zur Familie." Dennoch sei sie ein Hund und kein Mensch. "Und das lassen wir sie auch sein."