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Tierschutz Sicherer Weg für Hörnchen in Wernigerode

Jede Menge Haselnüsse locken Eichhörnchen in Wernigerodes Burgbreite. Besondere Schilder warnen Autofahrer vor den Nagern.

Von Holger Manigk 16.10.2019, 01:01

Wernigerode l Haselnüsse über Haselnüsse liegen links und rechts der Karl-Marx-Straße. Das reichhaltige Buffet von den Bäumen am Fahrbahnrand lockt wieder zahlreiche Eichhörnchen aus dem Lustgarten und dem nahen Kastanienwäldchen in das Wohngebiet Burgbreite.

Im Herbst fressen sich die possierlichen Nager Winterspeck an und legen Vorräte für die kalte Jahreszeit an – und begeben sich dafür immer wieder in Lebensgefahr: wenn sie auf dem Weg zu ihren Futterquellen den Asphalt überqueren und wenn sie sich herabgefallene Nüsse direkt am Bordstein schnappen.

Deshalb hat die Stadtverwaltung reagiert: An den Kreuzungen Kopernikusstraße/ Karl-Marx-Straße und An der Orangerie/ Karl-Marx-Straße sind spezielle Warnschilder für Autofahrer aufgestellt worden – erneut. Seit Ende August signalisieren ihnen die schwarzen Hörnchen-Symbole in grünem Dreieck – Achtung, hier huschen Nager über den Asphalt.

„Die Lösung hat sich aus unserer Sicht absolut bewährt“, erläutert Tobias Kascha auf Volksstimme-Anfrage. Wie der Wernigeröder Rathaus-Sprecher informiert, plane die Stadtverwaltung, die Schilder an den neuralgischen Stellen dauerhaft im Herbst aufzustellen. Die Warntafeln sollen „ungefähr von Spätsommer bis beginnenden Winter, ohne Inspektion der Fruchtreife,“ postiert werden, berichtet Kascha mit einem Augenzwinkern.

Hintergrund: Auf Initiative des Anwohners Hans Kinzorra, der die putzigen Pelztiere und ihren qualvollen Tod auf der Karl-Marx-Straße beobachtet hatte, reagierte die Stadtverwaltung Ende Juli 2018. Als damals die Warnschilder erstmals angebracht wurden, hätten sie Wirkung gezeigt. Wie Kinzorra berichtete, gingen fast alle Autofahrer in der von Haselnussbäumen gesäumten Straße vom Gas. Überfahrene Nager seien in der Zeit der Beschilderung fast gänzlich ausgeblieben. Die Burgbreite-Bewohner hätten seit jeher Rücksicht auf die Hörnchen genommen.

Vorbilder für die Hörnchen-Tafeln gibt es zuhauf: In Ilsenburg warnten im Sommer 2018 Schilder vor Schwänen und ihren Jungtieren, die über die Straße am Forellenteich watschelten. Bereits zuvor gab es in Hasserode am Langen Stieg Schilder, die auf wandernde Kröten hinweisen.

Eichhörnchen sind in Deutschland laut Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. „Grundsätzlich gilt das Eichhörnchen in Europa nicht als bedroht“, informiert die Deutsche Wildtierstiftung auf ihrer Internetseite. Die Nager hätten zwar viele Feinde. Diese würden die Bestände jedoch kaum beeinflussen. „Schlimmer ist der zunehmende Verlust von alten Laub- und Mischwäldern, der zu einem Rückgang der Populationen beitragen kann“, so die Stiftung weiter.