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Umweltverschmutzung Schierkes teure Altlasten

Bei der Entsorgung von Bodenverunreinigungen auf dem Heine-Gelände in Schierke sieht der Käufer die Stadt Wernigerode in der Pflicht.

Von Ivonne Sielaff 28.09.2017, 01:01

Wernigerode l Das könnte für die Stadt richtig teuer werden: Auf dem Gelände des einstigen Hotels „Heinrich Heine“ sind bei Bauarbeiten große Mengen Bauschutt und Asche im Erdreich gefunden worden. Derzeit entsteht dort ein Feriendorf mit 36 Häusern. Bei den Entsorgungskosten sehen die Investoren um Frank Wodsack die Stadt Wernigerode in der Pflicht. Die Stadt hatte der Investorengruppe das Gelände verkauft. Von einer „einvernehmlichen Lösung“, die angestrebt werde, ist die Rede.

Wie diese aussehen soll, kann derzeit weder von Wodsack noch aus dem Wernigeröder Rathaus beantwortet werden. Fakt ist: Es geht um viel Geld. Eine Streitsumme von rund 300.000 Euro steht im Raum. „Das ist geschätzt. Wir werden sehen, ob das der genaue Betrag ist“, sagt Wodsack auf Volksstimme-Nachfrage. Ein Gutachter sei gerade dabei, die Abschlussbilanz zu erstellen. Diese werde Aufschluss über die Menge des entsorgten Materials und die entstandenen Kosten geben.

Die Entdeckung der Bodenverunreinigungen liegt mehrere Monate zurück, wie Stadtjustiziar Rüdiger Dorff und Wodsack bestätigen. Je näher die Arbeiter in den Bereich des alten Heizhauses vorgerückt seien, desto mehr sei gefunden worden, heißt es von Dorff. „Bei dem Bauschutt handelte sich um abgebrochenes Material von ehemaligen Gebäuden“, sagt Wodsack. „Ziegel, Kaminreste, Metallteile – alles was hier mal gestanden hat. Das konnte nicht gesiebt werden und musste raus.“ Die Ascheablagerungen befanden sich vor allem im Böschungsbereich.

Zudem sei laut Rüdiger Dorff eine kleine Menge von Asbestzementbruch freigelegt worden. „Ob dieser vom Heizhaus stammt oder jemand drittes diesen rechtswidrig abgelagert hat, ist fraglich“, so der Stadtjustiziar. Der Asbest sei inzwischen „ordnungsgemäß“ entsorgt worden. Auch die anderen Verunreinigungen wurden komplett abgetragen und entsorgt, versichert Wodsack. Und nicht etwa auf dem benachbarten „Wurmbergblick“-Gelände abgeladen – wie in Schierke hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird. Die auf der städtischen Fläche deponierten Erdmengen würden dort lediglich zwischengelagert. „Dieser Boden ist nicht von den Entsorgungsmaßnahmen betroffen gewesen.“

Die Stadt sei konstant mit den Investoren im Gespräch, das betonen Wodsack und Dorff. Bereits im Juni habe man das weitere Vorgehen besprochen. Ein Schiedsgutachten sei beauftragt worden, um eine Einigung herbeizuführen. Der Investor habe zudem in Abstimmung mit der Stadt ein Entsorgungskonzept aufstellen lassen. „Wir begleiten den Prozess gemeinsam“, sagt Frank Wodsack. „Das ist uns wichtig – und der Stadt auch.“ Sobald der Gutachter seine Bilanz abgeschlossen hat, „wollen wir uns mit der Stadt an einen Tisch setzen“, sagt Wodsack. „Ich bin mir sicher, dass wir Einvernehmen erzielen.“

Die Bauarbeiten sind durch den Fund der Bodenverunreinigungen nicht in Verzug geraten, informiert Frank Wodsack. Die Entsorgung sei jedoch „mit Aufwand“ verbunden gewesen. Die geplante Eröffnung des Feriendorfes am 15. Dezember sei nicht in Gefahr.

Hintergrund: Die Stadt Wernigerode hatte das Gelände samt Hotelruine und Heizhaus 2013 für 145.850 Euro ersteigert – eigentlich um das Gebäude zu retten. Im Juni 2016 wurde das Gelände für 330.000 Euro an eine Investorengruppe aus Hildesheim verkauft. Die Stadt ließ das Hotel mit Fördergeld vom Land und Bund abreißen und den Bauschutt entsorgen. Das Heizhaus, das die Nobelherberge einst mit Wärme versorgte, wurde bereits Mitte 2015 abgerissen.