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Volksstimme-Umfrage bei Firmen vor dem Mittagsspiel der Nationalmannschaft Wer kann heute die Kicker anfeuern?

18.06.2010, 05:20

Wernigerode (ru/tk). Heute 13.30 Uhr: Manche werden essen, andere vielleicht die Mittagsruhe genießen und wieder andere mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mitfiebern. Es gibt allerdings zwischen Abbenrode und Allrode auch ganz viele Frauen und Männer, die arbeiten.

Arbeiten und gleichzeitig der Löw-Truppe am Fernseher zusehen – geht das? Gewiss, man muss nur Verkäufer in einem Fachgeschäft sein … Die Harzer Volksstimme hat gestern Unternehmen gefragt: "Wie halten Sie es mit dem Fußball während der Arbeitszeit?"

Schwierig ist das Daumendrücken vor der Röhre in jedem Fall überall dort, wo Beruf und Fansein gar nicht in Einklang zu bringen sind, beispielsweise im Krankenhaus: Werden aufschiebbare Operationen verschoben, tauschen Schwestern und Ärzte ihre Schichten, um Klose, Khedira und Co. doch die Daumen drücken zu können? "Die volle Arbeitsbereitschaft wird an 24 Stunden an allen Werktagen und Wochenenden am Harz-Klinikum gewährleistet", teilte Dr. Andreas Theune als Stellvertretender Ärztlicher Direktor mit. Das gelte selbstverständlich auch, so der Chefarzt der Klinik für Intensivmedizin, für die Zeit der Weltmeisterschaftsspiele der deutschen Fußballer.

Bei Nemak in Wernigerode schauen die Gießer in die "Röhre", haben sie Schicht. Die Zylinderkopf-Spezialisten arbeiten in drei Schichten, je nach Produkt wieder an allen sieben Tagen der Woche. Wie Geschäftsführer Frank Lehmann einschätzte, hätten es bei der Partie Deutschland-Serbien die Angestellten "schon etwas leichter, sie können ihren Feierabend selbst regeln".

Walzwerk: Noch nicht in Endspielnähe

Ähnlich die Situation im Ilsenburger Walzwerk: "Wir haben selbst vor Feiertagen wenig Respekt und arbeiten wegen der 35-Stunden-Woche in fünf Schichten", so Geschäftsführer Uwe Andres. Sind die Kicker um ihren Kapitän Philipp Lahm so erfolgreich wie beim 2006er-‘Sommermärchen‘ und kämen "in die Nähe des Endspiels", dann sei auch eine Arbeitszeitverlagerung vorstellbar.

Schon gestern Vormittag gab die Chefetage in der Wernigeröder Gießerei KSM Entwarnung, der Kabelbrand (siehe unten) könne den Mitarbeitern die Lust am Fußball nicht verderben. Die Geschäftsleitung um Marc Menge stehe zu ihrem Wort: "Wer möchte und nicht an den Maschinen arbeitet, kann im Werk am Bildschirm Fußball gucken." Die übrigen Mitarbeiter würden mit Durchsagen auf dem Laufenden gehalten. Menge: "Die Spätschicht muss also nicht erst bis 22 Uhr auf das Spielergebnis warten."

Eine völlig andere Situation für die Anhängerschar bietet sich bei den Blankenburger Firmen NetCo und Microvista. Dort sind Grillen, Ausschank von alkoholfreiem Bier und gemeinsames Zuschauen geplant, kündigte Franz Mnich an.

Stadtwerke: Im Foyer arbeiten nur Frauen

Nahezu keine "Empfangsstörungen" der Livebilder aus dem Nelson-Mandela-Stadion in Port Elisabeth haben die Mitarbeiter der Stadtwerke: "Bei uns beginnt 13 Uhr die Gleitzeit", informierte Reinhard Nittel. Allerdings, im Kundenfoyer werde bis 16 Uhr gearbeitet, "aber da sitzen ja nur Damen …" "Natürlich wird bei uns mit gefiebert", sagt Michael Werner und schränkt im gleichen Atemzug ein: "Aber die Lebensrettung geht vor." So wie der Chef des Rettungsamtes in Wernigerode seien die meisten Mitarbeiter Fußballfans und können heute im Aufenthaltsraum das WM-Spiel live verfolgen, so fern kein Einsatz ansteht. Werners Tipp: "3:1" für Deutschland."

Die Mitarbeiter der Harzer Volksstimme müssen übrigens heute Mittag auch arbeiten – auf dem Nicolaiplatz!