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Abschied von der Gastronomie Wernigeröder Weihnachtsmarkt: Warum ein Gastronomenpaar seinen Stand aufgibt

Zum letzten Mal bewirtet das Ehepaar Tacke Besucher auf dem Wernigeröder Weihnachtsmarkt. Endet er, machen die beiden Schluss mit der Gastronomie. Was passiert dann mit ihrem Stand?

Von Sandra Reulecke Aktualisiert: 20.12.2023, 12:35
Seit fast 40 Jahren sind die Eheleute Tacke auf dem Weihnachtsmarkt in Wernigerode mit einem Stand vertreten. Dieser Advent bleibt aber ihre letzte Saison, kündigen die beiden an.
Seit fast 40 Jahren sind die Eheleute Tacke auf dem Weihnachtsmarkt in Wernigerode mit einem Stand vertreten. Dieser Advent bleibt aber ihre letzte Saison, kündigen die beiden an. Sandra Reulecke

Wernigerode. - Punkt 11 Uhr wird das Verkaufsfenster geöffnet. Der Duft nach frischen Bratwürsten, Pommes frites und Glühwein dringt nach draußen und lockt die ersten Besucher an. Routiniert und mit einem Lächeln im Gesicht werden sie von Barbara und Werner Tacke bedient. Dass es die letzte Saison des Ehepaars auf dem Wernigeröder Weihnachtsmarkt ist, ahnen nur die wenigsten Gäste.

„Es sind jetzt fast 40 Jahre, irgendwann muss Schluss sein“, sagt Barbara Tacke. Mit 67 Jahren wollen sie und ihr Mann nun ruhiger treten, einfach mal spontan verreisen können, sich ohne Zeitdruck um das Grundstück in Derenburg kümmern. Doch der vorweihnachtliche Trubel und die Stammgäste werden ihr fehlen, gesteht sie. „Es ist sehr emotional.“ Jeder Tag, der im Advent verstreicht, sei ein kleiner Abschied.

Wernigerode: Mangel zu DDR-Zeiten wird zur Herausforderung für Weihnachtsmarkt

Und mit vielen Erinnerungen verbunden. An die unzähligen Begegnungen, an besonders kalte Winter mit eingefrorenen Leitungen und auch daran, wie alles begann. „Wir wurden von der Stadt angesprochen, ob wir einen Stand betreiben wollen“, berichtet Barbara Tacke. Ein Jahr zuvor, 1984, hatte die gelernte Verkäuferin einen Eiswagen an der Lindenallee übernommen.

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Die Weihnachtsmarkt-Karriere der Tackes startete mit einem Stand gegenüber vom Hotel „Weißer Hirsch“, wo sich heute das Volksbank-Gebäude befindet. „Wir haben mit Glühwein aus Flaschen angefangen, die wir im Großhandel in Blankenburg besorgt haben“, erinnert sich Werner Tacke. Die Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten sei eine Herausforderung gewesen. Nur dank Beziehungen sei es gelungen, Würstchen für den Verkauf zu beziehen. „Geliefert in Obstkisten, eingewickelt in Pergament- oder, wenn es schlecht lief, in Zeitungspapier“, berichtet der Derenburger lachend. Obwohl er als Werkzeugmacher und Ausbilder tätig war, habe er seine Frau von Anfang an unterstützt.

Tricks gegen die Winterkälte

Nach der Wende habe das Paar viele Lieferanten und Produkte ausprobiert, um ihren Kunden in Wernigerode etwas Besonderes zu bieten. „Unsere Bratwurst gibt es hier nur zur Weihnachtsmarktzeit, die beziehen wir extra aus der Nähe der holländischen Grenze“, so Tacke. Bei den Gästen kommen die gut an und gehören seit Jahren zu den Bestsellern. Ebenso der Glühwein, „gewürzt nach Omas Rezept“, ergänzt Barabara Tacke. Was ist ihr Geheimnis gegen die Winterkälte? „Gute Schuhe sind das A und O“, betont die 67-Jährige. Zudem setze sie auf den Zwiebellook, also viele Schichten Kleidung und Socken übereinander.

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Ist ihr nach fast 40 Jahren Weihnachtsmarkt-Erfahrung privat die Lust auf das Fest vergangen? „Im Gegenteil, hier wird man doch richtig darauf eingestimmt“, sagt sie lächelnd.

Gibt es einen Nachfolger für die Weihnachtsmarktbude in Wernigerode?

Auf die Feiertage ist Barabara Tacke längst vorbereitet: Plätzchen und Stolle wurden im November gebacken, die Ente für den ersten Festtag lagert in der Tiefkühltruhe. „Heiligabend verbringen wir bei meiner Schwägerin.“ Schlesische Weißwürste und Lebkuchensoße stehen auf dem Speiseplan, am zweiten Feiertag gibt es Rouladen bei der Tochter.

Sie freuen sich auf die Ruhe an Weihnachten, sagen die Eheleute. Zumal ihnen eine große Sorge genommen wurde: Es gibt Nachfolger für ihren Stand: Die Gastronomen Volkmar Klaus und Maxim Bogomlov aus Oschersleben wollen ihn übernehmen.