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Wetter Rekordverdächtige Hitze in Wernigerode

Ein Hochdruckgebiet, 14 Sonnenstunden und Föhnwind bringen Wernigerode am Freitag ins Schwitzen. Der Wärmerekord für April wird angekratzt.

Von Holger Manigk 20.04.2018, 18:25

Wernigerode l Den wärmsten 20. April seit Beginn der Wettermessung hat Wernigerode am Freitag erlebt. Am Nachmittag zeigte das Thermometer in der Gustav-Petri-Straße 38 Grad Celsius in der Sonne. Als der wärmste 20. April aller Zeiten galt bislang der im Jahr 1996, informiert Thomas Hain. Wie der Mitarbeiter vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig mitteilt, wurden vor 22 Jahren 25,5 Grad gemessen. Der Allzeitrekord für Hitze im April wurde am 22. April 1968 mit 29,5 Grad aufgestellt. An diesem Wert kratzten die Temperaturen am Freitag.

In Wernigerode sei es zudem deutlich wärmer als im Umland, sagt Hain. „Die Stadt hatte bereits am Freitagmorgen die 20-Grad-Marke überschritten, während der Rest Sachsen-Anhalts noch weit darunter lag.“

Wie der DWD-Meteorologe erklärt, profitiere die bunte Stadt am Harz von drei Einflüssen: „Hochdruckgebiet Norbert aus Südosteuropa hat viel warme Luft in die Region gebracht, dazu scheint die Sonne 14 Stunden am Tag an einem nahezu wolkenlosen Himmel.“ Hinzu komme ein besonderes Phänomen, das die Luft am Nordrand des Harzes weiter aufheizt.

„Wernigerode bekommt einen Föhnwind ab, der vom Brocken und dem Hohnekamm ins Tal weht“, berichtet Thomas Hain. Im Windschatten des Mittelgebirges stürzt die Luft von rund 1000 Metern auf 250 Meter ab. Pro 100 Meter abwärts nimmt die Temperatur mit dem steigenden Luftdruck laut einer Meteorologen-Faustregel um ein Grad zu.

Der Föhn habe ebenso wie die Hitzewelle aber nichts mit dem Klimawandel zu tun, sagt Hain. „Das ist eine relativ kurze Episode, typisch April – da gibt es immer große Ausreißer nach unten und oben.“ So sei vor exakt einem Jahr der kälteste Tag im April registriert worden. Damals wurden in Wernigerode eine Lufttemperatur von minus fünf Grad Celcius gemessen, am Boden gar minus sieben Grad Celsius.

„Im April konkurrieren in Mittel- und Norddeutschland Sonne und Wärme, die den Süden Europas schon fest im Griff haben, mit kühler Luft aus Skandinavien, die immer wieder nach Süden drängt“, erläutert der Wetterexperte.

So endet der unverhoffte Frühsommer bereits am Wochenende wieder. Am Sonnabend gehen die Temperaturen deutlich zurück. Die Sonne verabschiedet sich dazu laut DWD ebenfalls in den kommenden Tagen und macht zu Wochenbeginn Platz für Wolken, die Regen bringen.