Simson Wiedergeburt eines Kult-Mopeds
Zehn Wernigeröder teilen eine Leidenschaft: die gute alte Simson. Sie hegen und pflegen den Kult des legendären DDR-Mopeds.
Wernigerode l Ein verchromter Rahmen, ein M-förmiger Lenker, blaue Metallic-Lackierung und ein Rennauspuff. Diese Simson vom Typ S 51 sticht sofort ins Auge. Sie gehört dem Wernigeröder Toni Keyser. Er ist Kfz-Mechaniker und fährt seit dem Jahr 2000 eine Simson. „Dieses Moped ist für mich ein Stück Ostverbundenheit und Heimatgefühl. Außerdem habe ich Lust am Schrauben und am Fahren“, sagt der 30-Jährige. Darüber hinaus sei eine Simson einfach zu reparieren, und man könne sie optisch schnell aufstylen.
Nachgebaute Ersatzteile werden vor allem in Polen und Tschechien hergestellt. Doch damit haben die Simson-Fans aus Wernigerode und der Umgebung keine guten Erfahrungen gemacht. „Sie sind zwar billig, haben aber eine schlechte Qualität. Wir kaufen uns lieber Originalteile vom Flohmarkt oder sehen uns im Internet um, auch wenn diese Teile mehr kosten“, betont Keyser.
Vor rund zwei Jahren haben sich die Wernigeröder Simson-Freunde zusammengefunden. Sie treffen sich regelmäßig, führen Fachgespräche und tüfteln an ihren Zweirädern. „Solch eine Maschine ist leicht zu fahren. Sie bringt bis zu 60 Stundenkilometer“, sagt Gerd Schmidt aus Schmatzfeld. Er besitzt ebenfalls eine S 51. Zu den weiteren bekannten Typen gehören die S 50, die Schwalbe, der Star sowie die Simson-Duo. „Nach der Wende wurden diese Mopeds oft weggeworfen. Heute sind sie Kult“, erklärt der 26-Jährige. Er begeistert sich seit zehn Jahren für dieses Hobby.
Die ganz großen Fahrten werden nicht unternommen. Es gibt jedoch Harz-Ausflüge zu Pfingsten oder am Männertag. Im Herbst sowie Winter, wenn die Straßenverhältnisse schlechter sind, stehen Arbeiten in der Werkstatt auf dem Programm.
Doch im Sommer gibt es einige Höhepunkte. Zu denen zählen Treffen im sächsischen Zwickau und in Reinstedt (Stadt Falkenstein/Harz). Hier waren die Wernigeröder mit Freunden und Freundinnen am vergangenen Wochenende zu finden. „Man kommt dabei schnell mit anderen Simson-Fans ins Gespräch“, so Toni Keyser.
Er war im Jahr 2001 zum ersten Mal beim Treffen in Reinstedt. „Am Anfang fand ich es jedoch besser. Es war kleiner und somit persönlicher. Heute ist es mir zu groß geworden.“
Mittlerweile sind auf dem Gelände des Harz-Rings Simson-Freunde aus ganz Deutschland zu finden. So groß soll der Rahmen am kommenden Sonnabend, 15. August, aber nicht werden. Dann organisieren nämlich die Wernigeröder ab 8 Uhr auf dem Schützenplatz in Wasserleben ihr eigenes Treffen.
„Bei unserer Premiere möchten wir alle Interessierten aus dem gesamten Harzkreis ansprechen. Es können auch gern Besitzer anderer Ostmaschinen wie zum Beispiel Jawa oder MZ kommen“, sagt Keyser. Die Wernigeröder Simson-Liebhaber sind 25 bis 30 Jahre alt. Deshalb würde sich Keyser freuen, wenn ältere Fahrer nach Wasserleben kommen. Die hätten mit ihren Maschinen reichlich Erfahrung gemacht. Der Kfz-Mechaniker verspricht: „Wenn unser erstes Treffen ein Erfolg wird, organisieren wir im nächsten Jahr wieder eins.“