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Wildschweine Schwarzkittel rücken ins Zentrum vor

Die Wildschweinplage greift um sich: Nun wurden vier Tiere auf einem Grundstück in der Friedrichstraße in Wernigerode gesichtet.

Von Julia Bruns 17.11.2017, 00:01

Wernigerode l Die Wildschweinplage in Wernigerode hat einen neuen dramatischen Höhepunkt erreicht: Vier Schwarzkittel haben am Montagmorgen ein Grundstück in der Friedrichstraße/Ecke Mönchstieg heimgesucht. „Unten auf dem Hof ging der Bewegungsmelder an, unsere Hündin ‚Polly‘ hat angeschlagen“, berichtet Ute Klein über jenen Morgen. Es sei 5.45 Uhr gewesen, noch recht dunkel. „Als ich vom Badezimmerfenster aus auf den Hof blickte, sah ich ein Wildschein.“ Den Schreck habe sie erst verdauen müssen, rief sofort ihren Mann herbei. Uwe Klein schätzt das Gewicht des Schwarzkittels auf etwa 25 Kilogramm. Sie fotografieren das Tier, die Bilder liegen der Redaktion vor. „Auch auf der rechten Seite bebte die Hecke vom Nachbargrundstück. Wir entdeckten zwei größere Wildschweine und ein kleines, die sich den Weg durch unseren Maschendrahtzaun bahnten, über unser kleines Grundstück liefen, durch den nächsten Zaun schlüpften und dann Richtung Holtemme verschwanden“, berichtet Uwe Klein gegenüber Volksstimme.

Das Besondere: Das Haus der Kleins liegt zentral, Nähe Westerntor, Friedrichstraße, Hausnummer 143a. 400 Quadratmeter misst der Garten, er ist durch einen Maschendrahtzaun begrenzt. Dieser hat erhebliche Schäden erlitten. Nebenan befindet sich ein Studentenwohnheim mit Versicherungsmakler im Erdgeschoss. Unweit des Areals sind der Kindergarten „Villa Sonnenschein“ und die Krippe „Am Auerhahn“.

Weil das Schwein auf ihrem Hof keinen Ausweg zu finden scheint, rufen die Kleins die Feuerwehr an. Dort verweist man sie ans Ordnungsamt. „Die beiden Außendienstmitarbeiter haben uns nie erreicht, sie haben die Adresse nicht gefunden“, sagt Ute Klein. „Ich frage mich, was noch passieren muss, bis die Kommune ein Konzept für das Wildschwein-Problem vorlegt.“ Sie gewinne den Eindruck, man schaue machtlos zu, wie sich die Borstentiere mehr und mehr in Richtung Innenstadt ansiedeln. „Müssen erst Menschen zu Schaden kommen?“, fragt Uwe Klein. Nicht nur die Kinder im „Auerhahn“ und „Sonnenschein“, auch Verkehrsteilnehmer seien gefährdet. „Sie sind im Zentrum angekommen“, so sein Fazit.

Er habe sich in erster Linie „blöd“ gefühlt, weil er nicht gewusst habe, wie er die Gruppe Wildschweine wieder los wird. Ein Nachbar öffnet schließlich die Eingangstür zum Grundstück, sorgt so dafür, dass der Schwarzkittel das Weite sucht. „Wir haben in die Hände geklatscht und Lärm gemacht, damit das Schwein verschwindet“, berichtet Ute Klein. „Es ist wichtig, dass die Bürger aufgeklärt werden, wie sie sich in so einem Fall konkret verhalten müssen.“ Uwe Klein vermutet, dass die Tiere über die Bahnschiene aus Richtung Papental kommen. Auf seinen Spaziergängen mit dem Hund habe er Am Stillen Wasser ein Wildschwein gesichtet. Die Entwicklung sei beängstigend. Er fordert Konsequenzen.

Der Leiter des Oberbürgermeisterbüros, Tobias Kascha, verspricht, den Fall in der Dezernentenrunde am Montag aufzugreifen. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten bereits Kontakt zu Familie Klein aufgenommen. Zudem werde derzeit im Auftrag von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) rechtlich überprüft, ob der befriedete Bereich „aufgeweicht werden kann“, damit die Wildschweine im Ernstfall auch im Stadtgebiet erlegt werden dürfen.