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Wildschweinplage Fallenfang statt Abschuss in Wernigerode

In der Gartenanlage im Wernigeröder Nesseltal haben sich schon wieder Wildschweine eingenistet. Nun sollen Fallen Abhilfe schaffen.

Von Ivonne Sielaff 06.04.2018, 01:01

Wernigerode l In Hasserode wird vorerst nicht zur Wildschweinjagd geblasen. Stattdessen sollen die Borstentiere lebend gefangen werden. Im Januar hatte Stadtchef Peter Gaffert (parteilos) den Abschuss der Tiere im Nesseltal beantragt. Jetzt heißt es aber: „Das Risiko von Querschlägern in der Nähe von Wohnquartieren ist einfach zu hoch.“ In Abstimmung mit der unteren Jagdbehörde habe man sich deshalb für das Aufstellen von sogenannten Saufängen entschieden.

Seit gut einem Jahr halten die Wildschweine die Wernigeröder in Atem. In ganzen Rotten strömen die Tiere vom Wald in bewohnte Gebiete. Auf der Suche nach Fressbarem durchwühlen sie Gärten und Grundstücke und hinterlassen eine Schneise der Verwüstung. Während der Wintermonate konnten die Betroffenen ein wenig aufatmen. In den letzten Wochen hat sich die Lage aber wieder verschärft. Erneut haben sich Wildschweine in der Gartenanlage im Nesseltal eingenistet.

„Es sind zehn bis 14 Tiere“, berichtet Hans-Joachim Schulze, der nun unfreiwillig in Nachbarschaft zu den Wildschweinen lebt. „Jeden Abend um 21 Uhr geht es los. Dann fangen sie an zu randalieren.“ Er könne fast die Uhr danach stellen, sagt Schulze. „Das geht die ganze Nacht durch bis zum Morgen.“ Neulich sei er in aller Frühe zum Briefkasten gegangen. „Plötzlich kam ein Schwein um die Ecke. Ich bin zur Seite gesprungen, so habe ich mich erschrocken.“ Was den Hasseröder am meisten beunruhigt: „Die Tiere haben gar keine Scheu mehr vor dem Menschen.“ Bis auf vier Meter kommen sie ran. „Wissen Sie“, sagt Schulze. „Es ist schlimm, wenn man nur noch in Angst leben muss und nachts nicht mehr schlafen kann.“

Eine Angst, die Torsten Sinnecker durchaus verstehen kann. Der Wildschwein-Experte glaubt allerdings nicht, dass die Tiere vollkommen ihre Scheu vor dem Menschen verlieren, „sofern dieses Schwarzwild nicht regelmäßig gefüttert wird“, so der Chef der Jagdbehörde in Halberstadt. Vorsicht sei jedoch geboten, wenn die Bachen mit ihren Frischlingen unterwegs sind. „In der Regel warnen die Bachen aber mit deutlichen Warnlauten davor, ihnen näher zu kommen.“

Die Wildschwein-Fallen sollen in den nächsten Wochen in der Gartenanlage aufgestellt werden, informiert Rathaussprecher Tobias Kascha. Potenzielle Standorte werden derzeit mit der Kreisbehörde abgesprochen. Parallel dazu setzt die Stadtverwaltung laut Kascha nach wie vor auf Vergrämungsmittel. Die Pellets sollen auch weiterhin in und um die Gartenanlage sowie im anliegenden Stadtwald verstreut werden. Die Hoffnung: Die Tiere fressen die scharfen Köder, speichern den Geschmacksschock als schlechte Erfahrung ab und meiden das Gebiet künftig.

Auch wenn der Lockstoff in der Gartenanlage bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, ist Torsten Sinnecker von dessen Wirksamkeit überzeugt. Das Mittel sei sehr zuverlässig, wenn es richtig angewendet wird, so der Fachmann. Wichtig ist, dass die Gebrauchsanleitung beachtet, die behandelte Fläche regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf nachgeködert wird.

Darüber hinaus intensivieren die Jäger die Wildschweinjagd in den angrenzenden Wäldern. Allein im Stadtwald wurden im vergangenen Jagdjahr fast 90 Tiere geschossen.