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Abenteuertour Radelnd von der Börde bis zum Bodensee

Ein Abenteuer haben fünf junge Männer aus der Börde gestartet. Von Groß Ammensleben fuhren sie mit Fahrrädern zum Bodensee.

Von Constanze Arendt-Nowak 28.06.2018, 01:01

Groß Ammensleben / Bebertal / Magdeburg l Als die Groß Ammensleber Gordon Westphal (36), Kay Bednarz (31) und Matthias Kazmierzak (30) an einem Juni-Sonnabendmorgen ihre Fahrräder aus der Garage holten, hatten sie große Pläne. Ihr Ziel hieß Bodensee. Und genau den See im Südwesten Deutschlands wollten auch Marco Wohlfahrt (45) aus Bebertal und Frank Kufeld (48) aus Magdeburg mit dem Fahrrad erreichen und schlossen sich den drei jungen Männern an. „Es waren ja teilweise fremde Leute, die da gemeinsam das Abenteuer starteten“, erklärt Gordon Westphal, der als Einziger alle Radler kannte.

Die Idee war dem radfahrbegeisterten Groß Ammensleber aus einer Laune heraus gekommen. Nachdem er im vergangenen Jahr bereits gemeinsam mit Frank Kufeld Wismar im Fahrradsattel angesteuert hatte, sagte er eines Tages: „Ich fahre zum Bodensee.“

Als Kay Bednarz, der vor zwei Jahren bereits mit dem Fahrrad Litauen unsicher gemacht hat, davon erfuhr, war auch er sofort von der Idee begeistert. Für Frank Kufeld war es keine Frage, auch er war gleich dabei. Der Buschfunk tat sein Übriges und so saßen nach einer Weile auch Matthias Kazmierzak und Marco Wohlfahrt fest mit „im Sattel“.

Die Tourvorbereitung bei persönlichen Treffen und per Chat liefen auf Hochtouren. Die Route – meist auf Fern-Radwegen wie dem Elbe-Radweg, dem Saale-Radweg und dem Donau-Radweg – wurde geplant. „Letztlich war die Tour knapp 200 Kilometer länger, als wenn wir mit dem Auto gefahren wären“, so Kay Bednarz. Und genau da lag dann gleich ein Problem: Anstatt wie geplant montags zu starten, wurde der Tourstart in Groß Ammensleben zwei Tage vorverlegt. „Schließlich wollten wir am Montag darauf alle wieder pünktlich auf Arbeit sein, das war unser persönlicher Druck“, sagt Gordon Westphal.

Am Starttag gab es immer noch einige, die diese Tour den jungen Männern nicht zugetraut hatten. Zu ihnen gehörte auch Bernd Bednarz, der Bruder von Kay Bednarz, der seit 15 Jahren am Bodensee lebt und dem sie einen Besuch abstatten wollten.

Die Tour lief aber gut an. Schon am ersten Abend hatten sie den Süden von Halle erreicht und mal eben 145 Kilometer in den Beinen. Wo übernachtet wird, wurde an diesem Tag ebenso wie an den weiteren, meist kurzfristig entschieden. „Wir wussten ja nie richtig, wie weit wir kommen, und haben das dann meist nachmittags per Telefon abgestimmt“, blickt Gordon Westphal zurück. Zweimal war eine Jugendherberge und sonst Pensionen und Hotels ihr Quartier für eine Nacht. Abends ließen sie es sich gut gehen, um die Reserven wieder aufzufrischen. „Und wenn wir wen getroffen haben und von unseren Plänen erzählt haben, hieß es nicht selten: ‚Ihr habt doch eine Meise!‘“

Die zweite Etappe hatte etwas Romantisches. Auf dem Saale-Radweg und an Weinbergen vorbei war am Abend nach 120 Kilometern Kahla erreicht. Weiter ging es am dritten Tag über die Berge bis nach Coburg – weitere 112 Kilometer. Schweinfurt hieß das Ziel am vierten Tag nach „nur“ 86 Kilometern. „Wir haben gedacht, die Bergetappe durch den Thüringer Wald wird die schlimmste, aber der nächste Tag war noch schlimmer, da auch hier Berge auf uns warteten und die Temperaturen dazu bis fast auf 40 Grad kletterten“, erzählt Gordon Westphal weiter.

Über die Zwischenziele Rothenburg ob der Tauber nach 130 Kilometern am fünften Tag und Ulm nach weiteren 110 Kilometern am sechsten Tag stand die Schlussetappe an. „Als wir nach Ulm gefahren sind, hat es ständig um uns herum gewittert, aber wir sind davon verschont geblieben“, so Westphal.

Doch bevor die „Pedalritter“ aus der Börde in Ulm wieder auf die Räder stiegen, standen Treffen mit zwei Bekannten an. Zum Einen war Gordon Westphals Lebensgefährtin Susan Butterweck ihnen mit dem Camper gefolgt und zum Anderen wollte Bernd Bednarz die jungen Männer auf der letzten Etappe radelnd begleiten. Schon früh morgens war er ihnen im Zug entgegengefahren.

Hatte das Gewitter am Vortrag noch Mitleid mit den fünf Radlern, so kam es nun auf dem Weg bis nach Tettnang dicke. In Ravensburg mussten sie einen Zwangsstopp einlegen und den großen Regen abwarten. Doch einige Stunden später hieß es nach insgesamt 835 Kilometern: „Ziel erreicht!“

Nachdem sie die Taschen in der Unterkunft abgestellt hatten, ging es aber trotz strömenden Regens nochmal auf die Fahrräder. Ab nach Langenargen direkt am Bodensee. Kay Bednarz, der auf die Idee gekommen war, ist sich heute noch sicher: „Ich glaube, am nächsten Tag wäre keiner mehr mit dem Rad zum Bodensee gefahren.“

Nach einem vollen Tag Aufenthalt ging es am Sonntag motorisiert zurück in die Heimat. Während Gordon Westphal mit seiner Lebensgefährtin und Töchterchen im Camper den Heimweg antrat, leistete den anderen ein Mietwagen gute Dienste – die Fahrräder selbstverständlich sicher verstaut.

Das Fazit ist eindeutig: Alle haben durchgehalten, auch wenn sie zum Ende geschlaucht waren, und alles ging ohne Pannen und Unfall ab. Eine Wiederholung einer solchen Tour ist nicht ausgeschlossen, dann aber wohl mit anderem Ziel. „Vielleicht Atlantik, also Richtung Niederlande“, stellt sich Gordon Westphal schon jetzt vor.